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Guano-Apes-Drummer Dennis Poschwatta: „Musik ist ein Lebensgefühl“

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Dennis Poschwatta arbeitet mit den Schülern der Rockbandklassen aus Hoya am Montag und Dienstag an ihrem Sound, der Performance und dem Zusammenspiel. Foto: POSCHWATTA
Dennis Poschwatta arbeitet mit den Schülern der Rockbandklassen aus Hoya am Montag und Dienstag an ihrem Sound, der Performance und dem Zusammenspiel. © POSCHWATTA

Hoya - Dennis Poschwatta, der Drummer der deutschen Rockband „Guano Apes“ aus Göttingen, ist am Montag und Dienstag an der Marion-Blumenthal-Oberschule (MBO) in Hoya zu Gast.

Dort stellt er sich während eines ersten Treffens den Fragen der Schüler der Rockbandklassen aus den Jahrgangsstufen sechs bis acht. Zudem feilt er mit den Jugendlichen in Workshops an ihrem Sound, der Performance und dem Zusammenspiel. Auch beim Abschlusskonzert am Dienstag um 19.30 Uhr in der Schule wird Poschwatta zusammen mit der lokalen Band „Meilentaucher“ dabei sein. Und möglicherweise setzt er sich dann auch selber noch einmal an sein Schlagzeug. Vorab erzählt Poschwatta im Interview von den Anfängen der „Guano Apes“ und gibt hilfreiche Tipps für Nachwuchskünstler.

Sie sind Mitbegründer der „Guano Apes“. Wie kam die Band zustande?

Ich habe mit sechs Jahren angefangen, Keyboard zu spielen. Mit einem Freund zusammen habe ich mit rund neun Jahren die erste Band gegründet. Er hatte sich eine Gitarre gekauft, und wir holten uns Stefan Ude als Bassisten dazu. Damals spielte ich noch auf dem Keyboard Schlagzeug. Irgendwann habe ich mir auch eigene Drums gekauft. Im Anschluss an den dreimonatigen Unterricht habe ich mir das Instrument dann autodidaktisch weiter beigebracht. Nach der Konfirmation gründeten wir die Band „Rostfrei“. Diese löste sich aber wegen musikalischer Differenzen auf. Zwischendurch hatte ich aber schon unseren jetzigen Gitarristen Henning Rümenapp kennengelernt. Mit ihm habe ich ein neues Projekt gestartet. Wir wollten musikalisch weitermachen und suchten einen Bassisten. So kam 1994 Stefan Ude wieder dazu. Über einen Freund lernten wir Sandra Nasic kennen, und sie stieg bei uns als Sängerin ein.

Was hat die Musik für einen Stellenwert in Ihrem Leben?

Einen sehr hohen. Natürlich bestreite ich damit meinen Lebensunterhalt, aber Musik ist für mich kein Beruf, sondern eher eine Berufung. Ich wollte von klein auf Musik machen. Musik ist einfach alles für mich – ohne Musik müsste ich ins Pflegeheim. Zudem glaube ich, dass das Schlagzeugspielen mich als Kind davor bewahrt hat, komplett durchzudrehen beziehungsweise total aufgedreht zu sein. Das war für mich ein guter Ausgleich, meine Energie in das Instrument reinzuhauen.

Wie kam es zu der Kooperation mit der MBO?

Ich bin nicht nur als Schlagzeuger mit der Band unterwegs, sondern bin auch Musikproduzent, kann ein bisschen Gitarre, Bass und Keyboard spielen, habe eine eigene Soloplatte rausgebracht sowie ein eigenes Plattenlabel gegründet und mich auch einmal am Singen versucht – was ich aber meistens lassen sollte. Die Leiterin der Rockbandklassen, Sabine Wagner, hat mich über das soziale Netzwerk Facebook kontaktiert. Sie meinte, dass es ganz cool wäre, wenn ich den Kindern und Jugendlichen in Hoya mal über die Schultern schauen und meine Erfahrungen als ,alter Hase‘ im Musikbusiness weitergeben würde. Sie lud mich ein, was mich sehr gefreut hat.

Geben Sie erstmals einen Schüler-Workshop?

Nein, das habe ich schon öfter gemacht und war auch mehrmals als Dozent unterwegs. Das ist mir also nicht fremd. Als ich damals mit der Musik angefangen habe, gab es bei uns in der Stadt einen sehr fitten Jugendpfleger, der auch solche Workshops angeboten hat. Zu denen wurden bekannte Musiker eingeladen. Das hat mich immer weitergebracht. Mehr noch, als irgendein Unterricht. Mir wurde damals geholfen, und warum sollte ich jetzt nicht auch weiterhelfen?

Worauf müssen Nachwuchskünstler Ihrer Meinung nach besonders achten?

Auf Authentizität. Entweder man hat es oder man hat es nicht. Man kann vieles lernen, aber was man nicht lernen kann, ist, die Musik zu leben und zu fühlen. Man muss mit dem Herzen bei der Sache sein. Man kann Noten lernen, aber wenn da keine Leidenschaft drinsteckt, sind es nur abgespielte Noten. Musik ist ein Lebensgefühl. Wenn man das nicht hat, sondern eher von seinen Eltern dazu getrieben wurde, ein Instrument zu erlernen und da aber eigentlich gar keine Lust drauf hat, dann sollte man das auch lassen und stattdessen eher Fußballspielen oder Malen. Nur wenn man es lebt, kommt ein Musikstück auch gut rüber, und es berührt die Menschen.

Was raten Sie jungen Musikern für eine erfolgreiche Karriere?

Das Wichtige ist, immer weiter zu machen, an sich zu glauben und auch mal ein paar verrückte Wege zu gehen. Meine Soloplatte ist damals gefloppt, aber Nichterfolge gehören auch dazu. Man sollte mal alles auf eine Karte setzen und sagen ,Ich will das jetzt, ich will glücklich werden und mein Leben so gestalten, wie ich das will‘. Ich bin beispielsweise gelernter Bänker, habe dann aber den Job nach der Ausbildung an den Nagel gehängt, um zu sehen, wie es mit der Band weitergeht. Natürlich braucht es auch eine Menge Glück. Bei unserer Band gab es viele Zufälle, wir haben die richtigen Leute am richtigen Ort getroffen. Was noch wichtig ist: Wenn es um Verträge geht, dann sollte man sich immer einen guten Anwalt dazunehmen. Newcomer-Bands werden oft über den Tisch gezogen und man sollte sich auch immer hinterfragen: ,Reicht das gerade aus, was ich hier tue?‘. Einmal die Woche zu üben reicht eben nicht. Dann braucht man auch gar nicht erst anfangen. Wir haben mit der Band drei- bis viermal die Woche geprobt, weil wir es eben auch wollten.

Haben Sie im Anschluss an das Abitur damals Musik studiert?

Nein, ich kann auch gar keine Noten lesen. Ich könnte mir vielleicht Schlagzeugnoten herleiten. Aber vom Blatt spielen kann ich nicht. Klar, ich hatte in der Schule auch mal Tonleitern. Sowas ist aber nicht wichtig, um innerhalb einer Band zu musizieren.

Ist mit den „Guano Apes“ für dieses Jahr ein neues Musikprojekt geplant?

2017 haben wir eine Platte anlässlich des 20-jährigen Geburtstags unserer Debut-Platte „Proud like a God“ rausgebracht. Da wir eigentlich einen Drei-Jahres-Turnus haben, wäre 2020 wieder was dran. Aber dieses Jahr kommt, glaube ich, nichts. Wir werden live spielen, aber eine Platte ist nicht in Sicht.

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