Die im Bereich der Gemeinde Warpe an der Grenze zur Nachbargemeinde Wietzen vorgesehene Kabelübergabestation ist in das Gebiet der Gemeinde Wietzen zu verlegen, da die Station der Verlegung des Erdkabels im Gebiet der Gemeinde Wietzen dienen soll.
Im Umkehrschluss könnte dies bedeuten: Auf Warper Gebiet ist eine Freileitung aus Sicht der Samtgemeinde in Ordnung. Aber deren Stellungnahme enthält auch folgende Forderung:
Nach der Planung unterschreitet die 380-Kilovolt-Leitung die einzuhaltenden Mindestabstände (200 Meter zu Einzelgebäuden im Außenbereich beziehungsweise 400 Meter zu Siedlungsbereichen). Die Leitung ist so zu trassieren, dass diese Mindestabstände eingehalten werden. Alternativ ist die Leitung als Erdkabel zu verlegen.
Beides passt nicht so recht zusammen, meint Günter Brünjes, der sich in der regionalen „Bürgerinitiative gegen den Trassenwahn“ engagiert. Er hätte sich gewünscht, dass die Samtgemeinde erst nach den Gemeinden ihre Stellungnahme beschlossen hätte. Nun aber lief es anders: Bücken, Hoya und Hoyerhagen haben eine gleichlautende Stellungnahme wie die Samtgemeinde beim ArL eingereicht – gemeinsam und im Namen aller vier Kommunen, wie das Bauamt unserer Zeitung gegenüber bestätigt. Die Gemeinden Hilgermissen und Warpe haben eigene Stellungnahmen abgegeben.
Einen Hinweis von der „Bürgerinitiative gegen den Trassenwahn“ hat die Samtgemeinde aber kurzfristig noch aufgenommen: Sie regt an, bei Freileitungen den Einsatz sogenannter Kompaktmasten zu prüfen. Diese haben weniger breite Ausleger für die Stromkabel als herkömmliche Modelle. Das erhöht bei gleichem Mastenstandort den Abstand der Leitung zu einem Gebäude. Denn Tennet misst den Abstand anders, als man vermuten könnte: nicht von den außen an einem Mast hängenden Leitungen, sondern von der Mastmitte aus – eine Gesetzes-Lesart, die nicht unbedingt zur Beseitigung von „Konfliktpunkt 5“ und anderen beiträgt.
Als Hobbylandwirt kann Günter Brünjes die Befürchtungen von Bauern gegenüber einer Erdverkabelung nachvollziehen. Arbeiten auf fast 30 Metern Breite und einen späteren Schutzstreifen von 20 Metern Breite mit Sand und Beton im Boden wünscht sich niemand. Brünjes betont aber, dass auch beim Aufstellen von Masten der Ackerboden durch die nötigen Maschinen stark belastet werde und dass der Landwirt unter Freileitungen weniger Ertrag habe. Er selbst habe dies gemessen. Je schlechter der Boden, desto eher fällt der Minderertrag ins Gewicht, sagt der Windhorster.
Er macht sich deshalb nicht nur für eine Erdverkabelung stark, sondern auch für eine neue Verlegungsweise: das sogenannte U-Boot-Verfahren. Seit Herbst 2016 betreiben die Stadtwerke Stade und die Firma AGS-Verfahrenstechnik eine Pilotstrecke mit einem wassergekühlten Kabel. Gerade einmal 1,7 Meter breit ist die dadurch entstehende Trasse. Dank der Wasserkühlung erwärmt sich die Erde rund um das Kabel nicht, und für den Einbau ist nur ein sieben Meter breiter Korridor nötig. Tennet hingegen setzt in seiner Planung auf eine technisch weniger anspruchsvolle, bereits erprobte Erdverkabelung, für die viel Fläche benötigt wird.
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