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Fantastische Ossi-Wessi-Freundschaft

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„Baumann & Clausen“ begeisterten am Freitagabend das Publikum im Nienburger Theater auf dem Hornwerk
„Baumann & Clausen“ begeisterten am Freitagabend das Publikum im Nienburger Theater auf dem Hornwerk © -

Nienburg - Von Kurt Henschel · Feinste Unterhaltung mit hohem Lach- und Entspannungs-Faktor am Ende einer Arbeitswoche boten am Freitagabend in Nienburg „Deutschland beliebteste Beamte“: „Baumann & Clausen“ gastierten vor gut 500 Zuschauern im Theater auf dem Hornwerk und erfüllten dort auch einen „Bildungs-Auftrag“. Ihr Programm mit dem Titel „Die Wende in 90 Minuten“ zeigte auf, was sich unmittelbar vor und auch nach der Wiedervereinigung Deutschlands ereignete.

Dass „Baumann & Clausen“ nicht nur Deutschland „beliebteste“ Beamte sind, sondern auch die „gemütlichsten“, daraus machten sie in der Kreisstadt kein Geheimnis. „Geh du nach Hause, Alfred, ich stempel dich dann nachher aus – das machen hier alle so !“, rief Hans-Werner Clausen alias Jens Lehrich seinem Oberamtsrat Alfred Clausen (mit bürgerlichem Namen Frank Bremser) zu. Und der freute sich: „Hier bin ich richtig !“

Zwei Jahre lang hatten sich Baumann und Clausen nach ihrer ersten Begegnung im Herbst 1988 nicht gesehen. Damals hatte Baumann im ostdeutschen Brumkow bei Clausen im Amt nach einem Verwandten-Besuch um seine Ausreise-Genehmigung in den Westen gekämpft, weil er dort seine Gertrud heiraten wollte. Dabei war die Freundschaft des Wessis Baumann aus Neddelhastedtfeld und des Ossis Clausen aus Brumkow entstanden.

Bei dieser Begegnung im Büro in der DDR hatten beide mit großer Neugier die Eigenarten und Lebensumstände des Anderen entdeckt und Freundschaft geschlossen. Nicht ganz ehrlich gewesen war dabei der Wessi: Baumann hatte Clausen erzählt, er sei Leiter des Passamtes, habe ein 80 Quadratmeter großes Büro mit Terrasse.

Tief enttäuscht war dann Clausen, als er nach der Wende seinen Dienst in der Behörde, in der Baumann arbeitete, aufnahm und feststellte, dass Baumann „nur“ Sachbearbeiter im Passamt ist. Die Freundschaft drohte zu zerbrechen – aber Clausen verzieh Baumann. Ihre fantastische Freundschaft intensivierte sich und führte sogar dazu, dass Clausen seinen Kollegen aus einer prekären Situation rettete: Baumann hatte seiner Frau 7 000 Mark aus Einnahmen des Passamtes vorgestreckt – für den Kindergarten. Als die fristlose Kündigung Baumanns unausweichlich schien, packte Clausen in die Trickkiste, „nötigte“ Baumann in ein Hasen-Kostüm und dazu, sich darin bei einem Empfang des Bürgermeisters so sehr daneben zu benehmen, dass man ihn „für verrückt erklären“ müsse und nicht kündigen könne.

Das funktionierte und sorgte für höchsten Spaß im Publikum, das sich auch von den musikalischen Darbietungen der beiden „Wossis“ beeindruckt zeigte: Klavier und Gitarre, dazu tänzerische Gelenkigkeit vor allem bei Alfred-Frank-Bremser-Clausen, rissen die Besucher zu Beifalls-Stürmen hin. Und Sprüche wie „Die Liebe ist das Licht des Lebens – und in der Ehe kommt die Stromrechnung“ oder „Hüte dich vor scharfen Frauen und Autos, die die Russen bauen“ sorgten für Lachkrämpfe sowie Muskelkater in der Bauch-Region am Folgetag.

Eindeutiger „Chef“ auf der Bühne war Clausen. den Baumann beim Kennenlernen als „Ostdeutsche Knalltüte“ und „komischen Zonen-Dödel“ bezeichnet hatte. Das nahm der Oberamtsrat dem Sachbearbeiter überhaupt nicht übel – immer wieder lagen sich an diesem Abend auf der Bühne die Freunde in den Armen, hatten erkennbaren Spaß an ihrem Gastspiel in Nienburg, wo sie am Ende im Foyer gern den Kontakt zum Publikum suchten und locker gelaunt Autogramme gaben, Bücher signierten sowie auch die eine oder andere CD an die Frau und den Mann brachten.

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