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Große Kunst aus kleinem Dorf

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Das Pot d’Or Tryptichon in der Schweringer Kirche. ·
Das Pot d’Or Tryptichon in der Schweringer Kirche. · © Foto: André Steuer

Schweringen - In Schweringen findet sich eine wohl fast einmalige Verbindung zwischen Kunst und Sport, Kirche und Kultur. Wer das Gotteshaus betritt, sich links hält und dann den abgetrennten Raum betritt, trifft auf ein Zeugnis großer Kunst: An der Stirnwand hängt ein Altarbild, ein Tryptichon des Schweringer Künstlers Gottlieb Pot d’Or. Auch zur Sporthalle gehört ein Kunstwerk Pot d’Ors, das nach deren Abriss einen Platz im Neubau erhält.

Pot d’Or, der am 19. Januar 1905 in Bremen zur Welt kam, lebte seit 1932 in Schweringen. Sein Vater machte ihm mit dem Worpsweder Maler und Grafiker Heinrich Vogeler bekannt, der Pot d‘Or zum Besuch der Bremer Kunstgewerbeschule anregte, wo dieser vier Jahre studierte. Im Anschluss arbeitete er ein Jahr in einer Bremer Druckerei, bevor er 1932 einen halbjährigen Studienaufenthalt in Italien antrat.

Nach seiner Rückkehr erhielt er im damaligen Landkreis Grafschaft Hoya Aufträge zur Restaurierung von Kirchen, wo er Schnitzarbeiten an Altären, Bildrestaurierungen und Wandmalereien schuf.

1940 wurde Pot d’Or zum Kriegsdienst eingezogen und diente unter anderem in der Sowjetunion, Polen und im Ruhrgebiet. Der Krieg, besonders die Jahre in Russland (1941/42) hinterließen ebenso wie seine Zeit in sowjetischer Kriegsgefangenschaft einen prägenden Eindruck. Das Erlebte verarbeitete Pot d’Or in seinen Kunstwerken.

In den 50er- und 60er-Jahren war er maßgeblich an der bildnerischen Gestaltung vieler öffentlicher Gebäude im Landkreis beteiligt. So hinterließ Pot d‘Or seine künstlerische Handschrift an Schulen, Sparkassen, Banken und Kirchen.

Auch über die Kunst hinaus brachte sich der Wahl-Schweringer in das kulturelle Leben im Dorf ein. Er wirkt bei verschiedenen Veranstaltungen mit und war 1946 Neu-Gründungsmitglied des Männerturnvereins, dem er später vorsaß.

Wann immer es ihm möglich war, unternahm er ausgedehnte Studienreisen in Nachbarländer oder nach Norwegen und Italien.

Seine Kunst präsentierte Pot d’Or ab 1952 in vielen Ausstellungen einer breiten Öffentlichkeit – in der Region aber auch in Aachen, Amsterdam und Kopenhagen. Darüber hinaus beteiligte er sich an Ausstellungen in Düsseldorf, Minsk und Smolensk.

Seine künstlerischen Impulse fand er bei den Großen der Moderne, wie Oskar Kokoschka, Marc Chagall und Pablo Picasso. Pot d’Or widmete sich insbesondere den Künstlern des Expressionismus, des Kubismus und des Surrealismus. Weil er eine eigene Farb- und Formensprache entwickelte, die von der Gegenständlichkeit bis zur Abstraktion reicht, lassen sich seine Werke nicht eindeutig einer Stilrichtung zuordnen.

Obwohl Pot d‘Or in erster Linie als regionaler Künstler tätig war, errang er unter anderem mit seinen großflächigen Wandbildern und Mosaiken weit über die Region hinaus Bekanntheit. In Handzeichnungen, Drucken, Altar- und Tafelbildern, Wandgemälden, Glasfenstern, Mosaiken und Skulpturen drückte er seine ihm eigene Sicht der Dinge aus. Viele seiner Kunstwerke sind heute noch in öffentlichen Gebäuden zu sehen. Darüber hinaus befinden sich zahlreiche Arbeiten in Privatbesitz.

Gottlieb Pot d’Or starb am 26. März 1978 in Schweringen. · as

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