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Das Handwerk in der digitalen Welt

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Kreishandwerksmeister Thomas Gehre freut sich über volle Auftragsbücher der Handwerker, hat aber auch Punkte, die ihm Sorgen bereiten.
Kreishandwerksmeister Thomas Gehre freut sich über volle Auftragsbücher der Handwerker, hat aber auch Punkte, die ihm Sorgen bereiten. © Leif Rullhusen

Nienburg - Von Leif Rullhusen. Digitalisierung war nicht das einzige, aber zentrale Thema des traditionellen Jahresempfangs der Kreishandwerkerschaft Diepholz/Nienburg.

Michael Buck, Gastredner der festlichen Veranstaltung am Freitag im Nienburger Wesersaal, referierte über die Digitalisierung im Handwerk. Der Experte für Unternehmensmanagement, digitale Transformation und Social Media begann seine Ausführungen im Jahr 1967. Damals verursachte die Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr in Schweden ein Chaos auf den Straßen des Landes. Bei der Digitalisierung sei das nicht viel anders. „Eigentlich haben sich nur die Regeln geändert“, erklärte Buck den Gästen. Die Ampeln, Bürgersteige und Zebrastreifen seien gleich geblieben.

Entscheidend sei, dass die Handwerker ihre Leistungen in die digitale Welt transportieren. „Es reicht nicht, digital findbar zu sein. Sie müssen Kontext generieren, in den Dialog gehen“,forderte er auf. Es sei also nicht genug, einen Internetauftritt zu besitzen, man müsse in den Sozialen Medien präsent sein. „Soziale Medien sind für die Menschen heute Filter, um einen Weg aus dem Informationschaos zu finden. Eine gute Bewertung in einem sozialen Netzwerk ist für viele junge Menschen mehr wert, als der Meisterbrief an der Wand.“ Die Handwerksbetriebe müssten ihre Qualifikation so ins Netz bringen, dass andere sie sehen. Die entsprechenden Social-Media-Manager hätten die Betriebe mit ihren Azubis zumeist schon im Haus.

Neben der sich rasend schnell entwickelnden digitalen Welt waren auch klassische Bereiche Themen. Kreishandwerksmeister Thomas Gehre nannte in seinen Grußworten trotz der Freude über volle Auftragsbücher einige Punkte, die ihm und seinen Kollegen Sorgen bereiten würden. Er kritisierte unter anderem die Idee der Landesregierung, einen weiteren Feiertag in Niedersachsen einzuführen, den der Arbeitgeber bezahlen müsse. Zudem bemängelte er den langsamen Breitbandausbau, die schlechte Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt und die sinkende Qualifikation der Schulabgänger.

Thomas Gehre (l.) und Bernd Bargemann (r.) gratulieren Daileen Wengst.
Thomas Gehre (l.) und Bernd Bargemann (r.) gratulieren Daileen Wengst. © Leif Rullhusen

Landrat Detlev Kohlmeier ging auf die klassischen Themen Fachkräftemangel und unbesetzte Ausbildungsstellen ein. Bei letzterem habe es allein von 2016 auf 2017 im Landkreis Nienburg einen eklatanten Anstieg um 30 Prozent gegeben. Hier sei aber nicht ausschließlich die mangelnde Qualität der Bewerber ein Problem. Die Zeiten, in denen der Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ gegolten habe, seien vorbei. „Haben das alle Ausbildungsbetrieb verinnerlicht?“, fragte der Landrat. Auch reiche es nicht mehr aus, auf Bewerber zu warten. „Ein Betrieb muss Marketing betreiben und sich bei den Bewerben bewerben.“

Thomas Gehre beglückwünscht Lutz Glißmann.
Thomas Gehre beglückwünscht Lutz Glißmann. © Leif Rullhusen

Mit knappen kommunalen Kassen trotz brummender Wirtschaft beschäftigte sich Nienburgs Bürgermeister Henning Onkes. „Es kommt nicht genug Geld bei den Kommunen an, um die an sie gestellten gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen“, kritisierte Nienburgs Verwaltungschef. Selbstverständlich fehlten Ehrungen und Auszeichnungen im Rahmen des Jahresempfanges nicht. Im Namen der Werner-Ehrich-Stiftung zeichnete Bernd Bargemann Daileen Wengst für ihre besonderen Leistungen aus. Die ehemalige Auszubildende der Bäckerei Deicke ist Kammersiegerin im Beruf Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk. Thomas Gehre übernahm die Ehrung von Lutz Glißmann, der im vergangenen Jahr von der Metallinnung zum Obermeister gewählt wurde.

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