Das Schlusslicht machte der in den Vereinsfarben gehaltene Prinzenwagen des SKV Rot Gold. In sichtlich ausgelassener Feierstimmung, grüßten die Exzellenzen majestätisch die Zuschauermenge und die Feder der Prunkmütze von Prinz Neil I wehte im Wind. Kamelle regnend zog er vorüber.
Gesangliche und akrobatische Darbietungen unterschiedlicher Güte, jedoch immer mit vorgetragen prägten die Prunksitzung des Karnevals in Stolzenau am Freitag: Die „Schlagerparade“, die im Stubenmädchendress erschienenen „Umwerfenden“, die „elfenzarten“ Ballerinen, ein lauthalsiger Sänger, der „die Hütte abreißen“ wollte und die Massen zum Toben brachte, die Winnewörps, die für die „Müllabfuhr“ zuständig waren, die Funkenmariechen und sehr viele gehaltvolle Getränke heizten kräftig die Stimmung an.
Als einige Partygäste dann begannen, zu den hackenden Akkorden eines Techno-Stückes auf den Tischen zu tanzen, krachte prompt einer dieser für solche Exzesse ungeeigneten „Tanzböden“ in sich zusammen und die Tänzer konnten sich knapp mit einem beherzten Sprung in Sicherheit bringen.
Einen nicht programmgemäßen, aber herzergreifenden Moment bildete der Heiratsantrag von Philipp Alberts, ehemalige Majestät „Flippo I“ und jetzt Mitglied des Elferrats, an seine langjährige Gefährtin Miriram Oltvadder. Romantisch knieend bat er um die Hand der vollkommen überraschten jungen Frau, die unter Tränen der Rührung vor rund 1 000 Gästen und 200 Aktiven ihr
Ja-Wort gab. Es war der erste Mal in der Geschichte des Stolzenauer Karnevals, dass auf der Bühne ein Heiratsantrag gemacht wurde. Sogar das Prinzenpaar konnte sich einer gewissen Rührung nicht entziehen und verstohlen wischte sich der eine oder andere Gast ein Tränchen ab.
Schlag Mitternacht endete die Prunksitzung, um in eine Party überzugehen, die sich bis in den frühen Morgen zog. In diesem Jahr gab es für die Polizei, die vor dem Zelt eine mobile Wache eingerichtet hatte, nur wenig zu tun. Das ist erfreulich und keineswegs selbstverständlich. So kann lässt sich getrost sagen:Die Stolzenauer Narren haben mit ihrem Karneval die am Aschermittwoch beginnende vorösterliche Fastenzeit gebührend eingeläutet.
Zum samstäglichen Kinderkarneval hatten rund 400 Kinder ihre Eltern zum Feiern mitgenommen. Die durften sogar kostümiert dabei sein, obwohl es ja der Tag der Kinder war.
Wundervolle Verkleidungen hatten die Kleinen an, viele Kostüme waren selber gemacht. Im Reich der Prinzessinnen, Elfen, Drachen, Ritter, Roboter, Zwerge, Wichtel, Hexen und allerlei phantastischen Gestalten mehr ging es laut und bunt zu. Ein Elternpaar hatte seinen beiden Kleinen wegen der nicht grad kinderohrenfreundlichen Lautstärke fürsorglich einen Gehörschutz aufgesetzt.
Die Funkenmariechen wurden mit ordentlichem Beifall bedacht, die Clowns ließen Konfetti regnen und es durfte nach Herzenslust getanzt werden. Prinz Neil I. und Prinzessin Maren I. führten eine Polonnaise durch das große Zelt, der sich Eltern, Kinder, Elferrat und weitere Karnevalisten anschlossen, bis allen schließlich vor Lachen die Puste ausging.
Ganz selbstverständlich nahmen ältere Kinder die Kleinen an die Hand, um mit ihnen zu tanzen und zu spielen. Musik ist international, zum fröhlichen Vergnügen ist nicht wichtig, wer der andere ist – das haben die Kinder auf vorbildliche Weise gezeigt.