1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Nienburg
  4. Nienburg/Weser

Aus Nienburg geflohen – nach Nienburg geflohen

KommentareDrucken

Im Deutschland der NS-Zeit beginnen die Fluchtgeschichten, die in der Lesung erzählt werden. - Foto: Ney-Janßen
Im Deutschland der NS-Zeit beginnen die Fluchtgeschichten, die in der Lesung erzählt werden. - Foto: Ney-Janßen © -

Nienburg/Rehburg-Loccum - Von Beate Ney-Janßen. Fluchtgeschichten aus den Landkreisen Nienburg und Schaumburg von der NS-Zeit bis heute erzählt die szenische Lesung „Sonst wären wir hier zu Hause“. Zu sehen ist sie heute um 19 Uhr, im Nienburger Kulturwerk.

„Sonst wären wir hier zu Hause“ – das hat Jose Hammerschlag, Bürger Israels, vor einigen Jahren gesagt, als er in Rehburg zu Besuch war. „Sonst“ – wenn seine Familie 1938 nicht ihr Heil in der Flucht vor den Nazis gesucht hätte. Paula, Jüdin aus Bad Rehburg, wäre vielleicht auch noch heute hier zu Hause – ihr gelang 1939 die Flucht nach England. Die Heimat der Loccumerin Annchen wäre Pommern. Sie wurde 1946 vertrieben. Thi Thien kam 1979 aus Vietnam nach Deutschland. Der Palästinenser Karim, dessen Heimat heute Nienburg ist, floh 1985 hierher. Aman bittet darum, Geduld mit ihm zu haben, damit dieses Land, in das er 2015 nach zweijähriger Flucht aus Eritrea kam, sein Zuhause werden kann.

Das sind die sechs Fluchtgeschichten, die von Jugendlichen in der szenischen Lesung erzählt werden. Sie wiederum haben sich die Geschichten von jenen erzählen lassen, die sie selbst erlebten. Die Jugendlichen schlüpfen in die Rollen der Flüchtenden, berichten, was sie erlebt haben von Krieg und Vertreibung, was ihnen auf ihrer Flucht an Bösem und auch an Gutem widerfahren ist, erzählen von ihren Gefühlen und sagen, wie sie angekommen sind. „Das erinnert mich an die Geschichte meiner eigenen Familie“, hat eine der Jugendlichen bei den Vorbereitungen gesagt – denn manche von ihnen wissen selbst, was „Flucht“ bedeutet.

Begleitet wird die Inszenierung von einem Song in sechs Strophen. Jedes Schicksal hat eine eigene Strophe, gemeinsam ist ihnen der Refrain: „Irgendwann geht die Sonne auf, irgendwann hört die Suche auf – und dann sind wir zu Haus.“

Die Lesung ist ein Projekt des Arbeitskreises Stolpersteine Rehburg-Loccum und wurde im Juni zuerst in Rehburg aufgeführt. Auf Einladung des Nienburger „Runden Tisches gegen Rassismus und rechte Gewalt“ wird sie nun ein weiteres Mal gezeigt – im Nienburger Kulturwerk. Gruppen werden gebeten, sich im Kulturwerk unter der Telefonummer 05021/922580 anzumelden. Der Eintritt ist frei.

Auch interessant

Kommentare