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„Ihr gehört zur Familie“

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Andre kickerte während des Empfangs mit seinen Freunden.
Andre kickerte während des Empfangs mit seinen Freunden. © ksy

Hoya - „Wir sind überglücklich, wieder in Deutschland zu sein. Lasst uns das zusammen feiern und die Zeit miteinander genießen“ – mit diesen Worten beendet Min Tuong Nguyen seine kurze, aber rührende Rede während des Dankgottesdienstes für seine Familie am Donnerstagabend. Danach ertönt in der Martin-Luther-Kirche zu Hoya lauter Applaus, der mehrere Minuten anhält. Einige der Besucher wischen sich Tränen aus den Augenwinkeln.

Zuvor hatte sich der Vater der im November nach Vietnam abgeschobenen Hoyaer Familie beim Unterstützerkreis bedankt: „Ihr gehört zur Familie“, sagte er mit zitternder Stimme. Renate Paul, die den Nguyens stets zur Seite gestanden hatte, widmete er die Worte: „Du bist unser Engel“, und Pastor Andreas Ruh nannte Min Tuong Nguyen „einen wahren Freund“. Auch der Bürgermeisterin und Grundschulleiterin Anne-Sophie Wasner dankte der Vietnamese im Namen der Familie dafür, dass sie ihm, seiner Frau Thi Sang und den Kindern Ngoc Lan, Esther Bao Ngoc und Andre Bao An immer wieder Mut gemacht habe. Sogar an den niedersächsischen Innenminister richtete Min Tuong Nguyen einige Sätze: „Unser Dank gilt auch Uwe Schünemann – auch wenn er uns viel Leid zugefügt hat. Aber ohne sein Wort würden wir heute nicht hier stehen.“

Pastor Andreas Ruh sagte in seiner Predigt, dass die Tränen, die bei der Begrüßung der Familie am Flughafen Hannover (wir berichteten) geflossen waren, Tränen der Freude gewesen seien – aber auch der Erschöpfung und der verdrängten Wut über das, was die Nguyens in den vergangenen Monaten und Jahren mitmachen mussten. „Nur ein Wunder konnte uns zuletzt noch helfen. Und es ist geschehen“, führte der Pastor seine Predigt fort. Er fragte: „Wo bleiben die Grundrechte für Flüchtlinge ?“ und meinte, dass diese Diskussion nun geführt werden müsse und es auch werde, denn „Eure Abschiebung, liebe Familie Nguyen, war der Schneeball, der eine Lawine ausgelöst hat“. Noch sei ein humaneres Bleiberecht für Flüchtlinge in Niedersachsen nicht so sicher wie das „Amen“ in der Kirche, sagte Andreas Ruh und versprach: „Aber wir arbeiten daran.“

Während des Gottesdienstes ergriffen zudem die älteste Tochter Ngoc Lan Nguyen und aus dem Unterstützerkreis Renate Paul, Monika Stollmann, Hiltrud Seidler, Maria Schmoll und Anne-Sophie Wasner das Wort. Für die musikalische Unterhaltung sorgten Gaby Baum an der Orgel, Rebeka Töth am Klavier sowie Carla Brockes, Klara Loerincz und Matthias Hoffmann (alle Cello). Außerdem spielte die Jugendband der Kirche „Fraggllzz“ ihren Song „Mensch, wo bist Du ?“.

Nach dem Dankgottesdienst gab es einen festlichen Empfang. Familie Nguyen schüttelte viele Hände, umarmte und lachte. Die beiden jüngsten Sprösslinge Esther und Andre spielten und alberten mit ihren Freunden ‘rum.

„Wir sind noch enger zusammengerückt“, sagte die 20-jährige Ngoc Lan Nguyen während der Feier. „Ich freue mich über jeden Moment, den ich mit meiner Familie verbringen darf.“ Die Stimmung beim Dankgottesdienst fand sie „super schön. Die Menschen haben uns alle herzlich begrüßt und sich mit uns gefreut. Wir fühlen uns unterstützt. Wir gehören einfach hierhin.“ · abü

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