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Grabungsergebnisse des Sächsischsen Gräberfelds präsentiert

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Wirtschaftsförderer Christian Alvermann, Steyerbergs Bürgermeister Heinz-Jürgen Weber, Liebenaus Samtgemeindebürgermeister Walter Eisner und Grabungsleiter Tobias Scholz (v.l.) bei Grabungen im Sommer 2015.
Wirtschaftsförderer Christian Alvermann, Steyerbergs Bürgermeister Heinz-Jürgen Weber, Liebenaus Samtgemeindebürgermeister Walter Eisner und Grabungsleiter Tobias Scholz (v.l.) bei Grabungen im Sommer 2015. © Leif Rullhusen

Liebenau - Von Max Brinkmann. Rund um das Sächsische Gräberfeld zwischen Steyerberg und Liebenau gab es im vergangenen Jahr viele Aktivitäten bei verschiedenen Projekten, die vom Verein „RAUZWI – Lebendige Archäologie Mittelweser“ betreut wurden und in 2018 mit Unterstützung des Flecken Steyerberg und der Samtgemeinde Liebenau erweitert werden.

„Bei der Düne in der Nähe der großen Aue handelt es sich um einen sehr besonderen Fundort“, begann Ausgrabungsleiter Tobias Scholz seinen Bericht: „Die Bewohner der sächsisch-karolingischen Siedlung waren unter anderem wohl Fischer, Eisenschmiede und Ackerbauern. Das ist für das achte und neunte Jahrhundert ein vielfältiges Spektrum.“

Ohne das Engagement der Bürger wäre dies nicht möglich, weiß auch Liebenaus Samtgemeindebürgermeister Walter Eisner: „Sie wissen zu schätzen, dass es hier unmittelbar in Dorfnähe Archäologie zum Mitmachen gibt“. In 2017 arbeiteten pro Tag bis zu 13 Ehrenamtliche sowie zwischen 16 und 24 Studenten der Universität Göttingen an den Grabungen mit.

Hinzu kamen viele Schulklassen. „Das Projekt ist auch bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt“, freut sich Eisner. Ein Geschichts-Leistungskurs vom Marion-Dönhoff-Gymnasium (Nienburg) unterstützte die Helfer sogar zwei Tage lang.

Das Team des sächsischen Gräberfeldes übergab Samtgemeindebürgermeister Walter Eisner (vierter von links) und Steyerbergs Bürgermeister Heinz-Jürgen Weber  (fünfter von links) den Ergebnisbericht.
Das Team des sächsischen Gräberfeldes übergab Samtgemeindebürgermeister Walter Eisner (vierter von links) und Steyerbergs Bürgermeister Heinz-Jürgen Weber  (fünfter von links) den Ergebnisbericht. © Max Brinkmann

Eindrucksvolle Ergebnisse

Mit so einem großen Team konnten einige Funde zu Tage getragen werden. Ein sächsisches Grubenhaus aus dem achten oder neunten Jahrhundert wurde zu einem Viertel freigelegt Außerdem entdeckten die Archäologen die erste Pfostenreihe eines Langhauses. Sie sind eine Art Vorgänger des Niedersachsenhauses, wo Mensch und Vieh unter einem Dach wohnten. Diese Gebäude waren in der Regel 15 bis 30 Meter lang und fünf bis sechs Meter breit.

Doch nicht nur Gebäude, auch Straßen gab es im frühmittelalterlichen Liebenau bereits. Zumindest deuten Fahrspuren – vermutlich von kleinen Handwagen und größeren Pferdegespannen – daraufhin.

Beachtenswert ist, laut Scholz, auch der Fund von 8 000 Eisenschlacke-Stücke: „Es ist ein Hinweis darauf, dass hier in großen Mengen Eisen verhüttet und bearbeitet wurde, die Siedler also Eisenschmiede waren.“ Außergewöhnlich ist es zusätzlich, weil im Sächsischen Gräberfeld mehr Eisen als Keramik entdeckt wurde, was sehr selten vorkomme.

Weiter forschen

Anhand der Boden-Untersuchungen vermutet Scholz, dass sich im Umfeld der sächsisch-karolingischen Siedlung noch weitere Siedlungen mit derselben Weilerstruktur befunden haben könnten: zur Großen Aue hin und in Richtung Süden – dort gab es früher einen größeren Dünenzug, der in der Neuzeit abgetragen wurde.

Deshalb soll auch das Umfeld der Siedlung mithilfe von bodenkundlichen und geomagnetischen Messungen weiter untersucht werden. Wobei als zentrale Frage im Raum steht, ob und wo genau sich weitere altsäsische Siedlungen befunden haben. Selbstverständlich werde auch im Gräberfeld weiter geforscht. „Schätzungsweise haben wir erst zwei Prozent der gesamten Düne ausgegraben“, berichtet Scholz: „Wir haben also noch genug vor uns.“

Und die Grabungen in den kommenden Jahren dürften ähnlich erfolgreich sein wie die im vergangenen Jahr, denn es sei alles sehr gut erhalten. „Die Fläche wurde nie umgepflügt“, erklärt Scholz. „Früher hat es an dieser Stelle eine Entwaldung gegeben, schnell wehte dort Sand und die Düne entstand. Deshalb sind die Fundstücke noch so gut erhalten und das Projekt so erfolgreich.“

Die Ausgrabungszeiten für dieses Jahr stehen schon fest: Ab Ende Juli herrscht für sechs Wochen wieder Vollbetrieb im Gräberfeld. Aber auch sonst ist bei „RAUZWI“ viel los. Allen voran natürlich das Altsachsenevent, welches dieses Jahr im Rahmen der Steyerberger Gewerbeschau am 16. und 17. Juni stattfindet – aber auch einzelne Veranstaltungen am Grubenhaus sind geplant.

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