1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Nienburg
  4. Grafschaft Hoya

Gegen den Trend: Eystruper eröffnet Bistro in Hassel

KommentareDrucken

Das Bistro von Yasar Kacar (links) bietet im hinteren Teil rund 20 Personen Platz. Der Eystruper hat alle Räume mit viel Liebe zum Detail und durchaus verspielt eingerichtet. Bürgermeister Heiko Lange (rechts) überbrachte am Dienstag gute Wünsche der Gemeinde. - Foto: Michael Wendt
Das Bistro von Yasar Kacar (links) bietet im hinteren Teil rund 20 Personen Platz. Der Eystruper hat alle Räume mit viel Liebe zum Detail und durchaus verspielt eingerichtet. Bürgermeister Heiko Lange (rechts) überbrachte am Dienstag gute Wünsche der Gemeinde. - Foto: Michael Wendt © -

Hassel - Von Michael Wendt. Vor einigen Jahren der Supermarkt, dann 2015 Volksbank und Sparkasse, später das Restaurant, der Fleischer, vor vier Wochen nun der Bäcker und Mitte des Jahres soll die einzig verbliebene Gaststätte („Jägerstuben“) folgen: Hassel gehen die Geschäfte verloren. Umso wichtiger ist es, dass eine neue Örtlichkeit zumindest teilweise in die Bresche springen kann. Entsprechend dankbar zeigte sich Gemeindebürgermeister Heiko Lange, als er dem Inhaber am Dienstag zur (Wieder-)Eröffnung gratulierte.

Die Rede ist von Yasar Kacar, der den Alten Bahnhof betreibt. Einst war dieser eine Gaststätte, verkehrsgünstig gelegen an der Kreuzung der Bundesstraße 215 mit der Landesstraße 330, wenige Schritte neben der „Kaffkieker“-Haltestelle; dann zog ein Bordell ein, und später stand das Haus länger leer. Schließlich kaufte die Gemeinde 2014 das Gebäude und verkaufte es 2015 weiter an Yasar Kacar. Mit viel Tatendrang und viel Eigenleistung entkernte der Eystruper das Ende des 19. Jahrhunderts gebaute Haus, sanierte es innen und außen und eröffnete darin einen Kiosk. Dann das Feuer: Nach einem Brand in der Küche musste das Geschäft ruhen, bis alles wieder auf Vordermann gebracht war.

Yasar Kacars Tatendrang stoppte der Zwischenfall nicht. Im Gegenteil: Der 36-Jährige mit anatolischen Wurzeln nutzte die Kioskschließung, um sein Geschäft um ein Bistro zu erweitern. Das hatte er eh geplant, aber „alles nach und nach“, wie er sagt. Vergangene Woche nun hat Yasar Kacar Bistro und Kiosk eröffnet.

„Ich möchte ein ganz dickes Lob an die Gemeinde aussprechen. Ich danke Heiko Lange und Peter Bruns und Antje Grünhagen im Bauamt ausdrücklich für ihre Unterstützung – und allen Hasselern, die bis zur Eröffnung fast schon mitgefiebert haben“, sagt er.

„Alter Bahnhof Hassel“ steht groß an dem Gebäude. Das ist genau nach dem Geschmack von Bürgermeister Heiko Lange. Die Zeiten, wo jeder die Ortsdurchfahrt Hassel mit einem ungepflegten Rotlicht-Etablissement verband, sollen der Vergangenheit angehören.

Dieses Jahr will die Gemeinde auch ihren Parkplatz nebenan schick machen. Nach Regen gleicht der geschotterte, ausgefahrene Platz einer Seenlandschaft. Heiko Lange: „Er soll ausgebaut und aufgewertet werden, mit Haltemöglichkeiten für Lkw und Pkw. Auf dem Parkplatz könnte auch die erste der geplanten Mitfahrerbänke aufgestellt werden.“ Das alles lässt sich die Gemeinde einiges kosten. 50 000 Euro hat der Rat im Haushaltsplan 2017 für die Arbeiten vorgesehen. Ein Ingenieurbüro ist bereits mit den Planungen beauftragt, sagt Lange.

Von der Investition profitiert auch das Geschäft von Yasar Kacar. Der hat nach 18 Monaten körperlich harter Arbeit im und am Alten Bahnhof immer noch nicht genug. Er plant, dort auch ein Café zu eröffnen und die Terrasse herzurichten. Zudem will er wahrscheinlich über den Pay-TV-Sender „Sky“ Fußballspiele zeigen. Ob es dazu kommt, liegt auch an den Wünschen seiner Gäste. Und noch bis Jahresmitte bieten ja auch die „Jägerstuben“ in Hassel diesen Service. Bei allen Planungen gilt für den Enthusiasten Yasar Kacar: Er geht Schritt für Schritt vor.

Heiko Lange findet das genau richtig. „Es ist gut, dass man nicht gleich alles will, sondern sich behutsam vorarbeitet“, sagt er. „Wir sind auf jeden Unternehmer in Hassel angewiesen, der etwas für die Daseinsvorsorge macht“, fährt Heiko Lange fort. Seit Jahren setzt er sich in der Gruppe „Hassel 2030“ für die Zukunft der 1 900-Einwohner-Gemeinde ein. Doch die Schließung der Banken, des Fleischers und Anfang dieses Monats nun auch des Bäckers haben das Projekt weit zurückgeworfen. Nun gibt es durch den Alten Bahnhof einen Lichtblick im Ort – und wieder frische Brötchen, zumindest unter der Woche.

Der Kiosk an der Verdener Straße (B 215) ist montags bis freitags von 6 bis 10 Uhr geöffnet, das Bistro dienstags bis sonntags von 17 bis 22 Uhr.

Auch interessant

Kommentare