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Alltag ohne Angst: Familie Ali aus Aleppo hat in Hoya ein neues Zuhause gefunden

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Die 17-jährige Aisha Ali (links) präsentiert Renate Paul, Fatima Ali, Margret Thalmann, Ahmed, Moustafa und Maged Ali (von links) die Ergebnisse ihrer Zeichenkunst aus dem Schulunterricht. Foto: HORST
Die 17-jährige Aisha Ali (links) präsentiert Renate Paul, Fatima Ali, Margret Thalmann, Ahmed, Moustafa und Maged Ali (von links) die Ergebnisse ihrer Zeichenkunst aus dem Schulunterricht. © Friedrichs

Immer wieder nachts brennt Aleppo, und dann kommen die schrecklichen Traumbilder: Kampfjets rasen mit donnernden Triebwerken über die fast völlig zerstörte Stadt im Norden Syriens und schleudern ihre Bomben- und Raketenfracht auf die Ruinenlandschaft. Und wieder ist die mühsam zusammengeflickte Infrastruktur zerstört.

Hoya – „Dann gibt es kein Wasser mehr, keinen Strom“, sagt Maged Ali. Der Syrer und seine Familie wohnen seit zweieinhalb Jahren in Hoya – ohne die Angst, die davor ihr ständiger Begleiter war. Dort, in der Mitte Niedersachsens, erleben die Flüchtlinge Frieden und Sicherheit rund um die Uhr.

Die albtraumhafte Erinnerung an die Schrecken des Kriegs verblasst für die sechs Familienmitglieder aus Aleppo zusehends, seit sie in der Grafenstadt ein neues Zuhause gefunden haben. In einer Wohnung an der Von-Kronenfeldt-Straße haben sie sich bestens eingerichtet und waren dabei von Anfang an nicht auf sich allein gestellt. Renate Paul, Leiterin des Arbeitskreises „Brot und Salz“, sowie weitere Mitglieder aus dessen Reihen nahmen die Familie Ali im Sommer 2017 in Hoya in Empfang und leisteten tatkräftige Hilfe beim ersten Einleben ebenso wie bei der fortschreitenden Integration in das deutsche Alltagsleben.

Bei der Ankunft gab es erstmal Tränen

Doch bei der Ankunft der Familie im Sommer 2017 herrschte nicht gleich eitel Sonnenschein. „Da gab es erst einmal Tränen“, erinnert sich Renate Paul. „Denn Fatima, Maged Alis Ehefrau, hatte gehofft, ihren ältesten Sohn gleich in die Arme schließen zu können. Wir mussten ihr erst einmal erklären, dass das nicht so einfach war.“ Der heute 13-jährige Ahmed Ali hatte zu dem Zeitpunkt, als seine Eltern und seine drei Geschwister nach Deutschland kamen, bereits drei Jahre bei seinem Onkel, einem Bruder Mageds, in der Nähe von Bonn gelebt. Vier Wochen nach dem Eintreffen der Familie in Hoya waren die Hindernisse für Ahmed endlich überwunden, nachdem er rechtskräftig bewiesen hatte, dass er der Sohn von Maged und Fatima Ali war.

Familie Ali und die neuen Alltagsanforderungen 

Seither leben alle sechs Familienmitglieder glücklich vereint an der Von-Kronenfeldt-Straße und bewältigen gemeinsam die Alltagsanforderungen in ihrer neuen Heimat. Dafür haben sie inzwischen eine neue Unterstützerin gewonnen: Margret Thalmann aus Hoya ist seit einem halben Jahr ihre Patin im Namen des Arbeitskreises „Brot und Salz“ und unterstützt sie bei Behördengängen und anderen Aufgaben des täglichen Lebens. „Das macht Freude“, sagt Margret Thalmann. „Denn diese Familie will sich wirklich integrieren.“ Das bekräftigen auch die Familienmitglieder im Gespräch mit der Kreiszeitung, und Ahmed bringt es auf den Punkt: „Wenn man in einem Land fremd ist, muss man Respekt zeigen.“

Aisha möchte irgendwann Kunst studieren

Wie seine Geschwister Aisha (17) und Moustafa (12) besucht er die Oberschule in Hoya. Ali (9) geht zur Grundschule. Weil er krank war, konnte er am Treffen mit der Kreiszeitung nicht teilnehmen. Aisha indessen präsentierte voller Stolz ihre Zeichnungen aus dem Kunstunterricht und verriet, dass es ihr Traum sei, einmal Kunst zu studieren. Die Eltern, Maged und Fatima Ali, sind unterdessen ebenfalls nicht untätig und besuchen regelmäßig Deutschkurse. Überdies ist Maged Ali dabei, seinen Führerschein zu machen. Den theoretischen Teil hat er schon bestanden, die praktische Prüfung folgt in Kürze.

Drittes Weihnachten in Hoya

Für die Familie Ali war das Weihnachtsfest bereits das dritte, das sie in Hoya verbrachten. „Große Unterschiede gibt es nicht“, sagt Maged Ali. „Auch in Syrien gibt es eine Feier und Geschenke, ähnlich wie hier.“ Selbst der Weihnachtsbaum fehlte nicht, als die Verwandten nach Hoya kamen – sogar aus Dänemark und den Niederlanden. Fatima Ali hat einen außerordentlich guten Ruf als Köchin, dem sich keiner zu entziehen vermag, wie Renate Paul verrät. Den Beweis dafür, mit Köstlichkeiten aus ihrer Küche, trat Fatima Ali auch während des Zeitungsgesprächs in ihrer guten Stube an.

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