Pastor legt mit Cartoons den Finger in die Wunde
Nienburg - Von Beate Ney-JanßenBAD REHBURG · „Landeskirchlicher Amtskarton“ nennt Sisam-Ben seine Cartoons. Dass die Kirche in diesem Titel erwähnt wird, ist naheliegend, denn in erster Linie ist der Cartoonist, der mit bürgerlichem Namen Friedhelm Feldkamp heißt, Pastor in Barsinghausen bei Hannover und derzeit einer der 18 Illustratoren in der „Romantik Bad Rehburg“.
„Der liebe Gott hat Spaß daran, sonst hätte er Cartoons nicht geschaffen“, sagt Feldkamp. Seine Überzeugung ist, dass Gott ohnehin viel mehr lacht, als die meisten Menschen meinen. Den Spaß am Lachen hat der 50-jährige Pastor wohl mit Gott gemeinsam, denn zum Lachen möchte er mit seinen Cartoons anregen.
So sind manche der „Kritzeleien“, wie er sie nennt, bloße Momentaufnahmen, spontane Einfälle zu dem, was ihm im Gemeindeleben so über den Weg läuft. Wie etwa der Cartoon, der sechs mit Zylindern behütete Sargträger am offenen Grab zeigt, denen er den zündenden Text „Der Klassiker unter den Sechszylindern“ zugeschrieben hat. Leicht schwarzhumorig ist das wohl. Aber das sei in Ordnung, meint Feldkamp, und werde ihm auch in seiner Gemeinde nicht übel genommen. Es gehe nur darum, die Grenzen des guten Geschmacks nicht zu überschreiten. Grenzerfahrungen gehören dann sicherlich dazu.
Der Sechszylinder ist eine der Zeichnungen, die Feldkamp innerhalb einer Gemeinschaftsausstellung von 18 Illustratoren in der „Romantik Bad Rehburg“ zeigt. Die 17 übrigen Illustratoren sind Profis, er der einzige Hobby-Aktivist in der Runde. „Was ich mache, ist keine Kunst“, wehrt Feldkamp angesichts derjenigen ab, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen. „Keine Kunst“ heißt für ihn auch, dass er die Aussagen seiner Cartoons durchaus ernst meint. Denn jenseits der einfach nur lustigen Einfälle legt der Pastor mit anderen Zeichnungen den Finger tief in die Wunde. „Ich könnte den Leuten auch direkt sagen, dass sie Mist machen“, meint der Geistliche, „auf die humorvolle Art ist mir das aber lieber.“ Das habe dann fast etwas Prophetisches.
Und so müssen es sich kirchliche Erbsenzähler, Diakonie-Vorstände und solche, die allzu sehr auf das Ehrenamt bauen, aber auch viele politische Entscheidungen gefallen lassen, ihm unter den Stift zu geraten. „Die Stadt Barsinghausen hat sehr darunter zu leiden, dass ich zeichne“, sagt er grinsend zu seiner Art der Kritik an Rat und Verwaltung seiner Heimatstadt.
Sein Arbeitgeber, die Landeskirche Hannover, nimmt sein Hobby aber gelassen hin, auch wenn Feldkamp nicht davor zurückschreckt, die Kirchenoberen vom Superintendenten bis zur – ehemaligen – Bischöfin zum Ziel seines sanften Spotts zu machen.
Schon in der Schule habe er sich „das Zeug von der Seele gekritzelt“, in Sitzungen wüssten die Kollegen mittlerweile, dass sein Stift nicht stillstehe und am nächsten Tag womöglich auf seiner Internet-Seite Erbauliches aus dem Sitzungs-Geschehen zu bewundern sei.
Beim Kritzeln kann er sich besser konzentrieren. Was er macht, entsteht „so nebenbei“. Einiges von diesem „Nebenbei“ muss wohl sehr treffend sein – sonst könnte er kaum vorweisen, dass ein Magazin wie „Der Spiegel“ sich gelegentlich seiner Cartoons bedient.
Neues und Aktuelles entsteht immer wieder – und vielleicht das nächste Mal, wenn Feldkamp in wenigen Tagen erstmals seinem obersten Dienstherrn, Landesbischof Ralf Meister, begegnet. Falls er einen Eindruck von diesem Herrn und dessen Ansichten gewinnt, wird demnächst vermutlich eine der Rubriken auf Sisam-Bens Website seinem Chef gewidmet sein.
Wer mehr Cartoons von Friedhelm Feldkamp sehen möchte, kann auf seine Homepage klicken – oder die aktuelle Ausstellung in der „Romantik Bad Rehburg“ anschauen. Die Ausstellung „18 Illustratoren“ ist bis zum 9. September zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis sonntags, jeweils in der Zeit von 11 bis 18 Uhr.
