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Logistikzentrum in Nienburg nimmt erste politische Hürde

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Bis die erste Motorsäge zum Einsatz kommt, wird es noch dauern. © picture-alliance/ dpa

Das in Nienburgs Süden geplante Logistikzentrum nimmt die erste politische Hürde. Der Stadtrat stimmte für den entsprechenden Aufstellungsbeschluss.

Nienburg - von Leif Rullhusen. Die Reaktionen der Blickpunkt-Leser war deutlich. Zahlreiche Kommentare auf Facebook und Leserbriefe sprachen sich unmissverständlich gegen die geplante Abholzung von 140 000 Quadratmeter Wald in Nienburgs Süden aus. Die Stadt will statt dessen im Bereich Schäferhof-Kattriede ein Logistikzentrum ansiedeln.

Entscheidung nicht mehr ganz so eindeutig

„Ich hoffe, dass der Stadtrat sich in dieser Situation für den Klimaschutz entscheidet, vom Projekt Abstand nimmt und den gewachsenen Wald am Schäferhof vollständig erhält“, schreibt zum Beispiel der ehemalige VHS-Leiter Dieter Labode in seinem Leserbrief. Er hofft vergeblich: Am Dienstagabend stimmte der Stadtrat für den Aufstellungsbeschluss eines entsprechenden Bebauungsplanes. Ganz so eindeutig, wie im vorangegangenen Stadtentwicklungsausschuss war die Entscheidung allerdings nicht mehr. Während dort nur die Grüne Petra Jäkel dagegen votierte, waren es im Stadtrat neben den Grünen auch einige Sozialdemokraten – unter anderem Fraktionschefin Anja Altmann.

Bürgermeister Onkes wirbt für Ansiedlung

Zuvor warb Bürgermeister Henning Onkes für die Ansiedlung des Logistikers. Der plant auf der 14 Hektar großen Fläche im Bereich des ehemaligen Tanklagers Schäferhof eine Abstellfläche für Autos sowie eine Montagehalle. Ein gültiger Flächennutzungsplan stellt das Gelände bereits als gewerbliche Baufläche dar. Als Hauptargument führte Nienburgs Bürgermeister den Klimaschutz ins Feld. Der Logistiker wolle den bereits vorhandenen Gleisanschluss zur An- und Ablieferung nutzen. Um die Klimaziele in Deutschland zu erreichen, gehörten Güter auf die Bahn, argumentierte Onkes. „Es geht hier um CO2-Minderung.“ Die Natur könne dagegen nur mit Kompensationsflächen geschützt werden.

Klaas Warnecke hat Zweifel

Zweifel an dem Sinn der Ansiedlung sind dagegen dem Sozialdemokraten Klass Warnecke gekommen. „14 Hektar sind eine verdammt riesige Fläche. Wir müssen uns deshalb die Frage stellen, ob das der richtige Weg ist. Wir müssen das kritisch hinterfragen, was die Bevölkerung kritisch hinterfragt“, erklärte Warnecke.

Petra Jäkel ist „fassungslos“

„Einen solchen Schatz an biologischer Vielfalt in ein Industriegebiet umzuwandeln, macht mich fassungslos“, fand Petra Jäkel deutliche Worte. „Hier geht es um Klimaschutz. Wir sollten als Stadt den Mut haben, hier den Flächenfraß zu stoppen“, ergänzte Grünen-Fraktionschef Peter Schmithüsen.

Hans-Peter Rübenack sieht Verlässlichkeit der Stadt in Gefahr

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Peter Rübenack sieht vor allem die Verlässlichkeit der Stadt in Gefahr, wenn sich die Politik gegen die Ansiedlung entscheidet. „Das ist schon ein Gewerbegebiet“, betonte Rübenack. Grundstückseigentümer müssten sich darauf verlassen können, dass sie ihr Gewerbegrundstück als solches nutzen können, auch wenn sie es über Jahre brach liegen lassen.

Heiner Werner: Planungen erst ganz am Anfang

Der Liberale Heiner Werner stellte klar, dass sich die Planungen erst ganz am Anfang befinden. „Bis zum Satzungsbeschluss wird sich noch einiges ändern“, erklärte Werner. Er sieht das Logistikzentrum als Chance für Flora und Fauna. „Wir planen eine Überkompensation für die Fläche. Vielleicht kann man in der Nähe etwas besseres herstellen. Diese Chance will ich prüfen.“

Bis womöglich die ersten Motorsägen zum Einsatz kommen, ist es also noch ein weiter Weg. Doch ziehen die Ratsmitglieder, die am Dienstag für den Beschluss stimmten, zumindest in Betracht, die 14 Hektar Wald zu roden. ‹

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