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Mitten in der Schwangerschaft die Schockdiagnose: Krebs

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Auf dem Titel ihres Buchs präsentiert sich Sandra Röpe, wie sie während der Therapie kaum einer sehen sollte: mit Glatze. Um komischen Blicken zu entgehen, trug sie meistens eine Perücke oder eine Mütze – selbst im Kreissaal. - Foto: Michael Wendt
Auf dem Titel ihres Buchs präsentiert sich Sandra Röpe, wie sie während der Therapie kaum einer sehen sollte: mit Glatze. Um komischen Blicken zu entgehen, trug sie meistens eine Perücke oder eine Mütze – selbst im Kreissaal. - Foto: Michael Wendt © -

Hoya - Von Michael Wendt. Ausgerechnet ein gesundheitlicher Alptraum brachte sie zur Erfüllung eines Kindheitstraums. Sandra Röpe wollte schon immer mal ein Buch schreiben. Als sie während einer Schwangerschaft an Brustkrebs erkrankte, tat sie es. Auf rund 200 Seiten schildert die Hoyaerin, wie es ihr ergangen ist, als sie Entscheidungen zwischen Leben und Tod treffen musste. So viel vorweg: Die 34-Jährige hat vor einem Jahr ein gesundes Kind zur Welt gebracht. Sie selbst muss zwar noch auf unbestimmte Zeit Medikamente nehmen, fühlt sich aber kerngesund. In diesem Monat hat Sandra Röpe ihren autobiografischen Roman fertiggestellt. Er trägt den Titel „Babybauch und Chemoglatze“.

Die Erkrankung fing scheinbar ganz harmlos an. „Ich bemerkte eine Veränderung der Brust und habe zuerst gedacht, das sind die Milchdrüsen“, sagt die gelernte Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte. Von ihrem Frauenarzt bekam sie ein Medikament gegen Entzündungen, er sagte ihr aber auch: „Lassen Sie das vorsorglich mal im Krankenhaus Rotenburg untersuchen.“

„Krebs? Das geht nicht, ich bin schwanger!“

Schnell stand für die Ärzte dort fest: Es ist ein Tumor. Ob gut- oder bösartig, das sollte eine Stanzbiopsie ergeben. Eine Woche lang hat Sandra Röpe auf deren Ergebnis gewartet, dann bekam sie telefonisch die Aufforderung, nach Rotenburg zu kommen. „Ich habe noch gedacht, sie können mir doch am Telefon erzählen, dass der Tumor gutartig ist“, sagt die 34-Jährige. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, Krebs zu haben. „Ich hab gedacht, das geht doch nicht, ich bin schließlich schwanger!“

Sie war aber nicht nur krebskrank, die Tumorart stellte sich auch als besonders aggressive Form heraus. Von jetzt auf gleich stand Sandra Röpe vor der Wahl:

– die Schwangerschaft zu beenden und therapiert zu werden oder

– das Baby zu behalten, mit dem Risiko, dass die Chemotherapie dem Kind schadet und dass sie möglicherweise nicht die für sich optimalen Mittel erhalten darf.

„Ich wollte leben, und das Kind sollte auch leben!“

Sie entschied sich für das Kind: „Für mich war es eine Bauchentscheidung. Ich wollte leben, und das Baby sollte auch leben. Es sterben zu lassen – das hätte ich nicht gekonnt.“

Wenn die Hoyaerin ihre Erlebnisse schildert, wirkt sie unheimlich tapfer, vor allem aber glücklich und stets positiv. „Zwischendurch weint man schon mal und überlegt, ob man das wirklich alles schafft“, sagt Sandra Röpe. „Aber meine Sichtweise hat sich mit der Krankheit geändert. Ich habe gelernt, immer das Positive zu sehen und die Krankheit nicht als Feind zu begreifen.“ Nie habe sie sich während der ganzen Zeit gefragt: Warum ich? Sie fragte sich vielmehr: Warum jetzt?

Sandra Röpe hatte Glück. Die Chemotherapie schlug an, und sie hat sie sehr gut vertragen. 7 x 8 Zentimeter maß der Tumor beim Anfangsbefund. Er schrumpfte dann zusehens. Vor einigen Wochen sind letzte Mikroverkalkungen entfernt worden. „Dass ich brusterhaltend operiert wurde, kann ich selbst noch gar nicht glauben“, sagt Sandra Röpe. Bei dieser Art von Tumor sei das quasi nicht möglich, habe sie während der Schwangerschaft immer von den Ärzten gehört.

Bis zur Entbindung wurden die Hoyaerin und ihr Kind engmaschig untersucht. Ihr (gesundes) Baby brachte sie vier Wochen vor dem Geburtstermin per Kaiserschnitt zur Welt, um die Entbindung planen und die Krebsbehandlung optimal takten zu können.

Schon während der Schwangerschaft begann Sandra Röpe mit ihrem Buch – zunächst als Tagebuch. Ein Jahr lang hat sie daran geschrieben, es Korrektur gelesen und Korrektur lesen lassen und immer wieder etwas geändert und ergänzt. Es beginnt an dem Tag, an dem sie den Knoten in ihrer Brust ertastet hat und endet mit der brusterhaltenden OP. In der Ich-Form beschreibt Sandra Röpe also ein gutes Jahr ihres Lebens.

Natürlich hofft sie, dass es bei den Lesern gut ankommt. Es ist ein Buch über eine lebensbedrohliche Krankheit. Aber positiv wie Sandra Röpe ist, formuliert sie es anders: „Es ist eine wahre Geschichte, die Mut machen soll.“

www.babybauchundchemoglatze.de

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