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Der „Maori-Pastor des Südens“

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Die Taten von „Reverend Wohlers“ stehen auch auf einer Info-Tafel. Fotos (4): rh
Die Taten von „Reverend Wohlers“ stehen auch auf einer Info-Tafel. Fotos (4): rh © -

Hoya - Von Roland HanewaldHOYERHAGEN/STEWARD · Auf der neuseeländischen Insel Stewart kann die „Gefahr“, auf einen Namen aus der Hoyaer Region zu stoßen, als gering betrachtet werden. Das Eiland ist in Deutschland recht unbekannt. Gering, nicht unmöglich, wie Reise-Journalist Roland Hanewald feststellte, als er durch Zufall auf das Grab des in Hoyerhagen aufgewachsenen Pastors Johann Friedrich Heinrich Wohlers stieß.

Ein Name, den die Einheimischen dem Stück Natur gaben, lautet „Neuseelands Anker“, weil die Maori – die Er steinwohner des Archipels – die große Südinsel des Landes als „Kanu“ bezeichneten, das an dem Anhängsel Stewart befestigt wurde.

Die Maori waren Animisten. Sie beteten polynesische Gottheiten an und galten als eine der wichtigsten Zielgruppen für die Missionierung zum Christentum, die vor allem im 19. Jahrhundert in vollem Umfang einsetzte.

Dies war auch für die deutschen Missionen Neuland zum „Beackern“. So begab es sich, dass ein junger, frisch ordinierter Pastor namens Johann Friedrich Heinrich Wohlers anno 1842 zusammen mit drei Schülern die zwei Jahre dauernde und beschwerliche Reise zum Südzipfel Neuseelands antrat, um den Maori das Wort Gottes zu verkünden. 41 Jahre blieb er an der unwirtlichen Küste, bis er 1885 starb.

Doch zunächst zurück in die Heimat. In Mahlensdorf wurde Wohlers 1811 in armseliger bäuerlicher Umgebung geboren und wuchs in Hoyerhagen auf, wo er auch zur Schule ging. Als Jüngling geriet er an ein kirchliches Traktat, das sein religiöses Interesse entfachte. Es gelang ihm, sich von der Hamburger Mission für einen Einsatz als Missionar ausbilden zu lassen, was seine Einschiffung auf dem Dampfer „St. Pauli“ zur Folge hatte.

Zur Politik der Hamburger gehörte jedoch auch, dass die Missionare im Ausland – nach dem Motto „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!“ – keinerlei Unterstützung erhielten. Dieses Manko machte dem wackeren Niedersachsen in der klimatisch harten Ecke Neuseelands zeitweilig schwer zu schaffen, und es ließ ihn wiederholt schwach und kränklich werden. Doch er trieb die Missionsarbeit mit solchem Erfolg voran, dass er in Neuseeland noch heute als „Maori-Pastor des Südens“ verehrt wird. Besser für ihn wurde es, als er 1849 die Witwe Eliza Palmer heiratete, die ihn hinfort mütterlich umsorgte. Aus der Verbindung ging eine Tochter namens Margaret („Gretchen“) hervor.

„Ich hatte von der Existenz des Kirchenmanns keine Ahnung, als ich mich auf Stewart befand, bis ich plötzlich auf eine ‚Wohlers Road‘ stieß. Diesem deutsch anmutenden Wegweiser neugierig nachzugehen und mich zu der Stätte, wo der Reverend begraben liegt, leiten zu lassen, war eins. Und ein Buch, das seinen Lebenslauf beschreibt, gab es auf der Insel trotz ihrer Weltabgeschiedenheit auch, in das ich mich anschließend mit großem Interesse vertiefte“, beschreibt Hanewald seine Erfahrungen.

Johann Wohlers war hauptsächlich auf dem Eiland Ruapuke unterhalb der Südinsel tätig gewesen. Doch zu seinem Dienstbereich gehörte auch Stewart. Dort befindet sich auch sein Grab. Es ist zu Fuß vom kleinen Ort Oban erreichbar. Das Grab liegt auf einem von Hecken umrandeten Gelände, für Touristen kaum auffindbar. Seine Frau Eliza sowie zwei Nachkommen, Opfer von Seeunfällen, sind zusammen mit dem Missionar begraben.

Ein Nachruf auf Wohlers lautet: „Nur wenige Menschen können zu Lebzeiten ihr Lebenswerk als vollbracht betrachten, doch in seiner Autobiografie konnte der Pastor Johann Friedrich Heinrich Wohlers sagen, dass er es geschafft hatte.“

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