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Fleiß und Intelligenz bringen deutsche Wirtschaft voran

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Kreishandwerksmeister Thomas Gehre
Kreishandwerksmeister Thomas Gehre © Krause

Nienburg - Von Vivian Krause. Spionieren, verwirren und kämpfen – auf diesem Weg kann der Krieg in der Weltwirtschaft gewonnen werden. Das ist die Meinung der Chinesen, nicht, weil die Bevölkerung per se egoistisch ist, sondern weil dieses Bild in der chinesischen Kultur fest verankert ist.

Die Deutschen hingegen setzen auf Fleiß und Intelligenz. Diese Erkenntnisse lieferte der Jurist Dr. Gunter Denk bei der Neujahrsveranstaltung der Kreishandwerkerschaft Nienburg/ Diepholz. In seinem Vortrag bestätigte er Vorurteile gegenüber den Chinesen: Sie wollen schnell viel Geld und kopieren dafür – und das nicht immer in guter Qualität. Doch die Kultur des Kopierens bringt die Chinesen im Bestehen am Weltmarkt nicht weiter, so Denk, Geschäftsführer der „Sanet Group“. Eine Kultur der Entwicklung, wie in Deutschland, können die Chinesen gar nicht hervorbringen, fasst der Asien-Berater zusammen. Ein Vorbild für die Chinesen ist ohnehin nicht Deutschland, sondern Amerika: Reich, angesehen, erfolgreich. Und somit all das, was die Chinesen wollen.

Doch bei 17 Millionen neuen jungen Leuten auf dem Arbeitsmarkt pro Jahr erscheint das leichter gesagt als getan. „Die goldenen Jahre sind zwischen 25 und 30 Jahren“, so der Jurist. Bis dahin muss es ein Chinese geschafft haben, denn andernfalls gelte er als altes Eisen.

Die Wirtschaft in China handelt noch der Win-Win-Strategie, allerdings nicht eine im Verständnis der deutschen Unternehmer. Bei den Chinesen heißt das, nicht etwa eine Situation, die für beide Seiten vorteilhaft ist. Es heißt, alle Vorteile bei sich zu haben. „Die sind erst glücklich, wenn der andere da sitzt und weint“, so Denk.

Von der chinesischen Wirtschaft zur deutschen: Von einer „Win-Win-Win“-Situation in Bezug auf die Flüchtlinge sprach Landrat Detlev Kohlmeier: Junge Menschen, Arbeitgeber und die Gesellschaft profitieren von der Integration dieser. Aktuell sind rund 1200 im Landkreis, in den kommenden drei Monaten sollen ebenso viele folgen.

Dort sieht Kohlmeier eine Chance für viele Arbeitgeber, auch des Handwerks. Dabei rückte er den Slogan der Handwerkerschaft „Bei uns zählt nicht, wo man herkommt. Sondern wo man hinwill“ in den Vordergrund. Unter diesem Motto könne die Handwerkerschaft ihre Chance nutzen. Dafür müssen jedoch die Rahmenbedingungen stimmen, also: Sprache und Kompetenz.

Rund 300 der Flüchtlinge sind zwischen 16 und 25 Jahre alt. Einige davon müssen noch zur Schule, andere werden studieren. Dennoch sind alle hoch motiviert, etwas zu lernen. „Es ist nicht abwegig, Ausbildungsplätze mit Flüchtlingen zu besetzen.“ Vielleicht sind unter den 300 die Frisöre, Dachdecker oder Bäcker von morgen, hielt Kohlmeier fest. Wichtig dabei sei dennoch, den eigenen Nachwuchs nicht zu vergessen, betonte der Landrat.

Ein Problem dabei zeigte Thomas Gehre, Kreishandwerksmeister, auf: Die Flüchtlinge können durch fehlende Bildung oft nicht dem deutschen Unterrichtsgeschehen folgen. Dazu kämen noch die Sprachbarrieren. Bereits die Sicherheitsvorkehrungen in einem Betrieb können ohne die Sprache nicht erklärt werden. „Das Handwerk kann kurz- und mittelfristig nicht seine Fachkräfte hieraus bedienen“, so Gehre. Dennoch waren in 2015 schon 40 Handwerksbetriebe bereit, Flüchtlinge als Praktikanten bei sich aufzunehmen. Sein Appell an die Politik: Berufliche Kompetenz feststellen und die Sprache vermitteln. Tradition des Handwerks ist es laut Gehre, Migranten in den Betrieb aufzunehmen, bis dato aber häufig Menschen, die „in unserem Bildungssystem aufgewachsen sind“.

Im Handwerk wird in Gruppen gearbeitet, stellt Bürgermeister Henning Onkes fest. Daher sind drei Grundsätze enorm wichtig: Verständnis, Verständigung und Vertrauen. Das sei der Schlüssel für die gelungene Integration.

Hier noch die Kammersieger:

Jan-Henrik Straßburg aus Marklohe, Elektroniker der Energie- und Gebäudetechnik im Betrieb Karin Göllner (Rohrsen).

Marvin Koop aus Stolzenau, Dachdecker im Betrieb Heiko Koop (Stolzenau).

Sascha Gießler aus Stolzenau, Anlagenmechaniker im Betrieb Mathias Buchholz (Stolzenau).

Jan-Malte Kirchhoff (Kammer- und Landessieger) aus Haßbergen, Metallbauer im Betrieb Heinrich Ahrens (Drakenburg).

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