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Nebenan verstaubt teure Technik

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Nienburg - Von Arne HelmsNur angucken, nicht anfassen – und das schon seit zwei Jahren: Während nur wenige Meter von der Werkstatt entfernt nagelneue Technik auf ihren Einsatz wartet, werden 600 angehende Metalltechniker der Berufsbildenden Schulen (BBS) des Landkreises Nienburg mit 30 Jahre alten Maschinen auf den neuesten Stand der Branche gebracht.

Durch das Pilotprojekt einer öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP) sollten die Schüler Ende 2009 endlich aus ihrer fensterlosen Werkstatt entlassen werden. Das Investitionsvolumen betrug 3,4 Millionen Euro. Den privaten Partner trieb diese Summe in die Insolvenz, die Bauverzögerungen waren schon vorher nicht zu übersehen. Da das bis dahin errichtete Gebäude aus Sicht des Landkreises nicht den vereinbarten Qualitäten entsprach, stellte er sich quer. Übernahme? So nicht.

Nach langwierigen Verhandlungen ging der Neubau erst im April dieses Jahres in den Besitz des Landkreises über – das Investitionsvolumen betrug wegen der langen Mängel-Liste nur noch 2,4 Millionen Euro. „Durch die Insolvenz konnten wir keine Pläne übernehmen“, sagt der Pressesprecher des Landkreises, Torsten Rötschke. Der Landkreis habe ein komplettes Sanierungskonzept erarbeiten müssen, weitere 700 000 Euro sind im Haushaltsplan einkalkuliert. Der Bau solle nun „im Frühjahr“ schülertauglich sein, ließ Landrat Detlev Kohlmeier während des Treffens der Kreishandwerkerschaft Diepholz-Nienburg am Mittwochabend wissen, nachdem Claus Jezek der Kragen geplatz war.

Jezek ist Ehren-Obermeister der Metall-Innung Nienburg und Vize-Präsident der Handwerkskammer Hannover. „Unsere Geduld ist langsam aufgebraucht. Die Schüler werden in unerträglichen Zuständen unterrichtet. Ein öffentlicher Betrieb dürfte unter solchen Umständen gar nicht arbeiten“, kritisiert Jezek. Die Decken zu niedrig, die Belüftung nicht ausreichend, Tageslicht erst gar nicht vorhanden. „Das ist unschön“, bestätigt Oliver Brockhaus, Abteilungsleiter Metalltechnik der BBS und fügt an: „Nicht nur für die Schüler. Es sind die Lehrer, die dort fünf Tage in der Woche unterrichten.“ Im Grunde seien die Metallwerkstätten „von Anfang an ein Provisorium“ gewesen. Und darin arbeiten die Metaller seit nunmehr 20 Jahren.

Es wird also Zeit, dass der Neubau fertig wird. „Wir peilen den 1. Februar an“, sagt Brockhaus sichtlich erfreut. Mit diesem einst vom Landkreis ausgegebenen Termin ist es allerdings so eine Sache. Das „Frühjahr“ ist ein dehnbarer Zeitraum, und Pressesprecher Rötschke bestätigte auf Nachfrage: „Ob wir den 1. Februar halten können, ist fraglich.“ Klingt nach einer Fortsetzung von: nur angucken, nicht anfassen.

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