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Helmle schließt für immer seine Türen

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Beim Ausräumen der Regale haben´ Hans-Karl Helmle und seine Frau Renate ein besonderes Prachtstück aus dem Mineraliensortiment hervorgeholt, einen Rohsteinanschnitt einer Amethyst-Druse. Foto: HORST FRIEDRICHS
Beim Ausräumen der Regale haben´ Hans-Karl Helmle und seine Frau Renate ein besonderes Prachtstück aus dem Mineraliensortiment hervorgeholt, einen Rohsteinanschnitt einer Amethyst-Druse. Foto: HORST FRIEDRICHS © -

Hoya - Von Horst Friedrichs. Nach 70 Jahren ist Schluss: Uhrmachermeister Hans-Karl Helmle und seine Ehefrau Renate geben ihr Geschäft an der Deichstraße 44 in Hoya auf. Seit Anfang dieser Woche – und noch bis auf Weiteres – läuft der Räumungsverkauf. Regale und Schränke bergen noch eine Menge Schnäppchen aus dem gesamten ursprünglichen Warenprogramm: Uhren, Schmuck, Bestecke, Trauringe, Geschenkartikel und Mineralien gibt es zu stark reduzierten Preisen. Altersgründe bewogen Hans-Karl und Renate Helmle, ihr Geschäft für immer zu schließen.

Aber auch die zunehmende Kriminalität spielte eine Rolle. „Nächtliche Einbrüche und Trickdiebstähle am hellen Tag wurden in den vergangenen Jahren eine immer größere Belastung“, schildert Hans-Karl Helmle einen weiteren markanten Punkt auf dem Weg zur Entscheidungsfindung in Sachen Geschäftsaufgabe. Mit „Helmle – Uhren, Schmuck & mehr“ verschwindet nun ein – im Wortsinn – schmuckes Urgestein aus dem Zentrum des Hoyaer Einzelhandels. Daran, dass sich ein Nachfolger für ihr Unternehmen finden könnte, verschwendet das Ehepaar Helmle keinen Gedanken. „Gemessen an der Größenordnung, die für unsere Branche in Hoya möglich ist, wäre der Anfangskapitalbedarf viel zu hoch“, erläutert Renate Helmle.

Deshalb werden sie und ihr Ehemann nun schon bald den Ruhestand genießen. „Wir haben beide unsere Arbeit gern gemacht“, sagt Hans-Karl Helmle. Mit kreativer und individueller Gestaltung auf die Wünsche der Kunden einzugehen, bedeutete für ihn in seinem Metier als Uhrmachermeister und für seine Ehefrau Renate auf dem Schmucksektor die berufliche Erfüllung. Nun soll das gesamte Warensortiment aus Laden und Lager geräumt und verkauft werden.

Einen besonderen Wunsch konnten Helmles gleich zu Beginn des Räumungsverkaufs diese Woche erfüllen: „Eine Kundin kam in den Laden und fragte nach einer Damenarmbanduhr mit Handaufzug“, berichtet Renate Helmle und fügt hinzu: „Ein passendes Stück hatten wir noch auf Lager.“ Und hocherfreut nahm die Kundin ihren Fund mit nach Hause. Ein außergewöhnliches kleines Geschehen am Rande, in einer Zeit, in der batteriebetriebene und funkgesteuerte Uhren im Trend liegen. Nichtsdestoweniger blieb das Warensortiment im Hause Helmle über die Jahre konstant, was aber eine Anpassung an ein zeitgemäßes Warenprogramm nicht ausschloss.

Dabei war aller Anfang klein: Im Oktober 1950 gründete Uhrmachermeister Hans Helmle, der Vater des jetzigen Inhabers, gemeinsam mit seiner Ehefrau Anni das Geschäft an der Deichstraße 49, gegenüber dem Filmhof Hoya. Beide waren aus Eystrup in die Grafenstadt gekommen. Hans Helmle hatte nach der Kriegsgefangenschaft bei einem Uhrmacher in Verden gearbeitet. „Es war ein sehr kleiner Laden damals“, erinnert er sich, „mit einer noch kleineren Werkstatt im Halbkeller. Aber das Geschäft umfasste – wie heute – bereits Uhren und Reparaturen, Schmuck, Bestecke und Trauringe. Die Sicherheitseinrichtungen waren der damaligen Zeit angepasst, nämlich gleich null.“

1955 zog die Familie Helmle in einen Neubau um, das heutige Gebäude an der Deichstraße 44, gegenüber dem Lindenhof unmittelbar an der Weser gelegen. Nach seinem Realschulabschluss absolvierte Hans-Karl Helmle eine Uhrmacherlehre in Sulingen, und nach der Gesellenzeit erwarb er den Meisterbrief in seinem Fach.

1978 übernahmen Hans-Karl und Renate Helmle das Geschäft an der Deichstraße 44. Im Laufe der Jahre erlebten sie einen deutlichen Schrumpfungsprozess ihrer Branche mit: „Anfangs hatte die Uhrmacher-Innung Diepholz-Hoya noch 40 Mitglieder“, sagt Hans-Karl Helmle und fügt hinzu: „Heute sind es noch zehn.“

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