Weitere Angaben sind von Mayer nicht zu bekommen. Der Unternehmer ist telefonisch nicht zu erreichen. Die Homepage seiner Firma „New Way Verwaltung sozialer Dienste“ mit Sitz in Asendorf ist seit Freitag offline – genau wie der Internetauftritt von „Haltestelle 35“.
Ob das „New Way Hotel“ tatsächlich keine Einrichtung der Jugendhilfe ist, prüft nun die Staatsanwaltschaft in Verden. Sie ermittelt außerdem wegen des Verdachts des Betrugs. Die Verantwortlichen sollen Leistungen gegenüber mehreren Jugendämtern aus mehreren Bundesländern abgerechnet haben, die sie gar nicht erbracht haben. Konkret geht es um den Betreuungsschlüssel für Systemsprenger, der laut Sozialgesetzbuch bei eins zu eins liegen muss.
Es scheint ein einträgliches Geschäft zu sein. Ehemalige Mitarbeiter berichten, dass die zuständigen Jugendämter um die 300 Euro pro Tag zahlen, wenn sie einen schwierigen Jugendlichen in Magelsen unterbringen.
Zum aktuellen Stand der Ermittlungen macht ein Sprecher der Staatsanwaltschaft keine Angaben. Er bestätigt, dass die Ermittlungen auf Betreiben des Landesjugendamts aufgenommen worden sind. Dort hatte sich eine frühere Mitarbeiterin des Hotels gemeldet. Aufgrund dieser Hinweise stellte die Behörde in Hannover Strafanzeige bei der Polizei.
Eine Konsequenz haben die Ermittlungen und die Fernsehberichte des NDR offenbar bereits gehabt: Zwei Jugendliche aus dem nordrhein-westfälischen Witten sind vom zuständigen Jugendamt wieder aus dem „New Way Hotel“ ausquartiert worden. „Ich hoffe, dass jetzt endlich Ruhe einkehrt“, sagt Hilgermissens Bürgermeister Johann Hustedt.
Dass das „New Way Hotel“ Magelsen einmal solche Probleme bereiten würde, hätte er nicht gedacht. „Die Gemeinde freut sich, dass in das Gebäude wieder Leben einkehrt“, erklärte Hustedt kurz vor der Eröffnung im Juni vergangenen Jahres. Investor Mayer beschrieb das Konzept damals so: Vor allem an junge Leute sollte sich das Angebot richten. Er sprach von Jugendlichen in schwierigen Situationen, aber auch von Familiengruppen oder Fahrradtouristen. Alle schienen sich einig zu sein: Das ist neu, das ist spannend, das ist vielversprechend.
Drei Monate später, im September, sei es zu den ersten Zwischenfällen gekommen, erinnert sich Hustedt. Die Angaben, wie häufig die Polizei vor Ort war, sind widersprüchlich. Mehr als ein Dutzend Fälle innerhalb knapp eines Jahres bestätigt eine Sprecherin der Inspektion Nienburg offiziell.
Hustedt sagt, immer wieder hätten sich Bürger bei ihm gemeldet und gefragt: „Mensch, kannst Du da nicht was machen?“ Als der NDR sich wegen eines Interviews meldete, sei er erst skeptisch gewesen. Doch dann sei er zu der Überzeugung gelangt: „Wir müssen in die Offensive gehen.“