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Nienburger Wald soll Logistikzentrum weichen

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Baumfällung
Bis Motorsägen zum Einsatz kommen, sind noch einige politische Hürden zu bewältigen. © picture alliance/dpa

Nienburg - von Leif Rullhusen. Für die geplante Ansiedlung eines Automobillogistikers in Nienburgs Süden sollen Bäume auf einer Fläche von 140 000 Quadratmetern gefällt werden. Das entspricht 20 Fußball-Spielfeldern.

Betroffen ist ein Areal im Bereich Schäferhof-Kattriede zwischen der B 215 und der Bahnstrecke Nienburg-Minden. Einen ersten Schritt zu der Ansiedlung des Logistikunternehmens ebnete am Donnerstagabend der Nienburger Stadtentwicklungsausschuss nahezu einstimmig. Lediglich die Grüne Petra Jäkel stimmte gegen den entsprechenden Aufstellungsbeschluss. Deutliche Kritik an den Plänen äußerten zudem die Vertreter der Naturschutzverbände. „Zusammen mit den Liebenauer Gruben und dem Nienburger Bruch bildet das Gebiet einen einmaligen Biotopraum. Vermutlich ist es das Hauptjagdgebiet von Fledermäusen“, erklärte Bernhard Schiewe vom NABU. Erk Dallmeyer (BUND) bezeichnete das Areal als einzigartigen Lebensraum, den man nicht einfach einem Logistikzentrum opfern dürfe. Innerhalb eines kurzen Zeitraums seien dort allein 28 Tagfalterarten gezählt worden. „Einige Arten gibt es im gesamten Landkreis nur noch an dieser Stelle“, verdeutlichte Dallmeyer. Außerdem sei das Pflanzen eines Setzlings für einen ausgewachsenen Baum keine ausreichende Kompensation, kritisierte Jäkel. „Und das für ein Gebiet, in dem dann massenhaft Autos stehen.“

Geplant sind eine Abstellfläche für Autos und eine Montagehalle

Der Bebauungsplan soll für eine gut 30 Hektar große Fläche im Bereich des ehemaligen Tanklagers Schäferhof aufgestellt werden, die größtenteils bewaldet ist und sich im Besitz des Investors befindet. Ein gültiger Flächennutzungsplan stellt das Gebiet bereits als gewerbliche Baufläche dar. Nachdem das Tanklager im Jahr 1995 stillgelegt worden war, wurden die Tankanlagen beseitigt und der Boden saniert. Die Verladeanlage für Kesselwaggons blieb jedoch erhalten. „Daraus ergibt sich die Chance, diese Fläche gewerblich zu nutzen“, erklärte Ina Rehfeld von der, für die Stadt tätige „NWP Planungsgesellschaft“. Der Automobilkonzern plane auf einer Fläche von 14 Hektar eine Abstellfläche für Autos sowie eine Montagehalle. Die An- und Auslieferung solle zu einem großen Teil über die Bahn erfolgen. „Es liegen auf dem Gelände schon private Schienen, die für den Anschluss reaktiviert werden sollen“, erläuterte Rehfeld dem Gremium.

Bürgermeister Henning Onkes: „Logistikketten auf die Schiene bringen“

„Es ist auch in unserem Interesse, Logistikketten auf die Schiene zu bringen. Und hier haben wir ein Gewerbegebiet an der Schiene“, warb Nienburgs Bürgermeister Henning Onkes für das Projekt. Selbstverständlich müsse man mit dem ökologischen Bestand sensibel umgehen. Der Ausschussvorsitzende Klaas Warnecke hob hervor, dass aktuell lediglich über einen Aufstellungsbeschluss abgestimmt werde. Das sei noch keine Zustimmung zu einer Ansiedlung. Viele Punkte müssten erst im Laufe des weiteren Verfahrens geklärt werden, bevor der Stadtrat eine endgültige Entscheidung falle. ‹

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