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„Jeder hat das Recht auf einen Arzt“

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Klaus-Dieter Kossow aus Achim referierte in Hoya zur ärztlichen Versorgung auf dem Land. ·
Klaus-Dieter Kossow aus Achim referierte in Hoya zur ärztlichen Versorgung auf dem Land. © Foto: Jana Wohlers

Hoya - Von Jana Wohlers. „Ärzte für Hoya“ lautete das Motto eines öffentlichen Vortrags, den Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Kossow aus Achim kürzlich im Anschluss an die Jahreshauptversammlung des „Vereins für Wirtschaftsförderung Samtgemeinde Grafschaft Hoya“ hielt.

Wie die ärztliche Versorgung auf dem Land gesichert werden kann – diese Frage stand im Mittelpunkt des Abends.

Kossow lehrte als Professor für öffentliche Gesundheit und Gesundheitsmanagement an der Universität Bremen und stellte gleich zu Beginn klar: „Jeder Bürger hat das gleiche Recht auf eine ärztliche Versorgung.“ Aber: „Probleme mit der Versorgung hat es immer schon gegeben.“

Als Vorsitzender der Bezirksstelle Verden der Ärztekammer Niedersachsen kennt sich Klaus-Dieter Kossow aus mit Gesundheitsrecht. „Bei einer Unterversorgung mit Ärzten leiden nicht nur die Ärzte selbst, sondern auch die Wirtschaft. Das Gesundheitssystem wird zwingend teurer“, folgerte er.

Mehr als zehn Oberziele gelte es bei der Gestaltung des Gesundheitssystems zu erfüllen. Kontinuität, Solidarität und Zugang gehören beispielhaft dazu. „Der Rechtsrahmen bestimmt im großen Stile das System“, sagte der Referent, das alles sei aber sehr komplex.

„Das Gesundheitsrecht besagt, dass die Versorgung gleichmäßig verteilt sein muss. Trotzdem gibt es eine Überversorgung in Ballungsräumen, die Ärzte siedeln sich dort vermehrt an“, sagte Kossow. Jeder Bürger habe das Recht, sich im Falle einer Unterversorgung zu beklagen. Klaus-Dieter Kossow schlägt in diesem Fall eine strukturierte und ruhige Argumentation „ohne großen Klamauk“ vor. Man solle das Gespräch mit Vertretern der Krankenversicherungen suchen.

Lösungsansätze für eine verbesserte ärztliche Versorgungssituation liegen auch in der Verbesserung der Infrastruktur. „Die Verkehrslage muss angepasst sein, es muss genug Arbeitsplätze für alle Familienmitglieder geben, und Flexibilität muss gegeben sein“, erklärte Kossow. Heutigen Medizinstudenten und junge Mediziner seien zum Großteil Frauen. Damit sie beispielsweise als Allgemeinmedizinerinnen auf dem Land arbeiten wollen, müssten etwa die Versorgung mit Kindergartenplätzen und das Schulangebot stimmen.

Die fortschreitende Spezialisierung der Ärzte sieht Kossow als großes Problem. „Das ist eine Dynamik in die falsche Richtung“, warnte er.

„Altersbedingt fehlen in Deutschland bereits 2020 geschätzt rund 100 000 Ärzte“, sagte Klaus-Dieter Kossow. Wolle man junge Mediziner aufs Land holen, spielen nicht immer die Finanzen die tragende Rolle. „Es gilt, sich auf seine Rechte zu berufen und sich der Situation anzunehmen“, appellierte der Referent. Eine grundlegende, auf Fakten basierende Argumentation gegenüber verantwortlichen Institutionen sei der erste Schritt in eine zukunftsweisende Richtung.

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