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Klosterwald-Mord: Niemand hat den Beifahrer vor Augen

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Verden/Loccum - Von Wiebke Bruns. Um die letzten Stunden im Leben der im September 2015 getöteten Judith Thijsen ging es am zweiten Verhandlungstag in dem Klosterwald-Mordprozess am Landgericht Verden.

Es wurde auch ein Mitarbeiter des niedersächsischen Maßregelvollzugszentrums (MRVZ) Bad Rehburg gehört, dem Kratzspuren im Gesicht des heute 51 Jahre alten Angeklagten aufgefallen waren. Die Staatsanwaltschaft Verden geht davon, dass ihm diese das 23 Jahre alte Opfer zugefügt hat.

In der Anklageschrift wird ein Tatzeitraum zwischen 14.40 und 17 Uhr am 12. September 2015 benannt. Um 17.30 Uhr sei der Angeklagte der sich aufgrund eines früheren Gerichtsurteils in dem MRVZ befand, in dieses zurückgekehrt. Ein Mitarbeiter machte eine Notiz: „Patient hat zwei Schrammen auf der linken Wange“ und vermerkt wurde auch die Erklärung des Angeklagten: „Mit Fahrrad von Weg abgekommen und Busch gestreift.“

Hypnose bringt Fall nicht voran

Der Mitarbeiter sagte später aus, dass er gleich ein komisches Gefühl gehabt habe und dass er mit mehreren Kollegen, darunter der Sicherheitsbeauftragte, darüber gesprochen habe. Mehrfach will sich der Zeuge in der Folgezeit erkundigt haben, ob diese Information an die Polizei weitergegeben worden sei. Wann dies erfolgt ist, wurde an diesem zweiten Verhandlungstag noch nicht erörtert. Die Festnahme des Angeklagten jedenfalls war erst mehrere Monate später, im April 2016, auf Basis von DNA-Spuren erfolgt.

Judith Thijsen wohnte ganz in der Nähe des MRVZ. Dort war sie mittags noch von Nachbarn gesehen worden. Mit einem heute 55-Jährigen soll sie noch über Äpfel gesprochen haben. Der Mann wusste, dass ihr Wagen kurz darauf weg war, aber er hatte sie nicht wegfahren sehen und kann nicht sagen, ob sie alleine war.

Eine Nachbarin will bei der 23-Jährigen einen Mann als Beifahrer gesehen haben und quält sich offenbar bis heute damit, dass sie sich an dessen Gesicht nicht erinnern kann. Sie hat sich sogar einer Hypnose unterzogen, um sich erinnern zu können. Jedoch ohne Erfolg. Der Mann sei aber jünger gewesen als der Angeklagte, sagte sie in dem Prozess.

Angeklagter schweigt

Kurz darauf soll Judith Thijsen an einer Tankstelle gewesen sein. Die damalige Mitarbeiterin zeigte sich im Zeugenstand überzeugt, dass jemand auf dem Beifahrersitz saß. Ob Mann oder Frau, könne sie nicht sagen. Das Auto wurde gefilmt, aber die 23-Jährige parkte damals so, dass das Bild nur den Fahrerbereich bis zur Mittelkonsole erfasst.

Laut Verteidiger Torben Werk gibt es bei der Tankstelle mehrere Überwachungskameras, ob es weitere Aufnahmen gibt, konnte mit der damaligen Mitarbeiterin nicht geklärt werden. Zumindest in den Gerichtsakten sollen sich keine weiteren Aufnahmen befinden.

Gefragt habe die 23-Jährige damals nach einer bestimmten Tabaksorte. Weil diese nicht vorrätig war, will die Mitarbeiterin ihr Alternativen angeboten haben. „Sie sagte, sie rauche nicht“, so die Zeugin. Die Sorte, nach der die 23-Jährige gefragt haben soll, soll der Angeklagte damals geraucht haben. Dieser schweigt in dem aktuellen Prozess.

In dem vorherigen Verfahren, dessen Urteil aufgehoben worden war, hatte er am 32. Verhandlungstag erklärt: „Judith Thijsen ist mir nicht bekannt. Ich habe mit ihrer Tötung nichts zu tun.“

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