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Hilfe für 132 verschuldete Männer und Frauen

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Nienburg - Von Katrin KösterSchuldenberater Wolfgang Lippel ist ein Einzelkämpfer. Insgesamt hat er im vergangenen Jahr 132 Personen aus dem Landkreis Nienburg beraten und ihnen dabei geholfen, ihre finanzielle Situation auf stabilere Beine zu stellen. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht der Schuldnerberatung des Paritätischen Nienburg hervor.

„Bei der Schuldnerberatung herrscht immer mehr Bedarf, als Beratung angeboten wird“, stellt Lippel fest. Dennoch hätten Nienburger Bürger den Vorteil, dass sie kurzfristig Termine bei der Beratung bekommen könnten. In vielen anderen Kreisen müssten potenzielle Klienten bis zu einem halben Jahr auf das erste Gespräch mit einem Schuldenberater warten. Trotz des hohen Bedarfs wird sich an Lippels Einzelkämpfer-Dasein wohl nichts ändern: „Der Kreis übernimmt die Kosten für einen Berater“, erläutert er. „Wir fordern auch nicht mehr, weil wir um die finanzielle Lage des Landkreises wissen“, sagt er mit Blick auf Schuldenstand und Sparzwänge der Kreisverwaltung.

Allerdings bedeutet das auch, dass Lippels Kapazität an ihre Grenzen stößt. Die 132 beratenen Personen, davon je 66 Männer und Frauen, im vergangenen Jahr entsprechen fast dem Vorjahrswert (2012: 133 Personen). Gegenüber 2011 mit 139 Klienten sei das sogar ein „geringer Rückgang“. Der hat aber nichts mit einer gesunkenen Nachfrage zu tun, sondern mit längerer, krankheitsbedingter Abwesenheit Lippels. Eine Vertretung hat er nicht.

78 Klienten betreute er bis zu einem Jahr, 54 suchten seinen Rat über einen längeren Zeitraum. Mit 114 Männern und Frauen führte Lippel 2013 mehr als fünf Beratungsgespräche (2012: 121). Lediglich in 18 Fällen benötigten Klienten weniger als fünf Beratungsgespräche. „Die sechs Gespräche sind relativ schnell erreicht“, weiß der Berater. Insbesondere bei hohen Schuldenständen und mehreren Gläubigern sei es nicht möglich, die Fälle in kurzer Zeit zu klären.

„Unter sechs Gesprächen bleiben eigentlich nur die Leute, die ihre Angelegenheiten im Griff haben, aber für ein aktuelles Problem Rat suchen“, sagt Lippelt. „Ich habe aber auch Leute, die bereits seit zehn Jahren zu mir kommen. Da geht es nicht mehr um Entschuldung, sondern um Lebensbegleitung.“ Diese Menschen sind seiner Einschätzung nach gar nicht dazu in der Lage, an einem Entschuldungsprozess mitzuwirken.

Auffällig ist ferner ein enormes Stadt-Land-Gefälle des Einzugsbereiches der Schuldnerberatung. 2013 stammen 70 Klienten aus dem Nienburger Stadtgebiet, mit weitem Abstand folgen die Samtgemeinden Marklohe (11) und Mittelweser (10). Lippel zufolge entspricht das einer Tendenz, die er seit Längerem beobachtet. Weshalb das so ist, kann der Berater nur vermuten: „Es ist sicherlich einfacher, sich in der Stadt mal eben per Rad oder Bus auf den Weg zur Beratungsstelle zu machen, als aus dem Umland anzureisen.“

http://www.nienburg.paritaetischer.de

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