Clemens Fallnacker von den „Jusos“ schwänzte für die Kundgebung sogar die letzte Schulstunde vor einer anstehenden Lateinklausur. Doch dieser Tausch sei angemessen für eine bessere Welt, sagte er. Er feuerte die Teilnehmer weiter an, sie seien der Beweis, dass Vorurteile gegenüber ihrer Generation nicht stimmen: „Politikverdrossenheit und Desinteresse sehe ich hier nicht.“ Daher forderte er: „Streikt weiter, setzt euch für eine bessere Welt ein – solange, bis ihr euer Ziel erreicht habt.“
Gemeinsam mit ihrer Mutter ist Grundschülerin Josephine Evers auf die Straße gegangen. Auch sie möchte sich für die Umwelt einsetzten. Dieses Thema ist der ganzen Familie sehr wichtig, daher wollte Mutter Brigitte auch ihrer Tochter die Möglichkeit geben, bei der Demonstration dabei zu sein. „Es ist mir wichtig, dass sie lernt, sich für ihre Ziele einzusetzen“, sagt Brigitte Evers. Daher habe sie auch im Vorfeld mit ihrer Tochter über die Klimaziele und die Thematik von „Fridays for Future“ gesprochen. Sie findet es toll, was die Jugendlichen im Landkreis auf die Beine gestellt haben.
So sieht das auch Elke Wnück, die sich spontan Familie Evers angeschlossen hat. Sie hat sich an das Grönemeyer-Lied „Kinder an die Macht“ erinnert und möchte die Jugend unterstützen. „Außerdem ist Klimaschutz auch mein eigenes Anliegen. Das geht uns alle etwas an.“
„Wir sind heute dabei, weil unsere Zukunft uns wichtig ist“, fasst die 17-jährige Merve Akbas am Freitagvormittag die Motivation von sich und ihren Schulfreunden zusammen. Gemeinsam haben die ASS-Schüler geschwänzt, um sich an der Protestaktion beteiligen zu können. Sie glauben an die Stärke der Masse.
„Wir hoffen, als große Gruppe etwas bewirken zu können“, sagt Rouven Sommerfeld. Gemeinsam wollen sie auf den Klimawandel aufmerksam machen und sich für eine bessere Zukunft einsetzen.
Nicht nur in Nienburg sind Aktivisten auf die Straße gegangen: Tausende Schüler haben in Niedersachsen und Bremen am Freitag im Rahmen der „Fridays for Future“-Kampagne für mehr Klimaschutz demonstriert. In Hannover und Bremen waren jeweils rund 5000 Menschen auf der Straße, wie die Polizei mitteilte.
In Braunschweig gingen die Beamten von 2000 Teilnehmern aus. Landesweit setzten sich die Protestzüge am Vormittag und Mittag in Bewegung. „Es wird nicht genug für den Planeten getan“, sagte die 17 Jahre alte Marlena in Hannover. Die 16-jährige Marie forderte: „Wir müssen jetzt handeln, sonst ist es zu spät.“ Auch Eltern und Lehrer beteiligten.
Unterstützung kam von der Lehrergewerkschaft GEW. „Alle, die für die Klimapolitik verantwortlich sind, täten gut daran, das Belächeln oder Kleinreden der Protestierenden endlich zu beenden“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth. Der Philologenverband Niedersachsen hatte die Demonstrationen während der Unterrichtszeiten hingegen scharf kritisiert. Die Umsetzung der Schulpflicht werde auf die Lehrkräfte abgewälzt, während die Politiker auf einer Sympathie-Welle mitsurften, sagte der Vorsitzende des Philologenverbandes Niedersachsen, Horst Audritz.
Weltweit fanden die Proteste in mehr als 100 Ländern statt. Sie gehen auf eine Initiative der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg zurück. Nach ihrem Vorbild gehen Schüler während der regulären Unterrichtszeit gegen die aktuelle Klimapolitik.