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„Felgen-Killer“ sollen aus der Stadt verschwinden

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Radler in Nienburg. Sie haben Noten verteilt und laut ADFC durchaus Verbesserungs-Vorschläge. ·
Radler in Nienburg. Sie haben Noten verteilt und laut ADFC durchaus Verbesserungs-Vorschläge. · © Foto: Henschel

Nienburg - Wie wohl fühlen sich Radfahrer in ihren Städten und Gemeinden? Zu dieser Frage hatte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im November vergangenen Jahres eine bundesweite Umfrage gestartet. Auch Nienburg ist in das Auswertungsverfahren aufgenommen worden.

Die Ergebnisse bieten einen umfassenden Überblick zur Situation der Fahrradfahrer vor Ort. Insbesondere vor den Hintergrund der im Ausschuss für Stadtentwicklung angedachten Überarbeitung des Radverkehrskonzeptes der Stadt Nienburg könnten die Sichtweisen der Radfahrer zu Anregungen und konkreten Maßnahmen führen.

In der Gesamtübersicht schneidet Nienburg recht positiv ab. Im bundesweiten Ranking mit 252 Städten unter 100 000 Einwohnern belegt das Zentrum des Landkreises den 91. Platz. Im niedersächsischen Vergleich liegt Nienburg auf dem 13. von 26 Plätzen.

Besonders positiv sehen die Radfahrer die Erreichbarkeit des Stadtzentrums, die Öffnung von Einbahnstraßen und die Wegweisung. Das Radfahren bereite den Nienburgern eher Freude und besitze als Alltagsfortbewegung hohe Akzeptanz, teilt Berthold Vahlsing vom ADFC Nienburg mit.

Es seien jedoch auch Mängel benannt worden. Auf der Skala von 1 (beste Bewertung) bis 6 hätten der Komfort beim Radfahren die Note 4,25 und der Stellenwert des Radverkehrs bei den öffentlich Verantwortlichen eine 4,15 bekommen.

Weitere Noten: 4,0 für die Reinigung der Radwege, den Winterdienst, die Fahrbahnbeschaffenheit der Wege, das Parken auf Radwegen, lange Wartezeiten an Ampeln und das Fehlen von geeigneten Abstell-Anlagen. Mit unterdurchschnittlichen Noten zwischen 3,63 und 3,86 schnitten die Akzeptanz des Radfahrers als Verkehrsteilnehmer, das Sicherheitsgefühl, das Konfliktpotenzial mit Autofahrern und Hindernisse auf den Radwegen ab.

Mit der Neuauflage des Radwegekonzepts der Stadt Nienburg, mit dem sich derzeit der Stadtentwicklungsausschuss beschäftigt, ließen sich die konkreten Defizite ermitteln und dokumentieren. Geeignete Maßnahmen müssten dann aber auch zügig umgesetzt werden, schreibt der ADFC.

„Vorstellen könnten wir uns im Bereich der Schulen im Bereich Nordertorstriftweg / Buermende die Einrichtung von Fahrradstraßen, um dort für mehr Sicherheit zu sorgen. Diese Variante würde kaum Kosten verursachen, weil lediglich neu beschildert werden müsste. Informationen über das System könnten in den Schulen und der Presse verbreitet werden“, so Berthold Vahlsing.

„Die Sanierung vieler Rad- sowie kombinierter Fuß-/ Radwege, wie im Meerbachbogen oder weserabwärts ab dem Nienburger Hafen, sind mehr als überfällig. Diese Abschnitte sind landschaftlich meist sehr schön, abseits von den motorisierten Verkehrsflüssen und sollten deshalb wieder attraktiver werden“, ergänzt der ADFC-Sprecher.

„Als besonderes Anliegen haben wir uns immer eine bessere Anbindung der Ortsteile an die Innenstadt gewünscht“, so Vahlsing: „Wir wollen eine gut ausgebaute, durchgehend beidseitige Radfahrerführung an der Verdener Landstraße von Holtorf bis ins Stadtzentrum.“

Vor dem Hintergrund des geplanten Neubaus zweier Kreisverkehre an der Verdener Landstraße unter dem Nordring und am E-Center biete sich „eine Neugestaltung aus einem Guss“ regelrecht an. Ebenso von Bedeutung sei die Hannoversche Straße für die Anbindung des Ortsteils Langendamm. „Schutzstreifen für Radfahrer auf der Fahrbahn stellen für sehr verkehrsbelastete Straßen häufig eine gute Lösung dar“, merkt der Vereinssprecher weiter an.

„Die fehlenden Abstell-Anlagen in der Innenstadt und am Bahnhof sind augenscheinlich.“ Auch dort bestehe aus Sicht des ADFC dringender Handlungsbedarf. „Verrostete, unansehnliche Fahrradständer vor den Geschäften der Innenstadt sollten aus dem Stadtbild verschwinden, ebenso die ,Felgen-Killer“ von den Straßenlaternen an der Langen Straße“, fordert der ADFC.

Am Bahnhof fehlen seit Jahren Abstell-Plätze. „Wir können nicht das wilde Abstellen von Fahrrädern verurteilen, aber keine geeigneten Abstell-Plätze anbieten“, merkt Berthold Vahlsing an.

„Wir würden uns freuen, wenn wir bei der nächsten Umfrage des Bundesministeriums für Verkehr und des ADFC zum Fahrrad-Klima in Städten und Gemeinden das Mittelfeld in Niedersachsen verlassen könnten – natürlich nach oben“, wünscht sich Berthold Vahlsing. „Gern wollen wir Politik und Verwaltung bei ihren Planungen unterstützen“, fügt er hinzu.

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