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Großübung der Feuerwehr lockt viele Schaulustige an

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dde08322-ec63-4aaa-8981-d88558bde2a0.jpg © Marc Henkel

Nienburg - von Marc Henkel. Kurz nach 18 Uhr meldeten sich am Dienstag die digitalen Meldeempfänger der Ortsfeuerwehr Nienburg. Alle städtischen Freiwilligen Feuerwehren wurden zu einer Großübung auf dem Speditionsgelände "Franz Fischer", die gleichzeitig als Verabschiedung von Ortsbrandmeister Harald Ellermann diente, ausgerufen.

Laut einer Meldung der Integrierten Leitstelle Schaumburg-Nienburg sei es auf dem Speditionsgelände "Franz Fischer" zu einer Verpuffung im Werkstattbereich gekommen. Dabei sollten noch Mitarbeiter im Gebäude sein. Umgehend setzte sich der Brandmeister vom Dienst, Harald Ellermann, in Bewegung. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass seine Kameraden diese Übung auch als Verabschiedung für ihn geplant hatten. Nach 18 Jahren gibt er das Amt Ortsbrandmeisters ab. Eine große Abschiedsfeier wollte Ellermann nicht, doch einfach so wollten ihn die Nienburger Feuerwehleute nicht gehen lassen.

Am Einsatzort eingetroffen war die Lage komplexer als von der Leitstelle gemeldet. Neben dem gemeldeten Werkstattbrand ist durch den Schreck der Verpuffung eine Person in einen Tankauflieger gefallen. Somit mussten die nachrückenden Nienburger Kräfte im Werkstattbereich nach der vermissten Personen suchen und die Brandbekämpfung aufnehmen. Die inzwischen nachalarmierte Ortsfeuerwehr Langendamm unterstütze bei dieser Aufgabe.

Da sich das gesamte Szenario umfangreicher gestaltete, lies Ellermann als Brandmeister vom Dienst die Ortsfeuerwehren Erichshagen-Wölpe, Holtorf und die Ortsfeuerwehr Leeseringen nachalarmieren. Auch die Einsatzleitung Ort machte sich auf dem Weg zur Einsatzstelle.

Mit dem Kran der THW Bundesschule Hoya wurde das Betonteil angehoben
Mit dem Kran der THW Bundesschule Hoya wurde das Betonteil angehoben © Marc Henkel

Nach und nach holten Trupps unter schwerem Atemschutz Mitarbeiter aus dem Werkstattbereich. Um diese fachmännisch versorgen zu lassen, entschied sich die Einsatzleitung die Bereitschaft des Deutschen Roten Kreuzes Nienburg/Weser mit zur Einsatzstelle kommen zu lassen.

Noch während der Einsatzbereich Werkstatt abgearbeitet wurde, kam die Meldung, dass ein Mitarbeiter in einem Lagerbereich von Salzmassen verschüttet wurde. Ein weiterer Mitarbeiter wurde durch die Masse an Salz unter einem Betonteil eingeklemmt. Hier setzte die Einsatzleitung die Ortsfeuerwehren Holtorf und Leeseringen ein. Zur Unterstützung der Kräfte wurde der Kran der THW Bundesschule Hoya eingesetzt. Mit speziellen Abstützringen (Karlsruher Ringe) und Schaufeln bahnten sich die Einsatzkräfte den Weg zu dem Verschütteten und retteten diesen. Der Kran des THW hob zwischenzeitlich das Betonteil an, so dass auch diese Person schnell aus seiner unglücklichen Lage befreit werden konnte.

Als Herausforderung gestaltete sich die Rettung des

Stützringe schützen die verschüttete Person und die Einsatzkräfte bei der Rettung aus dem Schüttgut
Stützringe schützen die verschüttete Person und die Einsatzkräfte bei der Rettung aus dem Schüttgut © Marc Henkel

 verunfallten Mitarbeiters, der in dem Tankauflieger gefallen war. Auch hier konnten die Einsatzkräfte nur unter schwerem Atemschutz vorgehen. Unter Zuhilfenahme der Drehleiter gelang es die Person aus seiner misslichen Lage zu befreien. Für sämtliche „verletzten“ Personen wurde eine Verletztensammelstelle eingerichtet und bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes von Feuerwehrkräften betreut.

Zum Abschluss der Übung trafen sich alle Beteiligten, rund 120 Einsatzkräfte, am Feuerwehrhaus Nienburg. Dort erwarteten Getränke und Essen die Einsatzkräfte.

Neben dem leiblichen Wohl gab es aber auch noch ein paar Worte. Stadtbrandmeister Stephan Ottens dankte allen Beteiligten für die Teilnahme an dieser Alarmübung. Dank sprach Ottens aber auch Harald Ellermann aus, der nach seiner dritten Amtsperiode als Ortsbrandmeister aufhört. „Die Zusammenarbeit mit Dir war hervorragend!“. Dies bestätigte auch der Ehrenstadtbrandmeister und stellvertretende Bürgermeister Wilhelm Schlemermeyer.

Harald Ellermann mit seiner Frau Marita, die von den Kameradinnen und Kameraden als Dank einen Blumenstrauß übereicht bekommen hatte
Harald Ellermann mit seiner Frau Marita, die von den Kameradinnen und Kameraden als Dank einen Blumenstrauß übereicht bekommen hatte © Marc Henkel

„Neben jedem Starken Mann, steht auch eine starke Frau“, sagte Schlemermeyer und dankte damit Marita Ellermann für die Unterstützung ihres Mannes. Sichtlich gerührt ergriff auch Harald Ellermann das Wort: „Ich habe zwar mit was gerechnet, aber nicht mit solch einer Kulisse.“

Eines ist den Einsatzkräften jedoch besonders aufgefallen: Schaulustige begaben sich während der Übung auf das Gelände der Firma um zu fotografieren. „Mit diesen Aktionen bringen sich die Leute und andere Personen in Gefahr“, warnt die Feuerwehr. „Unbeteiligte können nicht die Gefahren an solchen Schadensorten einschätzen.“

Als Ellermanns Nach­fol­ger haben die Mit­glieder der Ein­satz­abteilung den bish­eri­gen stel­lvertre­tenden Orts­brand­meis­ter Thomas Cor­nelsen gewählt. Neben einen neuen Orts­brand­meis­ter stellt sich die Wehr, die knapp 300 Ein­sätze im Jahr ableis­tet, neu auf. Erst­ma­lig in der über 125-jährigen Geschichte wird es zwei Stel­lvertreter geben: Ralf Bergmann und Wol­fram Müller.

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