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Lochfraß: Leitungs-Lecks sorgen für Ärger

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Krisen-Quartett (v.l.): Wassermeister Torsten Edel, Obermeister Rainer Schalwig, Joachim Oltmann sowie Gaylord Kurre.
Krisen-Quartett (v.l.): Wassermeister Torsten Edel, Obermeister Rainer Schalwig, Joachim Oltmann sowie Gaylord Kurre. © ksy

Nienburg - Von Sven DeckertEin Leck in der Hausinstallation, mehr oder weniger schnell verschwindet eine Menge Wasser im Gemäuer. Ehe man überhaupt etwas bemerkt, kann der Schaden enorm sein: So genannter Lochfraß soll in der jüngeren Vergangenheit vor allem im Raum Nienburg gehäuft aufgetreten sein. Der Kreisverband für Wasserwirtschaft, insbesondere der Wasserverband An der Führse, steht in der Kritik: Schuld sei das Wasser aus dem Wasserwerk Drakenburg. Ein Vorwurf, den der Kreisverband nicht unwidersprochen stehenlassen will.

Für Gaylord Kurre, stellvertretender Geschäftsführer des Kreisverbandes, liegt der Ärger, den ein Leck in der Hausinstallation mit sich bringt, auf der Hand. „Das ist teuer, das macht Dreck, und so etwas ist auch nicht von jetzt auf gleich repariert. Ist doch klar, dass man da sehr emotional reagiert.“

Doch das Wasser ist nicht schuld am Lochfraß, stellt er klar. „Ganz abgesehen davon, dass wir Qualität und Unbedenklichkeit unseres Wassers natürlich nachweisen können – es würde für uns doch gar keinen Sinn machen, leitungsgefährdendes Wasser abzugeben.“ Könnte das Wasser den Kupferleitungen gefährlich werden, „würden wir technische Maßnahmen ergreifen, um das zu verhindern“. Denn das sei entschieden günstiger, als Schäden in den Häusern zu riskieren.

Eine Einschätzung, die Rainer Schalwig, Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klima, teilt: „Für Korrosion und Leckagen kann es eine ganze Reihe Gründe geben, aber an der Qualität des Wassers liegt es nicht.“ So sei es bis Anfang der 90er-Jahre Stand der Technik gewesen, Kupferleitungen hart zu löten. „Heute weiß man, das kann im Laufe der Jahre zu Korrosionen führen“, so Schalwig.

Weitere mögliche Ursachen: Kupferrohre, die beim Einbau verschmutzt waren oder ein vergessener (oder eingesparter) Feinfilter in der Hausinstallation. „In den 80er- und 90er-Jahren kamen auch große Mengen Kupfer aus dem Ausland auf den Markt“, sagt der Obermeister. „Der einzelne Installateur kaufte beim Großhandel und konnte natürlich nicht sehen, welche Qualität das Material hatte.“ Jahrzehnte später könne es dann zu Schäden kommen.

Joachim Oltmann, beim Kreisverband zuständig für den Bereich Trinkwasser, fühlt sich von den Vorwürfen schon beinah persönlich getroffen: „Beim Wasser hört für mich der Spaß auf. Das ist das Lebensmittel Nummer eins, da darf kein Schindluder getrieben werden.“

Man kämpfe in vorderster Front gegen die Privatisierung der Wasserrechte, weil man Qualität und vernünftige Preise sicherstellen wolle. „Wir haben das Wassarium eingerichtet und informieren dort umfassend über die Bedeutung von sauberem, einwandfreiem Trinkwasser. Das würden wir nicht tun, wenn wir von unserem Wasser nicht überzeugt wären“, ergänzt Wassermeister Torsten Edel.

Oltmann selbst schult nebenberuflich Bundeswehr-Mitarbeiter über Trinkwasseraufbereitung und -Hygiene. Weder der Wasserverband An der Führse noch der Kreisverband insgesamt würden in irgendeiner Weise schädliches Wasser – egal ob für Mensch oder Leitung – abgeben, sagt er: „Das wäre ja fahrlässig!“ Und passe auch nicht zur Philosophie des Verbandes, der neben der Zertifizierung nach W 1000 auch über die zusätzliche Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 verfügt. Oltmann weist darauf hin, dass im Herbst eine Fachtagung des Fachverbandes Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik (SHK) des Landes, der Versorger und der Installationsbetriebe im Landkreis Nienburg über die Bühne geht.

Gaylord Kurre weiß, dass das Thema Lochfraß bundesweit auftritt, was zu den von Obermeister Schalwig genannten Ursachen passen würde. Wobei „gehäuft“ sehr relativ ist, sagt Kurre: „Herr Oltmann ist seit 25 Jahren bei uns. Aus dieser ganzen Zeit sind bei uns lediglich 25 Fälle gemeldet worden – bei 22 000 Hausanschlüssen. Wir sind jedem dieser uns gemeldeten Fälle nachgegangen und prüfen die Ursache. Sicherlich ist die tatsächliche Zahl der Rohrbrüche in der Hausinstallation wesentlich höher. Nicht umsonst tummeln sich viele Lecksuch- und Trocknungsfirmen bundesweit auf dem Markt.“

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