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Hoyaer baut Segelboot komplett selbst - ohne Vorkenntnisse

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Der stolze Besitzer und sein Boot. Carlos Urban hat sein Bootsbauprojekt abgeschlossen. Im Hafen des Yachtclubs Westen an der Aller liegt die Konfido auslaufbereit.
Der stolze Besitzer und sein Boot. Carlos Urban hat sein Bootsbauprojekt abgeschlossen. Im Hafen des Yachtclubs Westen an der Aller liegt die Konfido auslaufbereit. © Leif Rullhusen

Hoya - von Leif Rullhusen. Eigentlich wollte er nur ein Kajak bauen. Doch dann stieß Carlos Urban auf die  Pläne für ein Segelboot. Sein Entschluss war gefasst.

Entspannt sitzt Carlos Urban an der Pinne seiner „Konfido“. Lautlos gleitet das idyllische Ufer der Aller vorbei. Auf den benachbarten Weiden grasen Kühe, auf dem Wasser lässt sich eine Entenfamilie von der Strömung treiben. Bis der Hoyaer diese Momente im Cockpit seines Segelbootes genießen konnte, floss jedoch verdammt viel Wasser die Aller hinab.

Am Rigg wäre er fasst verzweifelt

Carlos Urban hat seine Konfido nämlich komplett selbst gebaut – vom Kiel bis zur Mastspitze, vom Bugspriet bis zum Ruder. Wie viel Stunden er in seiner Werkstatt verbracht hat, bis sein viereinhalb Meter langer Kleinkreuzer Wasser unter dem Kiel hatte, weiß der Werbedesigner aus Hoya nicht. Es waren auf jeden Fall deutlich mehr, als die in den Handbüchern angegeben 500 bis 600 Stunden. „Ich habe von Beginn an darauf verzichtet, Stunden und Kosten zu notieren. Ich habe mich auf das Projekt gefreut und es meistens auch genossen“, blickt Urban zurück. 

Rohbau: Der Rumpf besteht aus Holz und wird anschließend überlaminiert.
Rohbau: Der Rumpf besteht aus Holz und wird anschließend überlaminiert. © Carlos Urban

„Am Rigg bin ich allerdings fast verzweifelt. Die Beschläge für den Baum und ganz besonders die Gaffel waren ein Problem. Sie waren in Deutschland teilweise nur mit viel Fantasie aufzutreiben.“ Ein Bootsbauer aus Lemmbruch am Dümmer half ihm schließlich. Insgesamt hat Urban während des Baus seiner Konfido gelernt, dass die Bootsbaupläne oftmals eher als Orientierungshilfe dienen, anstatt sie wortwörtlich zu befolgen. Der Name seines Bootes begleitete Urban dabei ständig. „Konfido ist Esperanto und bedeutet Zuversicht und Vertrauen“, erklärt er. Zwei Eigenschaften, die Urban während seines Projektes nie verlor.

Eigentlich sollte es nur ein Kajak werden

Entstanden ist die Idee, ein Boot zu bauen, bei dem Hoyaer vor fünf Jahren. Eigentlich wollte Urban damals nur ein Kajak bauen. „Nachdem ich die Pläne für das Kajak schon gekauft hatte, entdeckte ich bei dem gleichen Anbieter die Pläne für das Segelboot“, erzählt er. In diesem Moment war sein Entschluss gefasst. Obwohl seine Kenntnisse sich auf typischem Heimwerkerniveau befanden und auch die Ausstattung seiner Werkstatt diesem Stand entsprach, stand Urbans Entschluss fest. Der Hoyaer kaufte sich Pläne sowie Material und legte sein Konfido auf Kiel. 

Frei schwebend: Die Konfido nimmt langsam Gestalt an.
Frei schwebend: Die Konfido nimmt langsam Gestalt an. © Carlos Urban

„Ich bin Autodidakt und habe mir das fehlende Wissen während des Baus selbst angeeignet“, erzählt der Hobbybootsbauer. Parallel dazu wuchs die Ausstattung seiner Werkstatt kontinuierlich an. „Natürlich kommt man mit wenig Werkzeug aus. Die Aufzählung beim Pocketship umfasst lediglich eine Kreissäge, eine Bandsäge, eine Schleifmaschine, eine Oberfräse. Bisschen wenig“, blickt er zurück. Urban ergänzte sein Equipment unter anderem um zwei Stichsägen, eine Bohrmaschine, einen Bohrständer, einen Akkuschrauber, eine Akku-Schleifmaus, eine Fingerfeile, einen Bandschleifer sowie einen Elektrohobel.

Eine doppelte Premiere

Drei Jahre nach der Kiellegung lief die Konfido vom Stapel, vor wenigen Wochen setzte der stolze Eigner erstmals die Segel. Zwischendurch baute Urban allerdings auch noch sein ursprünglich geplantes Kajak. Die ersten Meter unter Segeln waren sowohl für die Konfido als auch ihren Skipper eine Premiere. Denn genau wie beim Bau, will sich Carlos Urban erst jetzt das Segeln selbst beibringen. Gelesen hat er bereits einiges. Nun sammelt er Erfahrungen auf der Aller, bevor es zu einem Segeltörn mit einem erfahrenen Segler und dessen Boot auf die Ostsee geht.

Cornish Crabber als Vorbild

Danach soll auch die Konfido erstmals ihren Heimathafen an der Aller verlassen und Seeluft schnuppern. Carlos Urban und seine Frau Sigrid wollen mit ihrem Boot dann ebenfalls auf die Ostsee. Ganz behutsam, Schritt für Schritt. „Wir werden erst einmal ganz nah an der Küste bleiben und nur bei ruhiger See überhaupt aufs Wasser gehen“, plant Urban. 

Geschafft: Carlos Urban an der Pinne seiner Konfido.
Geschafft: Carlos Urban an der Pinne seiner Konfido. © Leif Rullhusen

Vorbild der Konfido sind Cornish Crabber – englische Krabbenkutter. Die zeichnen sich durch ihre gute Seegängigkeit und große Segelfläche aus. Letztere zeigte ihre Vorzüge gleich beim Premierenschlag der Konfido und trieb das Boot schon bei Leichtwind gegen die deutliche Strömung der Aller. Sollte der Wind ganz einschlafen, treibt ein geräusch- und emmissionsloser Elektroaußenborder das Boot an.

Mit dem Trailer auf Reisen

Seinen Heimathafen hat das Boot in der idyllischen Marina des Wassersportclubs Westen an der Aller. „Wir haben uns hier sofort wohlgefühlt. Die Mitglieder sind sehr nett und engagiert. Außerdem ist die Aller in diesem Bereich mit ihren vielen Buchten zum anlegen wunderschön“, schwärmt der Skipper. Die Reise zu weiter entfernten Segelrevieren wird die 360 Kilo leichte und kompakte Konfido zukünftig auf einem Trailer hinter dem Auto der Urbans antreten.

Die Konfido

Rumpflänge: 4,50 Meter 

Länge über Alles: ca. 6 Meter 

Breite: 1,90 Meter Segelfläche: 13,7 Quadratmeter 

Gewicht: 360 Kilo Tiefgang: 0,4 bis 0,9 Meter 

Blog: www.konfido.info 

Trotz seinen kompakten Maße bietet das Kajütboot unter Deck für zwei Personen eine Übernachtungsmöglichkeit.

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