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Geflohen und vertrieben – sechs menschliche Schicksale

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Inszenieren Fluchtgeschichten von der NS-Zeit bis heute: Jugendliche beim Workshop des Arbeitskreises Stolpersteine Rehburg-Loccum. - Foto: Ney-Janßen
Inszenieren Fluchtgeschichten von der NS-Zeit bis heute: Jugendliche beim Workshop des Arbeitskreises Stolpersteine Rehburg-Loccum. - Foto: Ney-Janßen © -

Rehburg-Loccum - Von Beate Ney-Janßen. Sechs Fluchtgeschichten bringen Jugendliche in einer szenischen Lesung des Arbeitskreises Stolpersteine Rehburg-Loccum am Donnerstag, 9. Juni, 19 Uhr, auf die Bühne des Rehburger „Raths-Kellers“. Allesamt sind es Schicksale aus der Region von Menschen, zu denen die Jugendlichen Kontakt haben – angefangen bei der jüdischen Familie Hammerschlag, die 1938 aus Rehburg floh, bis hin zu dem Jungen Aman aus Eritrea, der nach zweijähriger Flucht in 2015 in den Landkreis Nienburg kam.

„Sonst wären wir hier zu Hause“ – vor rund zehn Jahren stand Jose Hammerschlag auf dem jüdischen Friedhof in Rehburg, sah von dem Grabstein seines Urgroßvaters zu seinen Begleitern hoch und sagte diesen Satz. Zu Hause wäre er, der nun mit seiner Familie in Israel lebt, in diesem Rehburg, wenn die Hatz auf Juden in Deutschland nach der Machtergreifung durch die Nazis nicht gewesen wäre.

„Sonst wären wir hier zu Hause“ ist auch der Titel der Lesung. Geflohen oder vertrieben von zu Hause sind all jene, mit denen die Jugendlichen und weitere Mitglieder des Arbeitskreises gesprochen haben. Geflohen sind sie aus dem Deutschland der Nazi-Zeit, vertrieben aus Pommern, geflüchtet aus Palästina, Vietnam und Eritrea. Angekommen sind sie in Argentinien, Großbritannien und Deutschland. Manche Parallelen zeigen sich in den Schicksalen, jedes Schicksal ist dennoch einzigartig und berührend. Weshalb diese Menschen geflohen sind, was sie auf ihrer Flucht erlebten und wie sie angekommen und aufgenommen wurden – all das haben sie erzählt.

In der dritten Lesung dieser Art vom Arbeitskreis Stolpersteine – Texte aus Konzentrationslagern und die „Euthanasie“ der NS-Zeit waren die vorhergehenden Themen – steigen erneut neun Jugendliche auf die Bühne. Sie haben gemeinsam mit der Theaterpädagogin Christine Gleiss und der Schulpastorin Susanne von Stemm das Drehbuch entwickelt, die Lesung inszeniert und einige von ihnen haben einen eigenen Song zu den Fluchtgeschichten geschrieben.

Ihre Lesung werden sie am 9. Juni gleich zweimal aufführen. Die morgendliche Lesung für Schulklassen ist jedoch bereits komplett ausgebucht. Wer hören und sehen will, dass „Flucht“ etwas ist, was sich auch durch die Geschichte dieser Region zieht, kann die Vorstellung um 19 Uhr bei freiem Eintritt besuchen. Einige derjenigen, deren Geschichten Teil der Lesung sind, werden dann ebenfalls dabei sein. Gruppen, die zu der abendlichen Lesung kommen möchten, werden gebeten, sich unter 05037/1389 anzumelden. Gefördert wird die Veranstaltung durch die VGH-Stiftung, den Landschaftsverband Weser-Hunte, drei regionale Geschäftsstellen der Volksbanken und durch die Stadt Rehburg-Loccum. Weitere Informationen gibt es online.

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