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Schüler demonstrieren für mehr Klimaschutz

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Die bundesweite #FridaysforFuture- Demo zieht auch in Nienburg die Schüler auf die Straße.
„Fridays for Future“ in Nienburg: Viele Jugendliche und Kinder aber auch Erwachsene haben für die Einhaltung der Klimaziele demonstriert. © Müller

Nienburg - Von Johanna Müller. Luka Wilde kann seine Gefühle am Freitagmittag kaum in Worte fassen: „Ich bin überrascht und voll begeistert. Wir haben 200 Demonstranten angemeldet, jetzt sind etwa 1100 dabei“, sagt der junge Mann vom BUND, der die erste „Fridays for Future“-Demonstration in Nienburg mitorganisiert hat.

Auch wenn die Polizei eher von 600 Demonstranten spricht, haben die Jugendlichen ihr Ziel erreicht: Sie haben sich laut, bunt und friedlich für mehr Klimaschutz eingesetzt.

Wie viele Teilnehmer genau durch Nienburgs Straßen gezogen sind, lässt sich auch aufgrund des anhaltenten Nieselregens nur schwierig schätzen. Manche Demonstranten haben den Zug schon frühzeitig verlassen und sich ein warmes Plätzchen gesucht. Doch so oder so hat der Marsch Aufsehen erregt. Kurzzeitig war der Berliner Ring zwischen der Nienburger Feuerwehr und den Berufsbildenden Schulen nur einseitig befahrbar. Ein beeindruckendes Bild gaben die Demonstranten her, die überwiegend Schüler waren. Aber auch Eltern, Lehrer und erwachsene Klimaschützer haben sich der „Fridays for Future“-Bewegung angeschlossen.

Gemeinsam ein Zeichen setzen

Mit Parolen wie „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut“ sind die Demonstrierenden durch Nienburg gezogen. Auch auf Schildern und Plakaten haben sie ihre Anliegen präsentiert. „Rettet die Erde“, „Es gibt keinen Planeten B“, „Fehlstunden verkraften wir, Klimawandel nicht“ oder „Die Dinosaurier dachten auch, sie hätten Zeit“ sind nur einige Botschaften, die sie dabei hatten.

Die bundesweite #FridaysforFuture- Demo zieht auch in Nienburg die Schüler auf die Straße.
Die bundesweite #FridaysforFuture- Demo zieht auch in Nienburg die Schüler auf die Straße. © Müller

Dass alle voll hinter diesen Aussagen stehen, war deutlich zu spüren. Um Schuleschwänzen ging es den Demonstranten am Freitag sicher nicht. Sie trafen sich trotz des Regens, um für ihre Zukunft einzustehen. „Wir wollen ein Zeichen setzen“, sagte die 16-jährige Paula Barchanski, die die Albert-Schweitzer-Schule (ASS) besucht.

Ziel des Marsches, der an der Bushaltestelle im Meerbachbogen startete, war der Nienburger Kirchplatz. Dort versammelten sich die Demonstranten zur Abschlusskundgebung, an der mehrere Jugendliche aus der Region das Wort ergriffen. Die Versammlung am Rathaus fand Caterina Bittendorf passend. Daher nutzte die Mitorganisatorin vom BUND die Gunst der Stunde und wendete sich an direkt an die Kommunalpolitiker. Sie seien schließlich die gewählten Vertreter von allen Bürgern – nicht nur den Eltern der Demonstranten.

Konkrete Forderungen an Politiker aus der Region

Daher forderte sie persönlich den städtischen Bürgermeister Henning Onkes sowie Landrat Detlev Kohlmeier auf, nachhaltig in den Öffentlichen Personennahverkehr zu investieren, Radwege auszubauen und beim Strom auf erneuerbare Energien zu setzten. Damit begeisterte die ASS-Schülerin ihr Publikum. Großen Applaus gab es auch, als sie ebenso die Bundestagsabgeordneten Marja-Liisa Völlers (SPD), Katja Keul (Grüne) und Maik Beermann (CDU) aufforderte, sich in Berlin mehr für den Klimaschutz einzusetzen: „Die Zeit zu handeln ist jetzt. Tun Sie das auch!“

