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Nienburg gedenkt deportierten Juden

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Das Spruchband mit den Namen der 18 Juden die am 28. März 1942 deportiert wurden liegt gegenünber der Polizeiakademie auf dem Schlossplatz.
Das Spruchband mit den Namen der 18 Juden die am 28. März 1942 deportiert wurden liegt gegenünber der Polizeiakademie auf dem Schlossplatz. © Max Brinkmann

Nienburg - Von Max Brinkmann. Der Arbeitskreis Gedenken der Stadt Nienburg erinnerte heute Mittag an die Deportation der letzten in der Stadt verbliebenen Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Vor 75 Jahren wurden die 18 Juden gezwungen, sich mit wenigen Habseligkeiten auf dem Schlossplatz einzufinden.

Von da wurden sie nach Hannover-Ahlem transportiert. Dort hatte die SS in der beschlagnahmten jüdischen Gartenbauschule ein Sammellager für die Deportationen von Juden und Sinti in Ghettos und Konzentrationslager in Polen und dem Baltikum eingerichtet.

An der Hinweistafel des Synagogengrundstücks begrüßte Thomas Gatter, Vorsitzender des Arbeitskreises Gedenken, alle Anwesenden und war erfreut darüber, dass so viele Jugendliche anzutreffen. „Nienburg beschäftigt sich intensiv mit der Vergangenheit. Wir müssen aber auch den Bezug zur Gegenwart herstellen können“, erklärt er.

Ins Warschauer Ghetto deportiert

1942 war die jüdische Gemeinde Nienburgs aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung bereits auf eine kleine Schar von Männern, Frauen und Jugendlichen zusammengeschrumpft. Unter ihnen befand sich auch Elisabeth Weinberg, nach der der alljährlich vergebene Elisabeth-Weinberg-Preis für Zivilcourage benannt ist.

Wenige Tage vor ihrem zwanzigsten Geburtstag fiel die junge Elisabeth dem Nazi-Terror zum Opfer. Wie ihre Leidensgenossen wurde sie nach kurzer Internierung in Hannover-Ahlem in der Nacht vom 31. März auf den 1. April mit einem Transportzug ins Warschauer Ghetto verschleppt. Dort oder im nahegelegenen Vernichtungslager Treblinka wurden sie ermordet.

Namen wurden einzeln verlesen

Nach dem kurzen Gedenken an der Hinweistafel ging die Gruppe weiter zum Schlossplatz. Dort wurde ein Spruchband mit den Namen der 18 Juden, die am 28. März 1942 nach Hannover transportiert wurden, ausgerollt und der Inhalt des Merkblatts, das die Juden damals bekamen, wiedergegeben.

Anschließend wurden alle 18 Namen mit Kurzbiografie verlesen und jeweils eine Kerze entzündet und eine Rose neben den Namen gelegt. Neben Martin Bauer aus dem Arbeitskreis Gedenken trugen auch fünf Schüler der Leintorschule und der Oberschule Marklohe die Biografien vor. Nach einer Schweigeminute betete Gatter zum Abschluss das Kaddisch – ein jüdisches Trauergebet auf Hebräisch. Interessierte können sich das Spruchband mit den Namen, Kerzen und Rosen gegenüber der Polizeiakademie anschauen.

Am 28. März 1942 wurden deportiert: Johanne Beermann, Alfred Birkenruth, Erna Birkenruth, Hanns Birkenruth, Walter Birkenruth, Julius Birkenruth, Berthold Hess, Sophie Hess, Albert Hünerberg, Johanne Jacobs, Eva de Jonge, Jeanette Löwenstein, Grethe Marcus, Rosa Marcus, Sophie Schragenheim, Leopold Weinberg, Frieda Weinberg und Elisabeth Weinberg.

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