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520 Gäste beim Volksbanken-Agrarforum: Märkte, Macht und Analysen

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Die Gastgeber des Agrarforums mit den Referenten Jörn Ehlers (5.v.l.), Inken Christoph-Schulz (6.v.l.), Georg Häusler (7.v.l.), Gabor Vogel (8.v.l.), Christopher Braun (6.v.r.), Dietrich Holler (5.v.r.) und Marcus Holtkötter (3.v.r.). Vier Stunden beleuchteten die Experten in Bücken aktuelle Themen aus der Landwirtschaft. - Foto: Nadine Schulz
Die Gastgeber des Agrarforums mit den Referenten Jörn Ehlers (5.v.l.), Inken Christoph-Schulz (6.v.l.), Georg Häusler (7.v.l.), Gabor Vogel (8.v.l.), Christopher Braun (6.v.r.), Dietrich Holler (5.v.r.) und Marcus Holtkötter (3.v.r.). Vier Stunden beleuchteten die Experten in Bücken aktuelle Themen aus der Landwirtschaft. © Nadine Schulz

Bücken - Von Anke Seidel. Die Marktmacht der großen Handelskonzerne beschränken – und die Erzeuger stärken: Genau daran arbeitet die EU-Kommission, wie Georg Häusler als Direktor Ressourcen der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung gestern vor rund 520 Zuhörern bestätigte. Aus Brüssel war er zum Agrarforum der Volksbanken nach Bücken gereist – als einer von sieben Referenten. Sie erläuterten Fakten und skizzierten Perspektiven, nannten Chancen und Herausforderungen für die Landwirtschaft.

Gastgeber des vierstündigen Forums in der Mittel-Weser-Halle: die Volksbanken in den Landkreisen Diepholz und Nienburg in enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer. Banker trifft Bauer: Bewusst unter diesem Motto erläuterte Christopher Braun als Abteilungsleiter Agrarwirtschaft der DZ Bank, wie die Finanzbranche die Landwirtschaft sieht. Prägend für diese Branche seien vor allem Investitionen in die Zukunft.

Aber wie können Landwirte ihre Produkte professionell vermarkten? Welche Perspektiven gibt es an den Agrarrohstoff- und Kapitalmärkten? Gabor Vogel, Senior-Rohstoffanalyst der DZ Bank, nannte Fakten – und erläuterte, dass es für Preisentwicklungen vielfältige Faktoren gibt.

Praxis trifft Politik – welche Rahmenbedingungen brauchen Landwirte? Diese Frage diskutierte der Agrar-Journalist Dietrich Holler mit dem EU-Experten Georg Häusler und Jörn Ehlers, dem Vize-Präsidenten des Landvolks Niedersachsen. Ehlers ließ keinen Zweifel daran, wie wichtig eine starke erste Säule der gemeinsamen Agrarpolitik ist – sprich Direktzahlungen an die Landwirte.

Kreative Ideen als Geld-Magnet

Zweite Säule ist die Förderung der regionalen Strukturen. Dass die EU den einzelnen Regionen dabei mehr Entscheidungsfreiheit geben wolle, wie Häusler signalisierte, nahm das Publikum mit großem Interesse zur Kenntnis. Holler ermunterte dazu, mit möglichst kreativen Ideen Geld in die Region zu holen.

Doch wo steht die Landwirtschaft zwischen Wahrnehmung, Wunsch und Wirklichkeit? Die Wissenschaftlerin Dr. Inken Christoph-Schulz (Thünen-Institut) hat das analysiert – und 2 400 Menschen persönlich oder über das Internet befragt. Das Ergebnis: Die Wunschvorstellung von der „Sau im grünen Klee“ einerseits und der konventionelle Schweinestall andererseits sind Bilder in den Verbraucher-Köpfen, die sich unversöhnlich gegenüberstehen – dazwischen klaffen erschreckende Wissenslücken.

Regelrecht erschüttert regierten Landwirte im Saal auf die Vorstellung einiger Verbraucher, dass den Schweinen regelmäßig Antidepressiva verabreicht würden, damit sie das Stallleben ertragen können. Oder dass Milchviehalter ihre Kühe mit Kraftfutter stärken, um sie besser ausbeuten zu können.

Vorurteile gegen Landwirte sollen angegangen werden

Das verschlug Dietrich Holler fast die Sprache. Voller Sarkasmus presste er hervor: „Wir sind geldgierige Tierquäler.“ Solche Vorurteile, so die Botschaft, können nur durch gezielte Information und Transparenz entkräften. Also Verbraucher mit Agrar-Scouts auf konventionelle Höfe schicken – oder via Kamera bewegte Bilder aus dem Stall senden, wie Inken Christoph-Schulz vorschlug?

Es geht auch einfacher, stellte Marcus Holtkötter als Landwirt und Agrar-Blogger klar. Er hat den Kontakt zu Verbrauchern und Politikern in buchstäblich der Tasche. Mit dem Smartphone diskutiert er auf Facebook, Twitter und Instagram, klärt über die moderne Landwirtschaft auf.

Mit Erfolg: „Bei der Genehmigung für meinen Stallbau hat es nicht eine einzige Einwendung gegeben“, stellte er fest. Holtkötter alias Bauer Holti hatte in seinen Tweets klargestellt, dass die Verbesserung des Tierwohls eben nur mit neuem Stall umsetzbar sei.

Dürre-Beihilfe für Landwirte

Abschließend widmeten sich Henrich Meyer zu Vilsendorf als Bezirksstellenleiter der Landwirtschaftskammer und Stefan Ullmann als Vorstand der Volksbank Aller-Weser wichtigen Agrar-Themen wie der Dürre-Beihilfe, die Landwirte erhalten können. 

Das ist unter bestimmten Voraussetzungen und mit viel Transparenz sowohl bei Besitz als auch Einkommen der Landwirte möglich. „Schauen Sie sich die Kriterien an“, lautete der Ratschlag der Fachleute an Betroffene.

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