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Gymnasiasten schicken Sonde ins Weltall

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Rund 1000 Nienburger waren beim Sondenstart im Stadion dabei.
Rund 1000 Nienburger waren beim Sondenstart im Stadion dabei. © Mediengruppe Kreiszeitung / Rullhusen

Nienburg - Von Max Brinkmann und Johanna Müller. „10, 9, 8, 7, ...“ – Mit einem Countdown kündigten die rund 1 000 Anwesenden das Ereignis an: Schüler des Marion-Dönhoff-Gymnasiums Nienburg (MDG) haben gestern Morgen eine Sonde ins All geschickt.

Insgesamt 32 Schüler im Alter zwischen 16 und 18 Jahren waren an dem Projekt beteiligt, das nicht nur den Bau der Sonde, sondern auch die Vermarktung und reibungslose Umsetzung dieses Events beinhaltete. Besonders zu Letzterem lässt sich nach gestern festhalten: Das ist den Gymnasiasten gut gelungen.

Neben hunderten Schülern waren auch Vertreter mehrerer Medienhäuser bei dem Start dabei. Bereits im Vorfeld hatten Radiosender und Zeitungen über das Weltraumprojekt berichtet. Die Journalisten ließen es sich daher auch nicht nehmen, selbst beim Start dabei zu sein.

„6, 5, 4,...“Wochenlang hatte das Bauteam die Sonde vorbereitet. Kurz bevor der Ballon in die Höhe steigen sollte, wurde es am Freitagmorgen aber noch einmal wuselig im Nienburger Stadion. Gemeinsam mit ihren Lehrern Martin Reuss und Winfried Klug befüllten die Schüler den Wetterballon mit Helium.

Letzte Checks an der Sonde

Außerdem waren vor dem Start noch finale Checks an der Sonde durchzuführen, erklärte Charlotte Dudda, die nach der Aufregung der vergangenen Wochen nun auch Erleichterung verspürte. Alles war gut vorbereitet und das Ziel lag kurz vor ihnen. Rund 35 Kilometer hoch sollte der Wetterballon mit dem Messgerät steigen – bis in die Stratosphäre. Mit an Bord waren auch Kameras und der wohl erste Nienburger Astronaut Teddybär „Berry“.

Rund 1000 Nienburger waren beim Sondenstart im Stadion dabei.
Rund 1000 Nienburger waren beim Sondenstart im Stadion dabei. © Mediengruppe Kreiszeitung / Rullhusen

„Wir haben anfangs nicht damit gerechnet, dass das so groß wird. Es ist toll. Alles läuft so, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagte Melissa Blum, die ebenfalls im Bauteam tätig war. Mit einem Blick auf die Sonde, auf der „Berry“ schon auf seinen Einsatz wartete, ergänzte Charlotte Dudda: „Der Stress hat sich gelohnt.“

„3, 2, 1 - Start“ – Nachdem die Teammitglieder und Besucher runtergezählt hatten, ging es los: Etwas holprig ist der Start für die Sonde allerdings verlaufen. Nach dem Kommando stieg der Wetterballon rasant hoch und zog das selbstgebaute Gerät mit in die Höhe. Die MDG-Schüler standen da schon bereit für ein Foto. Die jeweiligen Klassensprecher der anwesenden Schulklassen hielten Schilder hoch und bildeten so die Buchstaben MDG. Ob das Bild etwas geworden ist, zeigt sich innerhalb der kommenden Tage.

„Das war grandios“, sagte Lehrer Martin Reuss. Der Höhenflug hätte gut geklappt. Nun hieß es abwarten, wo die Sonde landen würde. „Wir haben ein bisschen die Sorge, dass die Sonde erst hinter Berlin auf der Erde ankommt“, gab es zu bedenken. Auch Winfried Klug war begeistert: „Das war toll. Die Schüler haben das Projekt ausgesprochen selbstständig und souverän umgesetzt.“

Die Pressevertreter wurden vom Marketingteam zum nächsten Programmpunkt ins Forum des MDG begleitet. Zu diesem gehörte auch Sophie Duprée, die bei dem Termin Pressemappen verteilte, während die Verantwortlichen fürs Catering dieses vorbereiteten. Alle Aufgaben waren gut verteilt. „Jetzt am Ende wurde es noch etwas stressig, aber das Projekt hat viel Spaß gemacht“, zog Sophie Duprée als erstes Fazit.

