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180 Meter hohe Windräder ?

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MARKLOHE (gru) · Über neue „raumbedeutsame Windenergieanlagen (WEA)“ mit einer Gesamthöhe von über 180 Metern berieten am Dienstag in einer gemeinsamen Sitzung die drei Bauausschüsse aus den Mitgliedsgemeinden Marklohe, Balge und Wietzen der Samtgemeinde Marklohe. Mögliche Standorte solcher Anlagen liegen westlich von Sebbenhausen an der Grenze zu Schweringen und im Bereich Oyle/Wohlenhausen.

Zähneknirschend stimmten die Ausschussmitglieder – bei einer Enthaltung – für die von der Verwaltung vorgefertigte Stellungnahme zu einer Teiländerung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) des Landkreises.

Galt bisher die Empfehlung, für die WEA einen Abstand von 1 000 Metern zu bewohnten Gebieten einzuhalten, so plant der Landkreis Nienburg jetzt mit Abständen von nur noch 500 Metern zu Wohngebieten und lediglich 300 Metern zu einzeln liegenden Wohnhäusern. Zu Straßen, Hochspannungsleitungen, Wald- und anderen Schutzgebieten soll ein Abstand von 200 Metern eingehalten werden: „Für den Fall, dass solch eine 181 Meter hohe Anlage mal umkippt“, erläuterte Matthias Sonnwald, stellvertretender Samtgemeindebürgermeister. Er machte auch deutlich, dass keine „Verhinderungsplanung“ zulässig sei: Auf der Grundlage des Gesetzes für erneuerbare Energien (EEG) soll die Windkraft weiter ausgebaut werden. Außerdem seien laut Baugesetzbuch Windenergieanlagen privilegiert und überall zulässig. „Würde man am Abstand von 1 000 Metern festhalten, könnte man keinen einzigen Standort ausweisen“, informierte Sonnwald.

Kleinere Anlagen wie die bereits bestehenden in Wohlenhausen (jeweils 140 Meter Höhe) und in Sebbenhausen (etwa 135 Meter) sind von den neuen Planungen nicht betroffen, sondern ausschließlich größere Anlagen mit einer Gesamthöhe von über 180 Metern, die 4 500 bis 6 000 Kilowatt Strom liefern können. Im gesamten Landkreis Nienburg wurden dafür 17 potenzielle Standorte ausgemacht, in der Samtgemeinde Marklohe nur die zwei benannten. Wobei festgestellt wurde, dass die vorrangig in Frage kommende Fläche in Sebbenhausen sogar größer ist als die bisher durch den Flächennutzungsplan ausgewiesene. Der Grund dafür liegt in einer Richtfunktrasse aus Nienburg, die aber durch neue große Anlagen nicht mehr beeinträchtigt würde: „Die Anlagen wären so groß, da funkt man schlichtweg drunter durch“, erklärte Sonnwald, wusste aber auch: „Die Bürger von Balge und Sebbenhausen wird es sicher nicht erfreuen, wenn die Windkraft näher an den Ort heranrückt.“

Gerade aus der Größe der WEA werden sich Beeinträchtigungen ergeben: Die Ausschussmitglieder wiesen neben den Belastungen durch Lärm und Schattenschlag auch auf die „optische Belastung“ hin, die keiner vor seiner Haustür haben wolle. Solch hohe Windräder werden in der flachen Landschaft weithin sichtbar sein. Für die Abstände zur Wohnbebauung empfahlen die Ratsmitglieder, diese auf 750 Meter (Wohngebiete) und 500 Meter (einzelne Häuser) zu erhöhen.

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