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Karneval in Stolzenau: Narren außer Rand und Band

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Gut gelaunt ziehen die Narren durch Stolzenau.
Richard Boumeester (links) war bis 1995 in Stolzenau stationiert und kommt immer wieder gern zum Karneval. © Ritter

Stolzenau - Wenn in Stolzenau Karneval gefeiert wird - dann ist das Wetter Nebensache. Die Narren feiern wild drauf los - da hat es auch in diesem Jahr kein Halten gegeben.

Regen und Kamelle von oben, Wind von allen Seiten und ein Meer aus Regenschirmen, dass den Karnevalsumzug am Sonntag noch bunter werden ließ. Mit Geknatter, lauter Musik und bester Stimmung fuhren aufwendig gestaltete Festwagen und Kleinfahrzeuge an der Sammelstelle entlang der „Fritz-Reuter-Straße“ auf, Musikkapellen marschierten an und Fußgruppen gesellten sich dazu.

Insgesamt 47 teilnehmende Gruppen waren mit von der Partie. Gut beschirmt sah das Prinzenpaar Maren I und Neil I vom altehrwürdigen Geschlecht Middlebrook zusammen mit dem ersten Vorsitzenden des Stolzenauer Karnevalsvereins (SKV Rot Gold) an der Sammelstelle nach dem Rechten. „Wir müssen das Beste aus dem Wetter machen“, sagt der Vereinsvorsitzende, den regengrauen Sonntagshimmel dabei fest im Blick. Planmäßig setzen sich die Fahrzeuge in Richtung Schinnaer Landstraße zu ihrer 3,2 Kilometer langen Tour in Bewegung.

Stolzenau: Zuschauer bereichern Karnevalsumzug

Dem Wetter zum Trotz warteten unzählige fröhliche Zuschauer auf das Eintreffen des Karnevalszugs. Allen voran der Fanfarenzug der Schreberjugend Hannover. Bei verschiedenen Wagen standen Geburtstage, wie 30 Jahre Super Mario, 80 Jahre Mc Donald’s und 20 Jahre 102 Dalmatiner im Fokus. Die „Ladies Enterprises“ schwärmten als Bienchen mit dem Thema Insektenrettung aus. Die Landjugend „rechtes Weserufer“, baute sich ihre eigene Zukunft mit Besen, Schaufel und Kehrblech.

Gut gelaunt ziehen die Narren durch Stolzenau.
Gut gelaunt ziehen die Narren durch Stolzenau. © Ritter

Als bunte „Hingucker“ waren die Maskottchen des SKV mit Schirm, Charme und Melone unterwegs. Der Leeser Carnelvals Verein (SCV) marschierte als „Grisu, der kleine Drache“ mit und warb für Nachwuchs der Freiwilligen Feuerwehr. Die Liebenauer Grashüpfer hatten sich in orangefarbener Montur, mit Fliegerkappe- und Brille in selbstgebaute Fesselballonkörbe geschwungen und erinnerten an den „Abflug der Holländer“ im Jahr 1995. Ebenfalls zu hohen Lüften aufschwingen wollten sich die Pilotinnen und Piloten der „Glisser Narren“ und regten den Bau eines Airports in Glissen an. In luftiger Höhe auf dem Dach eines Busses eingenebelt hatten die „Knallfrösche“ ihren Spaß. Guter Stimmung sah der Keveler Richard Bourmeester mit seiner Familie vom Straßenrand aus dem sonntäglichen Treiben zu. In orangefarbenem Rüschenhemd und „Peace-Stirnband“ berichtet er „ich war von 1975 bis 1995 hier in Stolzenau stationiert und seitdem komme ich immer wieder gern zum Karnevalsumzug“.

DRK immer dabei

Sandy Brockschmidt und Dominik Müller waren indes als Erste-Hilfe-Fußstreife des Roten Kreuzes unterwegs. „Dass es den Menschen in unserer Umgebung gut geht, das ist es, was mich bewegt“, erklärt Müller. Insgesamt waren 35 Helfer vom Roten Kreuz aus Stolzenau und Umzu im ehrenamtlichen Einsatz, sei es als Fußstreife oder mit Rettungs- oder Krankentransportwagen.

Gut gelaunt ziehen die Narren durch Stolzenau.
Gut gelaunt ziehen die Narren durch Stolzenau. © Ritter

Währenddessen der Himmel wieder seine Pforten öffnete und erneut Regen die Karnevalisten erquickte, schipperten die kunstvoll in Szene gesetzten Schwäne des Mittelweser Schwanensees vorüber. Auch das Thema „Freibad Stolzenau“ wurde mit „Wird das Freibad nicht reichen, müssen wir auf die Kiesseen ausweichen“ ins Visier genommen. Die Domänengeister Schinna Anemolter feierten ihre „School‘s out forever-Party“ und wiesen auf den derzeitigen Lehrermangel hin. Mit Petticoat und Pomade mischten sich die Caddy-Jecken in die Reihen.

