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Keine Schere auf dem Tisch – Blick für Details schärfen

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Nienburg - Von Katrin PliszkaDie Ermordung von Landrat Rüdiger Butte in seinem Neusser Amtszimmer hat sie erschüttert und nachdenklich gemacht: Klaudia Silbermann, Geschäftsführerin des Nienburger Jobcenters, ließ der Vorfall keine Ruhe. Um ihren Beschäftigten die maximale Sicherheit bei ihrer bisweilen heiklen Arbeit zu gewährleisten, hatte sie die Idee, das Jobcenter von 20 Studenten der Niedersächsischen Polizeiakademie unter die Lupe nehmen zu lassen.

„Wir haben hier solche Fälle zum Glück bisher nicht gehabt“, sagt Silbermann. Einzelne pöbelnde oder auch aggressive Kunden kennen jedoch auch ihre Mitarbeiter. Unter Silbermann arbeiten insgesamt 113 Männer und Frauen, davon sind 68 in der Nienburger Hauptstelle tätig. Die übrigen verteilen sich auf die Zweigstellen in Hoya und Stolzenau. „Wir haben das Projekt gemeinsam mit den Mitarbeitern und dem Personalrat gemacht“, so Silbermann. Den traurigen Todesfall aus Neuss habe das Team zum Anlass genommen, um miteinander über mögliche Maßnahmen zu sprechen.

Um die Sicherheitseinrichtungen zu überprüfen und zu optimieren, haben sich die 20 Studenten im Laufe von drei Projektwochen im Nienburger Jobcenter genau umgeschaut. Sie haben Mitarbeiter befragt und die baulichen Gegebenheiten des Jobcenters untersucht. Für die Studenten, die kurz vor ihrem Abschluss der Polizeiakademie standen, war das Projekt Neuland.

„Ich habe vorher herumgefragt, wer von ihnen mal als Leistungsempfänger bei einem Jobcenter war – es war keiner“, sagt Projektleiter Erik Polter von der Polizeiakademie. Auch für die Niedersächsische Polizeiakademie war es das erste Projekt dieser Art.

Die Empfehlungen der Studenten empfindet Silbermann als sehr praxisnah. „Es sind junge unverbrauchte Polizisten, genau das, was wir brauchten“, betont sie. Herausgekommen seien viele kleine Bausteine, die zusammen ein optimiertes Präventions- und Sicherheitskonzept ergeben sollen.

Die Geschäftsführerin scheut ein wenig vor Details zurück, um das Konzept nicht zu gefährden. „Das lebt ja auch davon, dass nicht alles bekannt ist, was wir hier umsetzen wollen“, meint sie.

Bisherige Maßnahmen auf dem Prüfstand

Ein Beispiel verrät sie dennoch: Ein Teil dieser Maßnahmen ist der Punkt „Kommunikation“. „Wir wollen sie verbessern und den Mitarbeitern einheitliche Regeln an die Hand geben, was meldepflichtige Vorfälle sind“, sagt Silbermann. Auch die Beschilderung im Jobcenter wolle man überdenken. Empfehlungen der Studenten gab es unter anderem auch für die Einrichtung der Büros oder die Gestaltung der Flure. „Wir müssen jetzt schauen, wie wir sie mit anderen Regelungen in Einklang bringen können“, erläutert Silbermann. Im Fall der Büroeinrichtungen wären das zum Beispiel Vorschriften zur Arbeitssicherheit, bei Fluren, in denen mehr Sitzgelegenheiten angeboten werden sollten, müsse man sehen, ob sich das mit den Regelungen für den Brandschutz oder die Fluchtwege vertrage.

Aber auch die Mitarbeiter selbst können einiges tun, zum Beispiel bei Konflikten eine deeskalierende Gesprächsführung anwenden. „Vieles setzen die Mitarbeiter des Jobcenters bereits um“, sagt Polter. So dürften sie beispielsweise keine Scheren auf dem Schreibtischen liegen lassen, die sich aggressive Kunden im Ernstfall greifen könnten.

Die Ergebnisse des Projektes wollen sich Silbermann und ihre Kollegen nun anschauen. „Wir haben im kommenden Jahr eine Evaluierung vereinbart. Erik Polter zufolge habe es sich bereits herumgesprochen. „Uns liegen auch Anfragen von anderen Behörden für solch ein Projekt vor“, sagt er. Ob es fortgesetzt werde, sei indes noch offen.

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