Clemens Fallnacker von den „Jusos“ schwänzte für die Kundgebung sogar die letzte Schulstunde vor einer anstehenden Lateinklausur. Doch dieser Tausch sei angemessen für eine bessere Welt, sagte er. Er feuerte die Teilnehmer weiter an, sie seien der Beweis, dass Vorurteile gegenüber ihrer Generation nicht stimmen: „Politikverdrossenheit und Desinteresse sehe ich hier nicht.“ Daher forderte er: „Streikt weiter, setzt euch für eine bessere Welt ein – solange, bis ihr euer Ziel erreicht habt.“

Kinder unterstützen

Gemeinsam mit ihrer Mutter ist Grundschülerin Josephine Evers auf die Straße gegangen. Auch sie möchte sich für die Umwelt einsetzten. Dieses Thema ist der ganzen Familie sehr wichtig, daher wollte Mutter Brigitte auch ihrer Tochter die Möglichkeit geben, bei der Demonstration dabei zu sein. „Es ist mir wichtig, dass sie lernt, sich für ihre Ziele einzusetzen“, sagt Brigitte Evers. Daher habe sie auch im Vorfeld mit ihrer Tochter über die Klimaziele und die Thematik von „Fridays for Future“ gesprochen. Sie findet es toll, was die Jugendlichen im Landkreis auf die Beine gestellt haben.

Die bundesweite #FridaysforFuture- Demo zieht auch in Nienburg die Schüler auf die Straße.
Haben sich dem Protest angeschlossen (von links: Brigitte und Josephine Evers sowie Elke Wnück. © Müller

So sieht das auch Elke Wnück, die sich spontan Familie Evers angeschlossen hat. Sie hat sich an das Grönemeyer-Lied „Kinder an die Macht“ erinnert und möchte die Jugend unterstützen. „Außerdem ist Klimaschutz auch mein eigenes Anliegen. Das geht uns alle etwas an.“

Aufmerksamkeit erzeugen

„Wir sind heute dabei, weil unsere Zukunft uns wichtig ist“, fasst die 17-jährige Merve Akbas am Freitagvormittag die Motivation von sich und ihren Schulfreunden zusammen. Gemeinsam haben die ASS-Schüler geschwänzt, um sich an der Protestaktion beteiligen zu können. Sie glauben an die Stärke der Masse. 

Die bundesweite #FridaysforFuture- Demo zieht auch in Nienburg die Schüler auf die Straße.
Die ASS-Schüler halten zusammen, um sich als Gruppe ihre Ziele zu erreichen. © Müller

„Wir hoffen, als große Gruppe etwas bewirken zu können“, sagt Rouven Sommerfeld. Gemeinsam wollen sie auf den Klimawandel aufmerksam machen und sich für eine bessere Zukunft einsetzen.

Aktionen im ganzen Land

Nicht nur in Nienburg sind Aktivisten auf die Straße gegangen: Tausende Schüler haben in Niedersachsen und Bremen am Freitag im Rahmen der „Fridays for Future“-Kampagne für mehr Klimaschutz demonstriert. In Hannover und Bremen waren jeweils rund 5000 Menschen auf der Straße, wie die Polizei mitteilte.

In Braunschweig gingen die Beamten von 2000 Teilnehmern aus. Landesweit setzten sich die Protestzüge am Vormittag und Mittag in Bewegung. „Es wird nicht genug für den Planeten getan“, sagte die 17 Jahre alte Marlena in Hannover. Die 16-jährige Marie forderte: „Wir müssen jetzt handeln, sonst ist es zu spät.“ Auch Eltern und Lehrer beteiligten.

Unterstützung kam von der Lehrergewerkschaft GEW. „Alle, die für die Klimapolitik verantwortlich sind, täten gut daran, das Belächeln oder Kleinreden der Protestierenden endlich zu beenden“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth. Der Philologenverband Niedersachsen hatte die Demonstrationen während der Unterrichtszeiten hingegen scharf kritisiert. Die Umsetzung der Schulpflicht werde auf die Lehrkräfte abgewälzt, während die Politiker auf einer Sympathie-Welle mitsurften, sagte der Vorsitzende des Philologenverbandes Niedersachsen, Horst Audritz.

Weltweit fanden die Proteste in mehr als 100 Ländern statt. Sie gehen auf eine Initiative der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg zurück. Nach ihrem Vorbild gehen Schüler während der regulären Unterrichtszeit gegen die aktuelle Klimapolitik.

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