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Das Gold an der Weser

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Marcus Meyn, Vorstandsvorsitzeder von der L’or AG, will seine Kunden vor Inflation und unsicheren Geldanlagen schützen.  -  Foto: rtg
Marcus Meyn, Vorstandsvorsitzeder von der L’or AG, will seine Kunden vor Inflation und unsicheren Geldanlagen schützen. - Foto: rtg © -

Nienburg - Die L’or AG ist wenigen Menschen ein Begriff. Unscheinbar, aber mit doppelt gesicherten Türen hat sie ihren Sitz an der Hafenstraße in Nienburg – und nur dort kann ihr Geschäftsmodell funktionieren. Das „deutsche Ford Knox“, in dem sich die Büros befinden, ist ein ehemaliger Standort der Bundesbank. Als die auszog, hinterließ sie einen der sichersten Tresorräume im Bund – den L’or zu nutzen weiß: In ihm lagern Edelmetalle im Wert von rund 60 Millionen Euro.

„Solange es Gold in der Geschichte der menschlichen Gesellschaft gibt, war das Geld“, erzählt Marcus Meyn. Der Vorstandsvorsitzende könnte stundenlang Vorträge über das glänzende Element, Griechenlands Geldprobleme und die Geschichte von Währungen halten. Sein starkes Interesse für Edelmetalle als Wertanlage ist der Grund, weswegen er gemeinsam mit anderen Aktionären – darunter auch die Sparkasse Walsrode – im Jahr 2002 die Firma L’or gründete. Sie verkauft Edelmetall-Anlagen an Kunden im In- und Ausland.

„Gold war in den 20 Jahren zuvor im Preis gefallen“, blickt Meyn zurück. Selbst Banken hätten damals angefangen, ihre Goldreserven zu verkaufen. Es war eine Zeit, in der das Interesse an Gold als Anlage so schwach war wie selten zuvor. Die L’or AG ging zu dem Zeitpunkt mit ihrer Idee also gegen den Trend. „Da waren wir Pioniere, um nicht zu sagen Außenseiter“, erzählt der gebürtige Walsroder. Und Meyn hatte den richtigen Riecher: Mittlerweile stocken viele Länder ihre Goldreserven wieder auf. Genau wie sie haben auch die Kunden der L’or AG den Wunsch nach Sicherheit.

„5 000 Jahre lang als Währung funktioniert“

In Zeiten von Staatsanleihenkäufen in historischem Ausmaß scheinen immer mehr Menschen sich nach „echten Werten“ zu sehnen, formuliert es Meyn. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte 2007, dass Inflation eine „perfide Form der Enteignung“ der kleinen Sparer ohne Sachwerte ist. Diesen Sparern glaubt Meyn helfen zu können. „Etwas, das 5 000 Jahre lang als Währung funktioniert hat, gibt mir die Sicherheit, dass es das auch in Zukunft tun wird.“

Dabei beschränkt sich L’or nicht auf Gold, sondern kauft auch Silber, Platin und Paladium bei zertifizierten Scheide-Anstalten ein. Edelmetalle, die dort oft mithilfe von heißer, konzentrierter Schwefelsäure von Verunreinigungen getrennt werden, landen schließlich auch in der Tresoranlage in Nienburg. Und das, so Marcus Meyn, zu bestmöglichen Konditionen für die Kunden.

Einmal im Monat kauft die L’or AG vom gesammelten Geld der Anleger bei den Scheide-Anstalten ein, einmal im Monat kommt eine Lieferung mit Gold, Platin & Co. Weil die Firma bis auf wenige kleinere Stücke auf Ein-Kilo-Barren setzt, zahlen auch Menschen, die nur kleine Beträge anlegen können, die gleichen Beträge pro Gramm und Unze, wie ein vermögender Großanleger.

„Wenn ich nur in dem Papiergeld-System drin bin, und das geht krachen, dann bin ich pleite“, erklärt Meyn. Er stecke sein Herzblut in Edelmetall-Anlagen, um etwas anbieten zu können, mit dem sich die Menschen schützen können. „Das mache ich jetzt seit elf Jahren hauptamtlich, und das macht mir einen Riesenspaß.“

Polizei-Akademie liegt in Reichweite

Sicherheit vor Einbrüchen und anderen Unglücksfällen bieten neben den Schutztüren mehrere Faktoren: In Sichtweite befindet sich die Polizei-Akademie Niedersachsen, die Edelmetallbarren sind in astronomischer Höhe versichert und einzig die Sparkasse hat Zutritt zum Tresorraum a lá Bundesbank. „Wir haben keinen Schlüssel dafür“, versichert Meyn.

Natürlich müssen er und seine zwölf Mitarbeiter auch Geld verdienen, und so behält L’or fünf Prozent Provision ein. Die seien nötig, damit die Stadt Nienburg weiterhin einen der größten Edelmetallbestände Deutschlands beherbergen kann.

Von Robin Grulke

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