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Viel Unterstützung und starke Nerven

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Grant-Hendrik Tonne und Leeses Schulleiterin Nina Graf (rechts) bedankten sich bei der ehrenamtlichen Unterstützung und dem Förderverein der Grundschule Leese. Tonne hatte Frauke Heiligenstadt zu einem Besuch in die (Ganztags-)Schule eingeladen.
Grant-Hendrik Tonne und Leeses Schulleiterin Nina Graf (rechts) bedankten sich bei der ehrenamtlichen Unterstützung und dem Förderverein der Grundschule Leese. Tonne hatte Frauke Heiligenstadt zu einem Besuch in die (Ganztags-)Schule eingeladen. © Stecklein

Leese - von Kristina Stecklein. "Auf dem Lande" ist längst nicht alles einfach. Das betonte auch Leeses Schulleiterin Nina Graf bei dem Besuch der niedersächsischen Kultusministerin Frauke Heiligenstadt am Montag und sprach über die Herausforderungen, mit denen die kleine Grundschule zu kämpfen hat.

Dass die Schulen bundesweit in den letzten Monaten mit einigen Herausforderungen zu kämpfen hatten, ist vermutlich nicht neu. Zahlreiche Menschen mit großen Sprachbarrieren, ob Flüchtlinge oder Einwanderer, kamen nach Deutschland – und müssen diese mit der Zeit überwinden. Auch in Niedersachsen geraten Schulen an ihre Grenzen. „Über 36 000 Kinder und Jugendliche haben keine oder nur geringe Deutschkenntnisse“, erklärt die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt dazu bei ihrem Besuch in Leese. Im Vergleich: Am 4. August dieses Jahres bekamen rund 69 000 Kinder in Niedersachsen ihre Schultüte.

Insbesondere im überschaubaren Dorf an der Mittelweser suchten viele geflüchteten Familien Schutz – und mit ihnen natürlich auch ihre Kinder. „Leese hat sehr viele Familien aufgenommen“, weiß Landtagsabgeordneter Grant-Hendrik Tonne. „Es gab viel Wohnraum.“ Doch die Betonung liegt auf der Vergangenheitsform – mittlerweile sind die Kapazitäten ausgeschöpft. Zu diesem Thema, aber auch zur beispielhaften Vorgehensweise und einigen anderen Aufgaben der sehr kleinen Grundschule hat der Landtagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt für Montag nach Leese eingeladen. Neben dieser Herausforderung kam in der Leeser Grundschule eine weitere hinzu: Der Umstieg auf den Ganztagsbetrieb.

Eine Umgestaltung, die Leeses Grundschulleiterin Nina Graf lange beschäftigt hat. „So lange, wie die Ausstattung so ist, habe ich mich gewehrt“, sagt sie. Die Schulleiterin hat die Befürchtung gehabt, dass der Umstieg auf eine Ganztagsschule zu viel nicht vorhandene Zeit – und vor allem nicht vorhandenes Personal – verlange. Und so habe es sich letztlich auch entwickelt: „Die Hälfte meiner Entlastungsstunden nutze ich, um mich um den Ganztag zu kümmern“, erklärt Graf ihren Alltag. „Es ist grenzwertig, was die Belastung angeht“, sagt die Schulleiterin sichtlich erschöpft.

Nichtsdestotrotz werde das Angebot der Ganztagsschule sowie das Mittagessen in der kleinen Mensa äußerst gut angenommen. Von insgesamt 77 Schülern nutzen 63 Kinder das Ganztagsangebot. „Und es werden immer mehr“, betont Graf. Nachmittags kümmern sich Ehrenamtliche und Vereine um die Schüler. Montags bis donnerstags bieten sie täglich drei bis vier Arbeitsgemeinschaften an.

„Wir bemühen uns um ein gutes Angebot“, sagt die Schulleiterin. „Der Heimatverein macht zum Beispiel Plattdeutsch mit den Kindern“, erwähnt Graf lachend. Auch Sportvereine können durch die Arbeitsgemeinschaften Kontakte knüpfen und Kinder für den eigenen Verein anwerben. „Das macht den Start im Verein einfacher, die Schüler kennen den Trainer schon“. Es werde so viel angeboten, wie es sich die Grundschule leisten könne. Außerdem versuche man die Angebote möglichst für alle Jahrgänge zu öffnen. „Aber es ist noch lange nicht das Angebot für eine Vollausstattung“, weiß Graf. Die Nachfrage für einen fünften Tag mit Ganztagsangebot ist da – doch das könne die Schule aktuell nicht leisten.

Tonne und Graf lobten die beispielhafte Elternarbeit in Leese. Vieles entstünde hier in Eigenleistung, betont die Schulleiterin. „Wir möchten das Dorf mit einbeziehen, auch der Fördervein ist sehr engagiert“, fügt sie an. Dadurch bekam die Grundschule einen neuen Schulhof sowie Schulgarten. Auch habe sich im vergangenen Jahr die Schulinspektion durchgearbeitet – und kam zu einem „hervorragenden Ergebnis“. Die Arbeit sei von sehr guter Qualität und werde vor allem durch die Schulleiterin und das Kollegium geleistet, weiß Tonne.

Erfreulich sei der Anstieg der Schülerzahl: Während im vergangenen Jahr 51 Schüler die Grundschule in Leese besucht haben, sind es derzeitig insgesamt 77 Kinder. Durch eine kürzlich entstandene Kooperation mit dem Petershäger Stadtteil Wasserstraße dürfen Kinder nun wählen, ob sie in die Leeser Grundschule kommen – schließlich sei dies in der Regel der kürzere Weg. Um die Kooperation zu unterstützen, übernimmt die Gemeinde sogar die Beförderungskosten. „Aktuell sind es vier Kinder aus Wasserstraße“, weiß der Landtagsabgeordnete Tonne.

Zu den Schülern der Wasserstraße kamen auch elf Flüchtlingskinder dazu. „Es gibt zwei Arten. Die einen sind interessiert und kommen von sehr bildungsorientierten Eltern mit guten Englischkentnissen; sie besprechen jeden Elternbrief“, erklärt Graf – mittlerweile gibt sie die Briefe auch noch zweisprachig aus. „Bei manchen kann aber auch kein Dolmetscher mehr helfen. Man kommt auf keinen gemeinsamen Nenner, da nützt auch keine Schulpsychologie“, resümiert sie. Zehn der Flüchtlingskinder nutzen ebenfalls das Ganztagsangebot. „Das Miteinander ist ganz wichtig“, weiß auch die Kultusministerin. Vor allem das Knüpfen von Kontakten in solchen Arbeitsgemeinschaften sei „gelebte Integration“.

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