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Hoya ist auf den Hund gekommen

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Jede Menge Welpen: Die Nachfrage nach jungen Hunden ist groß. Das Bild zeigt einen Rhodesian-Ridgeback-Wurf.
Jede Menge Welpen: Die Nachfrage nach jungen Hunden ist groß. Das Bild zeigt einen Rhodesian-Ridgeback-Wurf. © imago images / Steffen Schellhorn

Vier Beine gegen die Einsamkeit: In der Corona-Pandemie entdecken Menschen die Liebe zum Hund. Die Entwicklung gefällt nicht jedem.

Hoya – Viele Menschen haben sich in den vergangenen Monaten einen Hund zugelegt. Das Phänomen beobachtet auch Heiner Ahlers vom Fachbereich Finanzen der Samtgemeinde Grafschaft Hoya. Vor allem in den letzten drei, vier Monaten – also seit Beginn des jüngsten Lockdowns in der Corona-Krise – sei die Zahl der Anmeldungen gestiegen. Genaue Zahlen nennt der für Hundesteuer zuständige Rathaus-Mitarbeiter nicht. „Wir führen da keine Statistik.“

Für die Gemeinden ist das zunächst einmal eine gute Nachricht. Denn mehr Hunde bedeuten mehr Einnahmen – auch wenn der Anteil der Hundesteuer am Gesamthaushalt ziemlich überschaubar ist.

Andere beobachten die Entwicklung mit Sorge. Silke Bormann, zweite Vorsitzende vom Verein Teampartner-Hund-Hoya, berichtet, dass ihre Gruppe für Jungtiere auf mehr als 20 gewachsen sei. „So viele hatten wir noch nie“, sagt sie. Auch die Zahl der Welpen sei deutlich gestiegen.

Die Hundetrainerin fragt sich, was mit den Hunden passiert, wenn die Corona-Pandemie vorbei ist, wenn die Menschen wieder in den Büros statt im Homeoffice arbeiten. „Die Leute haben sehr viel Zeit im Moment“, sagt sie. Und die brauchen sie auch, denn die Erziehung eines Hundes gelingt nicht über Nacht.

Norbert Bormann, Vorsitzender des Vereins und ebenfalls Hundetrainer, befürchtet, dass einige Vierbeiner im Heim landen werden, wenn die Menschen wieder ihrem gewohnten Leben nachgehen können.

Neben dem Faktor Zeit gibt es ein zweites Problem: Einige Halter überlegen sich nicht gut, was für ein Tier sie sich anschaffen, sagt Silke Bormann. Hütehunde, Wachhunde, Jagdhunde – sie alle weisen unterschiedliche Merkmale auf. Die Halter müssen sie entsprechend ihrer Veranlagung fordern. Das Aussehen ist bei der Wahl des Hundes ein schlechtes Kriterium. Silke Bormann nennt ein Beispiel: Der Malineus, ein belgischer Schäferhund, sei im Moment sehr in Mode. „Aber der muss auch beschäftigt werden“, sagt sie.

Für Welpen und Jungtiere ist das Training auf dem Gelände von Teampartner-Hund-Hoya seit etwa zwei Wochen wieder möglich. Ausbildung für ältere Tiere kann der Verein aufgrund der Corona-Regeln derzeit nicht anbieten. Für Norbert Bormann ist diese Unterscheidung nicht sinnvoll. Wenn ein schlecht ausgebildeter Hund einen Spaziergänger beiße, sei dem Geschädigten das Alter des Tieres schließlich auch egal.

Es ist nicht die einzige Corona-Regel, die Bormann nur schwer nachvollziehen kann. Kommunen würden weiter auf den Nachweis des Hundeführerscheins bestehen, obwohl die entsprechenden Kurse monatelang nicht stattfinden durften. Erst vor wenigen Tagen hat wieder ein Kurs für den Hundeführerschein begonnen. Die Nachdfrage ist groß.

Das Interesse an Begleitern auf vier Beinen zeigt sich nach Angaben von Linda Christof vom Tierschutzhof Geissblatt in Warpe auch an den zum Teil „horrenden Preisen“ für Welpen. Viele Anzeigen seien nicht seriös, warnt sie. Wenn nicht klar sei, wo das Tier herkomme, wenn es nicht geimpft und nicht gechippt sei, sollten Interessenten von einem Kauf Abstand nehmen.

Positive Erlebnisse am Geissblatthof in Warpe

Linda Christof vom Tierschutzhof Geissblatt in Warpe kann auf viele positive Erlebnisse in den vergangenen Monaten zurückblicken. „Wir hatten viele Anfragen, viele Vermittlungen, aber das waren alles ganz tolle Familien und gut überlegte Entscheidungen.“ Viele hätten schon lange einen Hund haben wollen und hätten die Zeit im Lockdown für die Eingewöhnung genutzt. Auf der anderen Seite seien auch nur wenige Tiere auf dem Geissblatthof abgegeben worden, sagt Christof. Oft sei in diesen Fällen der Besitzer erkrankt oder gestorben. „Es sind nur noch die Sorgenkinder übrig.“ Für sie sei die Entwicklung durchaus positiv. „Jetzt haben wir Zeit, mit den schwierigen Fällen zu trainieren.“

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