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Kirchengemeinde Drakenburg-Heemsen: Von Treue und Zusammenhalt

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Seit nunmehr 60 Jahren spielt Wolfgang Jentsch die Orgeln in Drakenburg und Heemsen.
Seit nunmehr 60 Jahren spielt Wolfgang Jentsch die Orgeln in Drakenburg und Heemsen. © msa

Drakenburg - Von Bernd Andermann. Einen doppelten Grund zur Freude hat die Kirchengemeinde Drakenburg-Heemsen: Seit 60 Jahren – ununterbrochen – spielt Wolfgang Jentsch die Orgel. Und seit 50 Jahren besteht der Posaunenchor Drakenburg unter der Leitung von Eckhard Kollmeier.

Das will die Gemeinde mit einem Jubiläumsgottesdienst am Sonntag um 10 Uhr in der Drakenburger St.-Johannis-der-Täufer-Kirche feiern. Der Gottesdienst wird von Pastor Dietmar Hallwaß gestaltet. Die Predigt hält der ehemalige Drakenburger Pastor Werner Hartleben. Dabei lässt es sich der Jubiläums-Posaunenchor nicht nehmen, die Veranstaltung selbst musikalisch zu begleiten. 

Im Anschluss ist noch ein Empfang geplant, bei dem die Jubiläen gewürdigt werden. Wolfgang Jentsch – heute ein Kirchenmusiker mit Leib und Seele – wurde am 19. Januar 1936 in Gaablau in Schlesien geboren. Schon als Kind wünschte er sich ein Klavier. Seine Eltern konnten ihm 1945 diesen Wunsch erfüllen. Zu dieser Zeit hatte die Rote Armee Schlesien allerdings schon besetzt. 

Die Vertreibung aus der Heimat und eine Zwischenstation in Zwickau unterbrachen zunächst Jentschs musikalische Ambitionen. Zu Beginn seiner kirchlichen Verwaltungslehre erfüllte sich Wolfgang Jentsch seinen Kinderwunsch ein weiteres Mal: Er kaufte sich sein zweites Klavier. Daraufhin nahm er sechs Jahre lang Unterricht bei Anne Schüler in Nienburg. In der Zeit entdeckte Jentsch auch seine Liebe zum Orgelspiel und legte 1959 seine Organisten-D-Prüfung am Dom zu Verden ab.

Der Posaunenchor Drakenburg feiert sein 50-jähriges Jubiläum mit (v.l.) Eckhard Kollmeier, Carolin Gesell, Willi Voigts, Hans-Georg Lächelt und (vorne) Sabine von Ritter.
Der Posaunenchor Drakenburg feiert sein 50-jähriges Jubiläum mit (v.l.) Eckhard Kollmeier, Carolin Gesell, Willi Voigts, Hans-Georg Lächelt und (vorne) Sabine von Ritter. © msa

Sein erstes öffentliches Orgelspiel hatte Wolfgang Jentsch allerdings schon acht Jahre zuvor, 1951, unter den Fittichen von Pastor Ernst Schmidt in Husum. Bei dessen Wechsel als Gemeindepfarrer 1958 nach Drakenburg folgte Jentsch diesem und vertrat für einige Sonntage den erkrankten Lehrer und Organisten Georg Hemker. 

Und wer hätte es gedacht? Daraus sind sechzig Jahre Organistendienst geworden – eine Treue, für die die Kirchengemeinde wohl noch lange dankbar sein wird. An der Drakenburger Orgel können ihn die Zuhörer normalerweise nicht sehen. Dafür ist er umso besser zu hören, wenn er während der Gottesdienste, bei Taufen, Trauungen und Beerdigungen den Gemeindegesang begleitet; oder mit dem Posaunenchor den Gottesdienst bereichert.

Seit der Fusion der Kirchengemeinden Drakenburg und Heemsen im 2012 spielt er die Orgel jeden Sonntag in den beiden Kirchen und einmal im Monat in der Kapelle Anderten. Dabei liegt die Begabung an der Orgel wohl in der Familie: Wolfgang Jentschs Sohn Matthias ist in Husum seit etwa 30 Jahren als Organist tätig, und Schwiegertochter Christine spielt die Orgel in der Markloher Kirche. Nach eigenen Angaben ist Jentsch der einzige Organist in der Hannoverschen Landeskirche, der seit 60 Jahren ohne Unterbrechung als Organist tätig ist.

Doch am Sonntag geht es nicht nur um ihn, sondern auch um den Posaunenchor. Der wurde 1968, vor nunmehr 50 Jahren, vom Pastor Werner Hartleben ins Leben gerufen – allerdings in einer überschaubaren Besetzung: Ulrike Brackhahn und der inzwischen verstorbene Friedrich Rehm, der aus einer alten Musikerfamilie stammte, legten den Grundstein. Sie zeigten den neuen Blechbläsern die Geheimnisse ihrer Instrumente, und so konnte der Chor bereits am ersten Ostertag 1968 im Gottesdienst auftreten.

Die vielen folgenden Proben zeigten Früchte: Im Jahr 1978 erspielte sich der Posaunenchor bei einem Wettbewerb in Steyerberg den zweiten Platz. Von nun an waren die Bläser in Festgottesdiensten, bei Jubiläen, dem Erntefest und beim Scheibenschießen zugegen.

In seiner Blütezeit bestand der Posaunenchor aus gut fünfzehn Musikern, aktuell aus einem Quintett mit Willi Voigts, Eckhard Kollmeier, Carolin Gesell und Hans-Georg Lächelt.

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