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Maren Land-Hoppe sucht Grund für Tod ihres Vaters

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Maren Land-Hoppe blättert in einem dicken Aktenordner, der Unterlagen zum Tod ihres Vaters enthält. - Foto: Andree Wächter
Maren Land-Hoppe blättert in einem dicken Aktenordner, der Unterlagen zum Tod ihres Vaters enthält. © Andree Wächter

Hoya - Von Andree Wächter und Kurt Henschel. Maren Land-Hoppe sitzt in ihrer Küche in Hoya und blättert in dicken Aktenordnern. Auf den vielen hundert Seiten ist die Kranken- und Todesgeschichte ihres Vaters dokumentiert. Vor rund einem Jahr starb Gerd Kutter im Klinikum Bremen-Nord. Seitdem trauert seine Tochter und hofft auf Gerechtigkeit.

Noch immer schüttelt Land-Hoppe fassungslos den Kopf, wenn sie an die Ereignisse von Ende April 2015 denkt. An einem Sonnabend wurde Gerd Kutter mit Bauchschmerzen in die Nienburger Klinik eingeliefert. Laut der Tochter vermutete der Arzt eine Gallenblasenentzündung, weitere Untersuchungen sollten am Montag folgen.

An diesem Montag war dann die Bauchspeicheldrüse so stark geschwollen, dass sie vermutlich den Magen-Darm-Trakt abdrückte und Komplikationen auftraten. „Man sagte mir, es seien keine Intensiv-Betten frei. Aber ich wusste, dass sie über mobile Intensiv-Geräte verfügen“, sagt Land-Hoppe. Die Ärzte entschieden, den Patienten noch in der Nacht zum Dienstag in die Klinik in Bremen-Nord zu verlegen. Noch an diesem Dienstag, dem 28. April 2015, starb Gerd Kutter im Alter von gerade einmal 60 Jahren.

Seit diesem Tag wird der Aktenordner von Land-Hoppe immer dicker. Dort finden sich hauptsächlich Gutachten wieder. Auf ihr Bestreben hin ordnete die Staatsanwaltschaft Bremen eine Obduktion an. Todesursache war für die Experten eine Bauchspeicheldrüsenentzündung. Weiterhin heißt es im Bericht: Ein Fremdverschulden ist nicht ausgeschlossen.

Ein zusätzliches Gutachten soll der Frage nachgehen, ob es Anhaltspunkte für eine Fehlbehandlung gibt, so Petra Meier von der Pressestelle der Staatsanwaltschaft Bremen. Seit August hat Maren Land- Hoppe keine neuen Infos mehr bekommen. Auch wenn es ihren Vater nicht wieder lebendig macht, so will die gebürtige Eystruperin wissen, warum ihr Vater starb. „Das ist üblich, dass ein Gutachten so lange dauert“, sagt Petra Meier. Doch die Staatsanwältin glaubt, dass es in einigen Wochen abgeschlossen sei.

Die Ermittlungen laufen unter der Überschrift „Todesermittlungsverfahren“, wie es in der Sprache von Juristen heißt. Wie es nach dem Abschluss weitergeht, hängt vom Gutachten ab. Kommt es zu der Aussage, dass die Behandlung dem medizinischen Standard entsprach, wird die Akte geschlossen. Sollte es Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten geben, dann überträgt die Staatsanwaltschaft Bremen den Fall an die Kollegen in Verden. Bremen hat die Erstermittlungen aufgenommen, da der Tod in Bremen eintrat.

„Keine Chance, den Patienten zu retten“

Sollte die Staatsanwaltschaft Verden die Ermittlungen weiterführen, könnte es zur Anklage kommen. Dann könnten die Ärzte wegen fahrlässiger Tötung oder Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt werden. Egal welches Ergebnis demnächst vorliegt: Für Maren Land-Hoppe bestünde dann die Chance, Frieden zu schließen.

Auf Nachfrage im Klinikum Bremen-Nord erklärt Pressesprecherin Karen Matiszick nach entsprechender Entbindung von der Schweigepflicht durch die Angehörigen des Verstorbenen: „Gerd Kutter ist bereits in einem sehr schlechten Zustand im Klinikum Bremen-Nord eingetroffen. Er war beatmet und litt schon bei seiner Ankunft unter einem septischen Multi-Organversagen aufgrund einer schweren Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Im Klinikum Bremen-Nord kam er sofort auf die Intensivstation, war aber kaum zu stabilisieren. Weil er eine sehr harte Bauchdecke hatte, zogen die Intensivmediziner die Chirurgen hinzu, die den Bauch im OP geöffnet haben. Dort mussten sie allerdings feststellen, dass alle Organe des Bauchraumes schon nicht mehr richtig durchblutet und zum Teil abgestorben waren. In einem solchen Fall kann der Patient nicht mehr gerettet werden. So war es auch bei Gerd Kutter. Inwieweit ein solcher Krankheitsverlauf hätte vorhergesehen werden können, können wir im Nachhinein nicht beantworten. Fest steht nur, dass das Organversagen bereits eingesetzt hatte, als Gerd Kutter im Klinikum Bremen-Nord ankam. Insofern gab es keine Chance, den Patienten zu retten.“

Eine Stellungnahme zu diesem Fall hat auch die Regionalleiterin für Unternehmenskommunikation der Helios-Mittelweser-Kliniken in Nienburg, Ulrike Grönefeld, abgegeben. Nachfolgend der Wortlaut: „Wir bedauern den Tod des Patienten und sprechen seiner Familie unser tiefes Mitgefühl aus. Gleichzeitig haben wir seiner Witwe und den Angehörigen ein Gespräch in unserem Hause angeboten. Zum Patienten dürfen wir aufgrund der über den Tod hinaus geltenden Schweigepflicht nichts sagen. Wir möchten deshalb allgemein antworten. Patienten mit Bauchspeicheldrüsen- oder Gallenblasenentzündung werden zunächst mit Infusionen behandelt. Das Blutbild wird regelmäßig im Labor untersucht. Steigen die Entzündungswerte, werden zusätzlich Antibiotika eingesetzt. Der Krankheitsverlauf lässt sich nicht immer vorhersehen. Der Zustand eines Patienten kann sich innerhalb kürzester Zeit verschlechtern, so dass die Krankheit einen schicksalhaften Verlauf nimmt. Ob ein Patient auf der Normalstation, der sogenannten Intermediate Care-Station (Intensivüberwachungspflege) oder Intensivstation behandelt wird, liegt an der Schwere der Erkrankung. Eine Intensivstation unterscheidet sich von einer Normalstation oder einer Intermediate Care-Station (IMC) nicht nur in der technischen Ausstattung, sondern auch in der ärztlichen und pflegerischen Überwachung der Patienten. Unser Krankenhaus ist mit der für ein Krankenhaus dieser Größe vorgesehenen Anzahl von Intensiv- und IMC-Betten ausgestattet. Sollten wir einmal mehr Patienten haben als wir intensivmedizinisch betreuen können, werden diese im Sinne der Patientensicherheit in das nächste Krankenhaus mit einer entsprechenden intensivmedizinischen Ausstattung verlegt. Je nach Zustand des Patienten mit dem Rettungswagen oder dem Rettungshubschrauber. Umgekehrt nehmen wir auch Patienten aus anderen Häusern auf.“

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