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Overbeck begeistert mit schrägen Kriminalgeschichten

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Die Kinobetreiberinnen Beate Möller-Dumschat (links) und Elke Brümmer mit den Star des Abends, Roland Jankowsky. Foto: Christel Niemann
Die Kinobetreiberinnen Beate Möller-Dumschat (links) und Elke Brümmer mit den Star des Abends, Roland Jankowsky. Foto: © Christel Niemann

Hoya - Von Christel Niemann. Ein nahezu ausverkaufter großer Kinosaal im Filmhof Hoya sprach Bände: Wie schon in der Rolle des Kommissars Overbeck in der Krimiserie „Wilsberg“, gab Roland Jankowsky auch als Vorleser eine gute Figur ab. Den Kölner hatte es bereits zum dritten Mal vom Rhein an die Weser verschlagen – und abermals hatte er herrlich schräge Kriminalgeschichten im Gepäck. Allesamt Lesestoff, der zwar keine Gänsehaut erzeugt, sich aber als hintersinniger Frontalangriff auf die Lachmuskulatur des Publikums erwies.

Der Inhalt: Ein dackeliger, durchfallgeplagter, todgeweihter Köter mit Namen Rufus, ein vermeintlich Toter, der plötzlich verschwindet, eine Psychopatin, die sich von psychologisch versierten Magazin-Moderator auf mörderische Pfade leiten lässt, eine etwas andere Interpretation eines Märchens der Gebrüder Grimm und ein Einbruch mit zufälliger Todesfolge, der sich letztlich als glückliche Fügung für das ursprüngliche Opfer erweist. In den von Jankowsky ausgewählten Geschichten war selbst Unmögliches möglich und das Publikum ließ sich von den teils hanebüchenen Geschichten wunderbar unterhalten. Das Eis zwischen Bühne und Publikum brach der Mime aber zunächst mit einem ganz persönlichen Werbeblock. Er berichtete von zurückliegenden, aktuellen und kommenden Vorhaben in Sachen Wilsberg, legte dann aber auch zügig los und füllte mit reichlich Witzpotenzial, Charisma und Wandlungsfähigkeit die unterschiedlichsten Rollen.

Beispielsweise in der Kurzgeschichte „Das andere Fenster“ von Niklaus Schmid, wo er den Briefwechsel der Protagonisten mit deutlich hörbarem Genuss auslebte. Es deutete sich mit jedem weiteren Brief an, dass die anfangs noch eher harmlos wirkende Schwärmerei einer doch sehr einfältigen Zuschauerin in ein mörderisches Verbrechen ihrerseits gipfeln wird.

Von dem Autor Peter Godazgar hatte der Mime die mörderische Kurzgeschichte „Sicherheit ist planbar“ ausgewählt. Einen Mix aus Krimi und Märchen, für den die Geschichte „Hänsel und Gretel“ Pate stand. Darin wurde der Sicherheitstechniker Hans Gretel von der Firma Jakob Grimm zu einem einsamen, mit Süßigkeiten verzierten Häuschen in den Wald geführt, um für ein altes, mit einem riesigen Zinken ausgestatteten Mütterlein, eine Sicherheitsexpertise zu erstellen. Und noch während Jankowsky wechselweise als alte Frau und als Techniker Gretel von Normen und Standards für Türschlösser und Fenster sprach, konnte man bereits unschwer das nahende Schicksal des Handwerkers erahnen.

So richtig aberwitzig wurde es dann bei der finalen Geschichte aus der Feder von Peter Godazgar, in der ein Einbrecher bei der Tat von einem Hexenschuss ausgebremst und quasi bewegungsunfähig wird. Ob er seine Pistole tatsächlich abfeuern wird, sich für die homöopathischen Globuli von Hausherrin entscheidet oder doch eher der Ibuprofen-Dröhnung zustimmt, die ihm Heinz, der Hausherr, verordnet und wie sich diese Pattsituation in der Küche auflöst, wird an dieser Stelle dann doch nicht verraten.

Schließlich hatte Jankowsky schon gleich zu Beginn der Veranstaltung empfohlen, die Bücher, denen er seine Kurzgeschichten entnimmt, bevorzugt im örtlichen Buchhandel zu kaufen. Eine optimale Gelegenheit bot sich dann auch gleich an Ort und Stelle an: Die „Leserei“ aus Hoya hatte einen kleinen Stand bestückt, an dem es neben Anthologien auch diverse Hörbücher sowie eine CD von Jankowsky mit Chansons und Balladen von François Villon („Ich bin so wild nach Deinem Erdbeermund”) zu kaufen gab. Die konnten sich die Besucher von Jankowsky signieren lassen, der auch die vielen Bitten um ein Foto bereitwillig erfüllte.

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