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Nienburger Polizeiakademie übernimmt Patenschaft für Stolpersteine der Familie Weinberg

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Nienburgs Bürgermeister Henning Onkes überreicht dem Direktor der Polizeiakademie die Patenschaftsurkunde.
Nienburgs Bürgermeister Henning Onkes überreicht dem Direktor der Polizeiakademie die Patenschaftsurkunde. © Rullhusen, Leif

Seit neun Jahren erinnern sechs Stolpersteine in Nienburg an die Familie Weinberg. Zukünftig wird die Polizeiakademie deren Pflege übernehmen. Sie hat die Patenschaft übernommen.

NIenburg - von Leif Rullhusen. Seit neun Jahren erinnern sechs Stolpersteine in der Nienburger Hafenstraße an das Schicksal der jüdischen Familie Weinberg. Die Söhne Fritz, Carl und Helmut Weinberg flohen vor den Nazis ins Ausland. Die Eltern Leopold und Frieda wurden zusammen mit ihrer Tochter Elisabeth ins Warschauer Ghetto deportiert und dort ermordet.

Verantwortlich für das, was passiert

Jetzt hat die Polizeiakademie die Patenschaft für die kleinen Messinggedenktafeln vor der Nienburger Volksbank übernommen, die an das Schicksal der Nienburger Familie erinnern. „Wir sind nicht für das verantwortlich, was war. Wir sind aber für das verantwortlich, was passiert. Deshalb wollen wir bewusst Flagge zeigen“, mahnte Polizeiakademiedirektor Carsten Rose am Dienstag anlässlich der offiziellen Übergabe der Patenschaftsurkunde durch Bürgermeister Henning Onkes. Ein Set mit Putzutensilien überreichte der Verwaltungschef zudem. „Die Steine müssen schließlich gepflegt werden“, erklärte Onkes. Anschließend legten sie sechs Rosen in einem Kreis um die Steine zum Gedenken der Opfer nieder.

Carsten Rose legt eine Rose zum Gedenken an das Schicksal der Familie Weinberg nieder.
Carsten Rose legt eine Rose zum Gedenken an das Schicksal der Familie Weinberg nieder. © Rullhusen, Leif

Thema darf niemals zu den Akten gelegt werden

Rose sieht die Gesetzeshüter bei diesem Thema in besonderer Verantwortung. „Bei den Deportationen in die Ghettos und Konzentrationslager haben immer wieder Polizeikräfte geholfen“, verdeutlichte der Akademiechef. Deshalb dürfe dieses Thema niemals zu den Akten gelegt werden. „Dass sich eine Patenschaft für Stolpersteine dieser wichtigen Nienburger Familie ergeben hat, freut mich“, fügte der Vorsitzende des Arbeitskreis Gedenken, Thomas Gatter, an.

Das größte dezentrale Mahnmal der Welt

Seit 26 Jahren verlegt der Kölner Künstler Gunter Demning Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus vor deren zuletzt freiwillig gewählten Wohnorten. Mittlerweile ist das Projekt mit 75 000 verlegten Steinen in 24 Staaten Europas das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Die sechs im Juni 2012 verlegten Stolpersteine der Familie Weinberg waren neben den Familien Marcus, Beermann, Feist, Birkenruth, Hess und Schragemann die ersten in der Kreisstadt.

Patenschaften für zahlreiche Stolpersteine vergeben

Für die meisten der 54 Nienburger Stolpersteine konnte die vom Lions-Club geförderte Recherchegruppe Patenschaften für die regelmäßige Pflege vergeben. Nun ist eine weitere hinzugekommen. An der offiziellen Übergabe der Patenschaftsurkunde nahmen neben mehreren Vertretern der Polizeiakademie zudem der Lions-Vizepräsident Lutz Hoffmann, die Leiterin des Stadt- und Kreisarchivs Patricia Berger sowie Cornelia Kramer vom Arbeitskreis Gedenken teil.

Gesprächsrunde anlässlich der Übergabe: Patricia Berger, Cornelia Kramer, Lutz Hoffmann, Tanja Kepler (Polizeiakademie), Thomas Gatter, Carsten Rose und Henning Onkes (v.l.).
Gesprächsrunde anlässlich der Übergabe: Patricia Berger, Cornelia Kramer, Lutz Hoffmann, Tanja Kepler (Polizeiakademie), Thomas Gatter, Carsten Rose und Henning Onkes (v.l.). © Rullhusen, Leif

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