Experten loben Weltraumprojekt

Mit dem gelungenen Sondenstart endete der Weltraumtag des MDG noch nicht. Schüler und Gäste waren im Anschluss noch zu einer Expertenrunde eingeladen, an der auch Astronaut Thomas Reiter teilnahm. Nachdem die Gäste von Schülern ins MDG geführt wurden, begrüßten sie dort Lutz Kulze-Meyer, Schulleiter des MDG, und die Sponsoren des Projekts.

Die Sparkasse Nienburg hatte das Projekt mit 2 000 Euro gefördert. Zudem unterstützen das Junior Science Café und der Förderverein VEEF das Event. Auch der expert-Technikfachmarkt in Nienburg steuerte einen Teil bei und stattete das Team mit Kameras aus.

Nach der Begrüßung ging es im Forum des Gymnasiums mit der Expertenrunde los, bei der rund 125 ausgewählte Schüler – auch aus anderen Schulen – anwesend waren.

Das „Chef-Team“ des Wetterballon-Projekts stellte noch einmal kurz das Vorhaben vor: „Wir wollten ein atemberaubendes Event schaffen“. Um das zu unterstreichen hatten die Mitglieder einige externe Referenten eingeladen, die in Nienburg nicht täglich anzutreffen sind. Dr. Micha Gryschka von der Leibniz Universität in Hannover verdeutlichte den theoretischen Ansatz des Projektes. Dabei traf der Dozent der Metrologie am Freitagmittag auch eine Vorhersage mit Bezug auf die aktuelle Wetterlage: „Nach meinen Berechnungen sollte die Sonde in der Nähe von Ludwigslust landen. Die Schätzung von 200 Kilometer der Schüler war also nicht schlecht“.

Aufgabe gemeistert

Als nächstes gab es einen Projektmanagement-Vortrag von Dr. Uwe Groth. Er lobte die Schüler immer wieder, denn um so ein großes Projekt auf die Beine zu stellen, bedarf es eine ganze Menge Organisation: „Ihr habt das so gut gemacht, ich würde euch direkt einstellen.“ Die 32 Schüler haben sich in kleinere Gruppen für die einzelnen Bereiche aufgeteilt, um das für die 16- bis 18-Jährigen sehr große Projekt stemmen zu können. So gab es beispielsweise ein Bau-, ein Marketing-, ein Catering- und ein Chefteam. 

Das Highlight der Veranstaltung und der größte Coup des

Thomas Reiter
Thomas Reiter © Brinkmann

Vermarktungs-Teams war wohl, dass ein echter Astronaut Nienburg besuchte. Thomas Reiter berichtete den Schülern von seinem Werdegang, der europäischen Weltraumorganisation (ESA) und seinen zwei Raumflügen. In Texas wurde Reiter zum Jetpiloten ausgebildet. Als die ESA 1989 begann, Bewerber für ihre zweite Astronautengruppe zu suchen, meldete sich Reiter.

Sein erster Raumflug war dann im Jahr 1995 zur Raumstation Mir. Dort verbrachte er über vier Monate. Noch zwei Monate länger dauerte sein zweiter Einsatz an. Im Juli 2006 startete Reiter seine Expedition zur ISS, wo er ein halbes Jahr arbeitete.

Nach dieser Expertenrunde machten sich einige Mitglieder vom Projektteam, das sich den Namen „MDGgoesWeltall“ gegeben hatte, auf, um die Sonde zu finden. Per GPS meldete sich das Gerät bei den Schülern – es war tatsächlich nicht weit vom bereits prognostizierten Landeort Ludwigslust gelandet. Das Signal kam aus der Nähe des niedersächsischen Ortes Trebel.

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