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Kein Zutritt für die Mädchen

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Vertieft in die Arbeit an den Bratäpfeln: (v.l.) Kai, Mirco, Enes, Sevket und Agit.
Vertieft in die Arbeit an den Bratäpfeln: (v.l.) Kai, Mirco, Enes, Sevket und Agit. © -

Hoya - HOYA (ike) · Sie sind alle ziemlich cool, machen Witze und erzählen große Geschichten. Sie können aber auch plötzlich umschalten, ernsthaft sein, wichtige Fragen stellen. In der Jungengruppe des Hoyaer Jugendzentrums „Conexxxx“ ist für alle Facetten der Persönlichkeit Platz. Das ist wohl ein Grund, warum der Nachmittag, an dem Mädchen keinen Zutritt haben, so beliebt ist.

„Wir kommen her, weil wir es cool finden. Wir chillen hier und haben Spaß“, sagen Enes, Sevket, Agit, Mirco und Kai, die sehr oft ihre Freizeit im „Conexxxx“ verbringen, egal ob Jungennachmittag ist oder nicht.

Die Antwort auf die Frage, warum es im Jugendzentrum so viel Spaß macht, ist gar nicht so einfach zu finden. „Die Stimmung“, sagt einer der Jungs. „Dass wir Billard spielen und Kickern können“, meint ein anderer.

Seit etwa fünf Jahren bietet Mike Fuchs, Leiterin des Jugendzentrums in Hoya, die Nachmittage speziell für die Jungs schon an. In Zeiten, in denen Mädchen in fast allen Bereichen eine besondere Förderung bekommen, keine Selbstverständlichkeit. „Die Idee mit dem Jungennachmittag war von Anfang an da – da auch von Anfang an ein Mädchennachmittag eingeplant war“, sagt Mike Fuchs. „Bloß stellt sich bei den Jungs viel eher die Frage: Wer macht es ?“ Sie sei nicht so ganz damit zufrieden, was sie an Jungenarbeit anbieten könne, „einiges geht eben nur mit Männern“, sagt sie lachend. Doch bisher ist noch kein Mann in Sicht, der die Mittwochnachmittage übernehmen könnte. Denn jemand, der nur ab und zu mal als Aushilfe vorbeikomme, könne schwerlich das Vertrauen der Jungs gewinnen. Und dass sei nötig.

Die „Conexxxx“-Leiterin hat die Nachmittage bislang mit der Gleichstellungsbeauftragten Renate Paul organisiert und geleitet: „Das ist der Gleichstellungsaspekt. Wenn wir etwas Besonderes für die Mädchen anbieten, dann wollen wir das auch für die Jungs machen.“

Manchmal gibt es ein festes Programm, wie jetzt etwa Bratäpfel backen, oft lassen sie den Jugendlichen aber auch Raum, um sich selbst zu beschäftigen oder eigene Vorschläge zu machen. „Mike legt dann Zettel aus, auf denen wir aufschreiben können, was wir gerne unternehmen möchten“, erklärt Kai. „Aber wir organisieren auch selbst mal ein Kicker- oder ein Billardturnier.“

Das Angebot ist nicht verbindlich, anmelden müssen sich die Jugendlichen nicht. Zwischen fünf und 15 Jungs kommen aber eigentlich immer. Sie kennen sich aus der Schule oder aus dem Sportverein, gehen oft gemeinsam direkt nach dem Unterricht ins „Connexxxx“. „Das ist hier wie unser zweites Zuhause“, sagt Sevket, und die anderen nicken.

Mike Fuchs ist für die Jungs eine Vertrauensperson, der sie vieles erzählen, was sie sonst niemandem sagen können. Sie selbst sagt, sie könne mittlerweile die Zwischentöne erkennen, bei dem Übermut und den coolen Sprüchen. Und manchmal sei es einfacher, an die Jungs heranzukommen, wenn keine Mädchen dabei seien. Kai und seine Freunde meinen: „Ab und zu ist es besser, wenn keine Mädchen da sind.“ Da könne man dann ganz anders reden, über Dinge, „die die Mädels nix angehen. Sexualität oder so.“

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