Das Schlusslicht machte der in den Vereinsfarben gehaltene Prinzenwagen des SKV Rot Gold. In sichtlich ausgelassener Feierstimmung, grüßten die Exzellenzen majestätisch die Zuschauermenge und die Feder der Prunkmütze von Prinz Neil I wehte im Wind. Kamelle regnend zog er vorüber.

Die Prunksitzung ist jedes Jahr ein Höhepunkt des Stolzenauer Karnevals – Kostüme gehören dazu.
Die Prunksitzung ist jedes Jahr ein Höhepunkt des Stolzenauer Karnevals – Kostüme gehören dazu. © Engehausen

Rührender Moment bei Prunksitzung im Festzelt

Gesangliche und akrobatische Darbietungen unterschiedlicher Güte, jedoch immer mit vorgetragen prägten die Prunksitzung des Karnevals in Stolzenau am Freitag: Die „Schlagerparade“, die im Stubenmädchendress erschienenen „Umwerfenden“, die „elfenzarten“ Ballerinen, ein lauthalsiger Sänger, der „die Hütte abreißen“ wollte und die Massen zum Toben brachte, die Winnewörps, die für die „Müllabfuhr“ zuständig waren, die Funkenmariechen und sehr viele gehaltvolle Getränke heizten kräftig die Stimmung an.

Die Prunksitzung ist jedes Jahr ein Höhepunkt des Stolzenauer Karnevals – Kostüme gehören dazu.
Ein bewegender Moment und eine Premiere zugleich: Als Philipp Alberts seine Freundin Miriram Oltvadder fragt, ob sie ihn heiraten möchte, blicken alle gespannt zur Bühne. Er hat Glück: Sie hat ja gesagt. © Engehausen

Als einige Partygäste dann begannen, zu den hackenden Akkorden eines Techno-Stückes auf den Tischen zu tanzen, krachte prompt einer dieser für solche Exzesse ungeeigneten „Tanzböden“ in sich zusammen und die Tänzer konnten sich knapp mit einem beherzten Sprung in Sicherheit bringen. 

Punksitzung in Stolzenau: Stimmungsvolle Unterhaltung und ein Heiratsantrag

Einen nicht programmgemäßen, aber herzergreifenden Moment bildete der Heiratsantrag von Philipp Alberts, ehemalige Majestät „Flippo I“ und jetzt Mitglied des Elferrats, an seine langjährige Gefährtin Miriram Oltvadder. Romantisch knieend bat er um die Hand der vollkommen überraschten jungen Frau, die unter Tränen der Rührung vor rund 1 000 Gästen und 200 Aktiven ihr

Ja-Wort gab. Es war der erste Mal in der Geschichte des Stolzenauer Karnevals, dass auf der Bühne ein Heiratsantrag gemacht wurde. Sogar das Prinzenpaar konnte sich einer gewissen Rührung nicht entziehen und verstohlen wischte sich der eine oder andere Gast ein Tränchen ab.

Schlag Mitternacht endete die Prunksitzung, um in eine Party überzugehen, die sich bis in den frühen Morgen zog. In diesem Jahr gab es für die Polizei, die vor dem Zelt eine mobile Wache eingerichtet hatte, nur wenig zu tun. Das ist erfreulich und keineswegs selbstverständlich. So kann lässt sich getrost sagen:Die Stolzenauer Narren haben mit ihrem Karneval die am Aschermittwoch beginnende vorösterliche Fastenzeit gebührend eingeläutet.

Karneval feiern in Stolzenau auch die Kleinen

Zum samstäglichen Kinderkarneval hatten rund 400 Kinder ihre Eltern zum Feiern mitgenommen. Die durften sogar kostümiert dabei sein, obwohl es ja der Tag der Kinder war.

Kunterbunt war es beim Kinderkarneval in Stolzenau.
Kunterbunt war es beim Kinderkarneval in Stolzenau. © Engehausen

Wundervolle Verkleidungen hatten die Kleinen an, viele Kostüme waren selber gemacht. Im Reich der Prinzessinnen, Elfen, Drachen, Ritter, Roboter, Zwerge, Wichtel, Hexen und allerlei phantastischen Gestalten mehr ging es laut und bunt zu. Ein Elternpaar hatte seinen beiden Kleinen wegen der nicht grad kinderohrenfreundlichen Lautstärke fürsorglich einen Gehörschutz aufgesetzt.

Kunterbunt war es beim Kinderkarneval in Stolzenau.
Kunterbunt war es beim Kinderkarneval in Stolzenau. © Engehausen

Die Funkenmariechen wurden mit ordentlichem Beifall bedacht, die Clowns ließen Konfetti regnen und es durfte nach Herzenslust getanzt werden. Prinz Neil I. und Prinzessin Maren I. führten eine Polonnaise durch das große Zelt, der sich Eltern, Kinder, Elferrat und weitere Karnevalisten anschlossen, bis allen schließlich vor Lachen die Puste ausging.

Ganz selbstverständlich nahmen ältere Kinder die Kleinen an die Hand, um mit ihnen zu tanzen und zu spielen. Musik ist international, zum fröhlichen Vergnügen ist nicht wichtig, wer der andere ist – das haben die Kinder auf vorbildliche Weise gezeigt.

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