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Japan-Kultur-Wochen: Haiku zum Singen und Anschauen

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Gela Hecking-Kühl (links) und Helga Richers-Kieseritzky haben aus Haiku Kunstwerke gemacht, die seit Sonntag in der GalerieN in Nienburg zu sehen sind. ·
Gela Hecking-Kühl (links) und Helga Richers-Kieseritzky haben aus Haiku Kunstwerke gemacht, die seit Sonntag in der GalerieN in Nienburg zu sehen sind. · © Foto: Regine Suling

Nienburg - Von Regine SulingSie stellen die wohl kürzeste Gedichtform der Welt dar: Haiku sind japanische Gedichte, die zumeist in 17 Lauteinheiten gegliedert sind. Dass man Haiku nicht nur schreiben und sprechen, sondern auch singen, malen und weben kann, beweisen Gela Hecking-Kühl und Hilda Richers-Kieseritzky vom Kunsthof Nienburg.

Die Textildesignerin und die Malerin initiierten ein Haiku-Projekt, aus dem sich die Japan-Kultur-Wochen entwickelt haben, die seit dem Wochenende und noch bis zum 24. Juni in Nienburg laufen.

Das gesamte Projekt ist unter dem Dach des Nienburger Kulturwerks angesiedelt und erfährt eine Förderung durch die Neuhoff-Fricke-Stiftung und den Landschaftsverband Weser-Hunte. Ein Ergebnis des Projektes ist eine Ausstellung, die am Sonntag in der Galerie- N eröffnet worden ist. Mit dabei war der Nienburger Chor „Liedschlag“, der die vom Komponisten Max Beckschläger vertonten Haiku vierstimmig erklingen ließ. Die Flötistin Elisabeth Richers-Byrne aus Dublin spielte Kompositionen für die japanische Flöte.

Am Anfang aber waren die Haiku. „Die Idee dazu hatte ich schon seit Jahren im Hinterkopf“, sagt Hilda Richers-Kieseritzky. Zusammen mit ihrer Mitstreiterin machte sie sich an die Arbeit, die Aussage bestimmter Haiku in eine künstlerische Darstellung zu übertragen. Ein Haiku-Beispiel: „Im Tomatenkorb liegt des Gartens Farbenpracht eingesammelt da.“ Die Malerin schuf ein flächiges Bild voller knallroter Tomaten. „Dann habe ich noch einen Magenta-Ton reingenommen – und das ganze Bild fing an zu strahlen“, freut sich Richers-Kieseritzky.

Spannend auch ein anderer Haiku: „Sogar mein Schatten ist munter und kerngesund“. Hierfür webte Gela Hecking-Kühl eine menschliche Silhouette, die vor einem Bild ihrer Kollegin hängt – und passend zum Haiku einen Schatten wirft. „Ein Effekt, mit dem wir gar nicht gerechnet hatten“, strahlt Gela Hecking-Kühl.

Sie nahm sich noch einer weiteren, spannenden Aufgabe an: Sie verwob Fetzen von Liebesbriefen zu einem gleichmäßigen Stück. „Ein junges Mädchen im Mondschein Briefe lesend zur Birnenblüte“, lautet der dazu gehörige Haiku. Liebesbriefe aus aller Welt bilden die Basis dafür. „Da haben wir was angestoßen“, wundert sich Hilda Richers-Kieseritzky über die Eigendynamik, die sich entwickelte, als sie Menschen dazu aufforderte, Liebesbriefe zu schreiben. „Das sind richtige Schätze, die wir da bekommen haben“, freut sich die Grafik-Designerin.

Mit ihrer Arbeit wollen sich beide Künstlerinnen an die japanische Kultur annähern. Denn auch wenn die Atom-Katastrophe von Fukushima im vergangenen Jahr viele Menschen hierzulande erschüttert hat, ist die japanische Kultur vielen doch immer noch fremd. Das sollen die Japan-Kultur-Wochen ändern.

Anmeldungen für alle Workshops erbeten

Am Mittwoch, 23. Mai, referiert Dr. Susanne Schieble von der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Hannover Chado-Kai ab 20 Uhr in der GalerieN über das Thema „Vom Haiku zum Manga“.

Im Kulturwerk steht am Mittwoch, 30. Mai, ab 20 Uhr die Veranstaltung „Fukushima sei Dank“ auf dem Programm. Dr. Dirk Asendorpf von der Wochenzeitung „Die Zeit“ ist dann für Vortrag und Diskussion an der Weser zu Gast und setzt sich mit der Rückkehr der Vernunft in die deutsche Energiepolitik auseinander.

Am Sonnabend, 2. Juni, läuft zwischen 15 und 19 Uhr in der GalerieN ein Kalligraphie-Workshop mit Kanae Kimura. Als Teilnehmerbeitag werden hier 30, ermäßigt 15 Euro erhoben.

Schulklassen sind am Mittwoch, 20. Juni, eingeladen, sich in einem Haiku-Workshop zwischen 9 und 13 Uhr in der GalerieN mit der japanischen Gedichtform zu befassen. Ein Haiku-Workshop für alle Interessierten steigt am Mittwoch, 6. Juni, von 18 bis 22 Uhr in der GalerieN. Die Kursgebühr beträgt 20, ermäßigt zehn Euro.

Zu Ende gehen die Japan-Kultur-Wochen an der Weser am Sonntag, 24. Juni, um 16 Uhr mit der Finissage der Ausstellung in der GalerieN. Dort zeigt Hartmut Heß seine Fotodokumentation über den Entstehungsprozess der Gemeinschaftsarbeiten von Gela Hecking-Kühl und Hilda Richers-Kieseritzky. Duc Minh Vu und Julia Burk präsentieren eine Video-Installation. Der Chor „Liedschlag“ singt erneut die vertonten Haiku. Anmeldungen für alle Workshops sollten bis eine Woche vor Beginn im Nienburger Kulturwerk unter Telefon 0 50 21   /91 16 66 erfolgen.

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