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„Kritiker sind willkommen“

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Ralph Behring in einem seiner beiden Mastställe. Rund 40 000 Tiere leben hier in Bodenhaltung.Foto: Rullhusen
Ralph Behring in einem seiner beiden Mastställe. Rund 40 000 Tiere leben hier in Bodenhaltung.Foto: Rullhusen © Leif Rullhusen

GADESBÜNDEN - von Leif Rullhusen. In zwei Mastställen zieht Ralph Behring aus Gadesbünden rund 82000 Hähnchen heran. Wie das Federvieh in Bodenhaltung untergebracht ist, können sich Interessierte am Sonntag ansehen. Dann öffnet der Landwirt die Stalltüren.

GADESBÜNDEN - von Leif Rullhusen. Die Prozedur ist aufwendig. Erst werden Plastiküberzieher über die Schuhe gestülpt. Dann folgt ein Einweg-Overall und schließlich eine Papierhaube für den Kopf. So ausstaffiert dürfen Besucher den Maststall von Ralph Behring betreten – zumindest den Versorgungsbereich. Um direkt zu den etwa 40 000 Masthähnchen vorzudringen, kommt noch ein weiters Paar Überzieher an die Füße. „Damit schützen wir die Tiere vor Keimen“, erklärt der Landwirt aus Gadesbünden.

In zwei Ställen zieht er rund 82 000 Federtiere heran, bevor diese zu Chicken Mc Nuggets oder Hähnchenbrustfilets werden. Zwischen 40 und 44 Tage verbringen die Masthähnchen in Bodenhaltung bis zu ihrer Verarbeitung. Wie sie die verbringen, können sich Besucher an diesem Sonntag ansehen. Von 14 bis 17 Uhr öffnet Ralph Behring seine Stalltüren. „Ich möchte den Menschen ein realistisches Bild von einer tiergerechten Hähnchenhaltung zeigen“, begründet er die Aktion im Rahmen des Projektes „Transparenz in der Geflügelwirtschaft“. Rund 90 niedersächsische Landwirte öffnen auf Initiative des Landesverbandes der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft ihre Ställe für Besucher. Die Projektleitung liegt in den Händen des in Vechta beheimateten Wissenschafts- und Informationszentrums Nachhaltige Geflügelwirtschaft (WING). „Es bestehen viele Vorbehalte in der Bevölkerung. Deshalb sind diese Stallöffnungen enorm wichtig“, erklärt WING-Geschäftsführerin Dr. Aline Veauthier. Die Eindrücke der Besucher wertet das Wissenschafts- und Informationszentrum mit Hilfe einer Befragung aus. „Wir haben bisher rund 2500 Fragebögen ausgewertet. Rund 80 Prozent der Menschen kommen mit einem positiven Eindruck aus dem Stall“, berichtet Dr. Veauthier. Kritiker seien aber ausdrücklich willkommen. „Wir wollen niemanden überzeugen, sondern einfach zeigen, wie es in einem Maststall aussieht.“

Désirée Heijne und Dr. Aline Veauthier (v.l.) vom Wissenschafts- und Informationszentrum für Nachhaltige Geflügelwirtschaft WING betreuen das Projekt „Transparenz in der Geflügelwirtschaft“.
Désirée Heijne und Dr. Aline Veauthier (v.l.) vom Wissenschafts- und Informationszentrum für Nachhaltige Geflügelwirtschaft WING betreuen das Projekt „Transparenz in der Geflügelwirtschaft“. © Leif Rullhusen

Landwirtschaftsmeister Ralph Behring baute vor fünf Jahren seinen ersten Maststall, zwei Jahre später folgte der zweite, weil sich die Direktvermarktung von Gemüse alleine nicht mehr rechnete. Weitere Ställe seien nicht geplant und würden von der aktuellen Landesregierung wohl auch nicht genehmigt, vermutet der Familienvater. Mit einer Kapazität von 82 000 Hähnchen zählt der Familienbetrieb zur mittleren Größe. Behring beschäftigt neben einer Vollzeit- noch eine Teilzeitkraft. Er selbst verbringt tagtäglich rund vier Stunden bei seinen Hühnern. Die Versorgung der Tiere einschließlich der Klimatisierung funktioniert vollkommen automatisch, der Landwirt kontrolliert vor allem den Gesundheitszustand seiner Tiere. „Mit krankem Geflügel verdienen wir schließlich kein Geld“, erläutert er. Behring ist überzeugt, dass es seine Tiere besser haben, als viele, die draußen auf Höfen aufwachsen. Speziell bei Küken sei dort die Sterblichkeitsrate sehr viel höher.

Wer am Sonntag einen Blick in den Geflügelstall werfen möchte, kann einfach der Beschilderung von der Bundesstraße 209 aus folgen. Altersbeschränkungen gibt es weder nach oben oder unten. Und wer es allein nicht in Plastiküberzieher oder Overall schafft, dem werde geholfen, versichert Dr. Veauthier. Neben dem Landwirt stehen Mitarbeiter des WING mit Informationen zur Verfügung. „Kritische Fragen sind willkommen“, betont die WING-Chefin nochmals.

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