Am vergangenen Sonntag war ich bei der Einweihung eines Mahnmals für alle Opfer des Nationalsozialismus in Nienburg. Dort ist es, meine ich, sehr gut gelöst worden. Das Mahnmal für die Gefallenen mit einer traurigen Mutter als Bild und einem Text in der Art von „Heldenhaft gestorben fürs Vaterland“ haben sie auf der Rückseite ergänzt. Haben geschrieben, dass an einem solchen Tod nichts Heldenhaftes und Vaterländisches ist und das Denkmal kommentiert. Direkt daneben steht nun ein Mahnmal für alle Opfer des Nationalsozialismus.
Das ist aber nur ein guter Weg von vielen. Ich befürworte auf jeden Fall, die Weltkriegs-Denkmäler nicht auszuradieren und wegzunehmen, sondern andere Formen zu finden. Das kann auch die Rede zum Volkstrauertag sein.
Das Publikum bei diesen Ansprachen zum Volkstrauertag gehört eher den älteren Jahrgängen an und wird von Jahr zu Jahr kleiner. Können Sie sich vorstellen, dort etwas zu verändern?
Ich werbe für die Veränderung der Abläufe am Volkstrauertag! Im nächsten Jahr wollen wir im Volksbund das Thema „geflohen, vertrieben, angekommen“ aufgreifen. Zu denjenigen, die Flucht, Gewalt erlebt haben in der Erinnerung des Zweiten Weltkrieges. Das erleben wir hier und heute doch genauso beziehungsweise haben es erlebt. Nach 1945 mit den Flüchtlingen aus den Ostgebieten. In den 1990er Jahren mit den Russlanddeutschen. 2015 mit den Menschen aus Syrien, Afghanistan, Irak, Iran. Das wollen wir kombinieren.
Mein Stellvertreter im Volksbund hat es in Osnabrück vorgemacht. Er hat den Volkstrauertag mit Geflüchteten gestaltet, die vor drei, vier Jahren hierhergekommen sind. Hat sie von ihren Erfahrungen erzählen lassen. Das veränderte den Kreis derjenigen, die sich von der Feier zum Volkstrauertag angesprochen fühlten.
Ein einfaches „Weiter so“ wäre kontraproduktiv. Die Feiern dürfen aber auch nicht wegfallen. Einer Schlussstrich-Debatte müssen wir uns energisch widersetzen.
Zum Abschluss noch eine Frage an den Kultusminister: Wie steht es um die politische Bildung in Schulen? Sie sagten, dass das einer Ihrer Schwerpunkte sei. Muss dieser Bildung dann mehr Zeit eingeräumt werden?
Die kurze Antwort darauf: Ja!
Wir werden im Frühjahr einen Grundsatzerlass zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung auf den Weg bringen. Ein wesentlicher Bestandteil dessen ist Demokratiebildung. Sie wird nicht nur eine Bitte an die Schulen sein, sondern verpflichtender Inhalt.
Weil wir wissen, wie groß die verpflichtenden Inhalte heute schon sind, räumen wir den Schulen damit aber die Chance ein, andere Inhalte herunterzufahren. Wir wollen den Schulen den Rücken stärken – und dort kann ich auch wieder eine Brücke zum Volksbund schlagen: Dort haben wir Bildungsreferenten, die auf die Schulen zugehen können und ihnen Angebote machen. Auch, um Lehrkräfte zu unterstützen.