Das neue, herausragende Stück ist ganz aus Holz gebaut – wie vor annähernd sechs Jahrhunderten – und steht damit in deutlichem Gegensatz zu all den tiefschwarzen Maschinen aus Stahl, die bereits ihren Platz in Michael Linkes Museum gefunden haben. „Als ich Gutenbergs Presse nachgebaut habe“, sagt Linke, „ist mir bei etlichen Arbeitsschritten bewusst geworden, wie mühsam manches für den alten Meister gewesen sein muss, was wir heute dank moderner Werkzeuge sehr viel einfacher bewältigen.“
Als Johannes Gutenberg um 1450 seine heute weltberühmte Bibel druckte, hatte er als wesentliche Voraussetzung dafür bereits seine Druckerpresse konstruiert, nach dem Vorbild von Weinpressen. „Heute existieren praktisch nur noch Nachbauten – wie jetzt in Hoya“, sagt Michael Linke.
Schon jetzt ist Linkes Gutenberg-Presse im Hoyaer Druckereimuseum zu besichtigen. Bis zur endgültigen Fertigstellung braucht es noch viele Arbeitsstunden, aber Mitte September dieses Jahres soll es so weit sein. Dann wird Linke anlässlich des Reformationstags im Verdener Dom vorführen, wie Johannes Gutenberg damals die Bibel gedruckt hat.
Noch besteht Linkes Gutenberg-Presse aus Ahornholz, nach und nach wird es in den nächsten Wochen jedoch durch originalgetreues Eichenholz ersetzt werden. Die Eichenbalken, die Linke dafür verwenden wird, hat er bereits, sie sind mehrere hundert Jahre alt und lagern bei „Fach und Werk“ in Wechold.
Viel Sorgfalt wird Linke vor allem auch auf die Konstruktion der Spindel und des Tiegels verwenden. Beide verteilen den Druck gleichmäßig auf den „Karren“, einen beweglichen Schlitten, der die mit Druckfarbe bestrichenen Lettern und das daraufgelegte Papier enthält.
Das Wissen, das Michael Linke zum Nachbau der Gutenberg-Presse brauchte, eignete er sich durch das Studium von Fachbüchern und durch Gespräche mit Fachleuten an. Sein wichtigster Berater war Wolfgang Frenzel vom Museum der Arbeit in Hamburg-Barmbek.