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Neujahrsempfang: Letzte Moderation von Thomas Gehre

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Für die Werner-Ehrich-Stiftung ehrte Christoph Schäfer (l.) im Beisein des Kreishandwerksmeisters Thomas Gehre (r.) die erfolgreichsten Junggesellen im Handwerk: (v.l.) Julian Kohrs, Malte Seebode, Lousia Immoor und Anna Niemeier.
Für die Werner-Ehrich-Stiftung ehrte Christoph Schäfer (l.) im Beisein des Kreishandwerksmeisters Thomas Gehre (r.) die erfolgreichsten Junggesellen im Handwerk: (v.l.) Julian Kohrs, Malte Seebode, Lousia Immoor und Anna Niemeier. © Maren Hustedt

Nienburg - Von Maren Hustedt. „Dem Nienburger Handwerk geht es richtig gut.“ Das verkündete Kreishandwerksmeister Thomas Gehre im Rahmen des gestrigen Neujahrsempfangs der Kreishandwerkerschaft Diepholz / Nienburg im Wesersaal mit Nachdruck.

Allerdings müssten die Kunden, weil die Auftragsbücher so voll seien, auch in diesem Jahr mit erheblichen Wartezeiten rechnen, ergänzte Gehre und bat die Betroffenen vorab um Geduld.

Ursächlich für die Anspannung sei der viel zitierte Fachkräftemangel. Das Handwerk bemühe sich redlich um Nachwuchs, zum Beispiel mit neuen Ausbildungsangeboten, wie dem Trialen Studium. Doch die Konkurrenz unter den Suchenden sei ebenso groß, wie geeignete Bewerber rar.

Gleichzeitig spüre der Kreishandwerkermeister eine steigende Unzufriedenheit der Menschen gegenüber der Politik und gegenüber von Menschen mit Migrationshintergrund. „Die Wut strahlt aus bis zum fremd aussehenden Handwerker, der nicht ins Haus gelassen wird“, so Gehre.

In Anbetracht des demografischen Wandels und der steigenden Einwohnerzahlen Nienburgs stimmten die Redner Detlev Kohlmeier (Landrat) und Henning Onkes (Bürgermeister) mit Gehre darin überein, dass die personelle Zukunftsfähigkeit des Handwerks sichergestellt werden müsse. Dafür sei es erforderlich, alle Menschen zu qualifizieren, so Kohlmeier. Als solche nannte er auch Schulauffällige, Klienten des Jobcenters, Flüchtlinge und Einwanderer, für deren Ansiedlung er ein verbessertes Einwanderergesetz forderte.

Onkes meinte, man müsse „vor die Lage kommen“, um die Gesellschaft zukunftsfähig zu machen. Diese Formulierung, die ihren Ursprung im Polizeivokabular hat, leitete direkt über zum Gastredner Rainer Wendt, dem Präsidenten der Deutschen Polizeigewerkschaft.

Steigende Auftragseingänge, die Suche nach gutem Personal, längere Wartezeiten und die zeitweise schwache Zahlungsmoral der Kunden gehörten zu den Ähnlichkeiten zwischen Polizei und Handwerk, scherzte der Gastredner zunächst. Doch schnell wurde er ernst und skizzierte eine dramatische Lage: Zwar seien viele Delikte zahlenmäßig zurückgegangen, doch fühle sich die Bevölkerung keineswegs sicherer. „Die Menschen werden immer ängstlicher.“

Reale Bedrohungen, wie Cyberkriminalität, Terrorismus, staatsferne Subkulturen, kriminelle Einwanderer und steigende Aggression gegenüber Beschäftigten im öffentlichen Dienst machten deutlich, dass es dem Staat an Stärke fehle. „Wir brauchen jetzt einen starken Staat“, forderte Wendt und prangerte den kollektiven Verlust von Freiheit an. Rechtschaffene Bürger müssten geschützt werden – nicht nur durch die Polizei. „Alle Menschen sind gleich, aber nicht alle haben den gleichen Aufenthaltsstatus“, sagte Wendt und forderte zugunsten effektiverer Abschiebungen veränderte Gesetze ein. „Der Staat muss sich trauen“, fasste Wendt zusammen und kritisierte die Moral, den Staat als Dienstleister zu sehen, der Sozialleistungen, Straße und Schulen „zu liefern“ habe. Die Entscheidung, den Staat zu verschlanken, gehöre nach Ansicht des Gewerkschaftspräsideten zu den „historischen Fehlleistungen“.

Neben Polizei und Justiz seien alle anderen Behörden – auch Kommunen – ein wichtiger Bestandteil der inneren Sicherheit. Durch ihre identitätsstiftende Wirkung schafften sie stabile Strukturen, besonders in den ländlichen Regionen und bildeten wichtige Grundpfeiler für den Staat.

An die Politiker appellierte Wendt: „Machen Sie es wie die Handwerker: diskutieren, sich einigen, die Ärmel hochkrempeln und die Aufgabe so gut lösen, dass es die nächsten 20 bis 30 Jahre lang hält.“

„Das Handwerk sucht nach Lösungen“, betonte Kreishandwerksmeister Thomas Gehre abschließend und schloss die Nachricht an, dass er selbst sich künftig auf Kammerebene engagieren werde. Mit brechender Stimme beendete Gehre seine letzte Moderation zu diesem Anlass und händigte seinen Mitstreitern Jens Leßmann und Patric Rasche zum Dank und zur Motivation je einen GOP-Gutschein aus. Im Zuge des Empfangs wurden folgende Auszubildende als Kammersieger geehrt: Anna Niemeier, Julian Kohrs und Malte Seebode. Kammersiegerin Louisa Immoor qualifizierte sich darüber hinaus auch als dritte Landessiegerin.

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