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Wer produziert die Hühnerbrust?

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Uwe Hormann mit einem Eintagsküken.
Uwe Hormann mit einem Eintagsküken. © -

Nienburg - RADDESTORF (sl) · Einkauf bei einem Nienburger Lebensmittel-Einzelhändler: „Hähnchenbrust – aufgezogen von unserem Landwirt Uwe Hormann aus Raddestorf“, steht auf dem Etikett eines 200-Gramm-Stücks aus dem Selbstbedienungs-Kühltresen. Verbraucher bekommen damit vom Hersteller einen wichtigen Hinweis. Aber: Gibt es den Landwirt wirklich, oder ist es nur ein Werbegag?

Und wie sah das Leben des Masthähnchens vor dem „Einzug“ in den Kühltresen aus? Eine Spurensuche anlässlich des Weltverbrauchertags (15. März) vom Supermarkt bis zum Bauern.

Die Recherche gestaltet sich relativ einfach – ein Blick ins Telefonbuch genügt. Landwirt Uwe Hormann (43) lebt in der kleinen Siedlung Halle bei Raddestorf. Zu seinem Hof gehörte ein Masthähnchenstall für 15 000 Tiere. „Wir haben vor über 20 Jahren von Sauen und Mastschweinen auf Hähnchen umgestellt, da mir der Markt kalkulierbar erschien“, erklärt Hormann. Ende 2009 gab er den heimischen Stall auf, da er arbeitswirtschaftlich nicht mehr effektiv war. Die Hähnchenmast blieb aber dennoch sein Standbein. 2002 entstand am Ortsrand von Höfen ein neuer Stall. In Kooperation mit Dirk Mayland-Quellhorst zieht Hormann dort 39 000 Hähnchen auf. „Alleine war mir die Investitionssumme zu groß“, erklärt der 43-Jährige.

Wie läuft nun die Hähnchenmast ab? Die Tiere kommen als winzige flauschige Puschel, so genannte Eintagsküken, in den Stall, der vorher mit einer dicken Schicht Maisstreu ausgelegt wurde. Ein spezieller Futtermix aus Getreide, Vitaminen und Eiweiß hilft bei der täglichen Gewichtszunahme. Luft, Licht, Wasser- und Futtermenge sowie Wärme steuert ein Computersystem, das bei Alarmsituationen automatisch Landwirt Hormann über sein Handy informiert.

Zweimal täglich gehen der Bauer oder sein Kollege selbst durch den Stall, um die Tiere zu beobachten. „Wir schauen uns an, wie die Tiere fressen, ob das Gefieder richtig wächst oder ob kranke Tiere dabei sind“, erklärt der 43-Jährige. Hygiene spielt im Stall eine extrem wichtige Rolle. Deshalb kommt nur jemand in den Stall, der vorher die Kleidung mit einem Overall getauscht und die Schuhe gewechselt hat. Das Risiko einer Infektion ist zu groß.

Nach 30 Tagen haben die Hähnchen ein Gewicht von 1500 Gramm erreicht. Einige dieser Tiere werden jetzt bereits aus dem Stall geholt und als Grillhähnchen weiterverarbeitet. Die anderen Tiere bleiben noch sechs Tage länger in Höfen – dann bringen sie um die zwei Kilogramm auf die Waage. Die Tiere werden in Wietzen-Holte oder Lohne geschlachtet und anschließend zerlegt.

Für Bauer Hormann beginnt nun die intensive Zeit der Stallreinigung. Mindestens zweimal wird die Fläche desinfiziert. Der Hühnerkot wandert gemeinsam mit Energiepflanzen in die benachbarte Biogasanlage zur Stromerzeugung. Die dabei entstehende Wärme nutzt wiederum dem Hühnerstall, der zwischen 20 und 35 Grad warm sein muss.

Nach zehn Tagen beginnt ein neuer Durchgang – wiederum mit Eintagsküken. Sieben bis siebeneinhalb Durchgänge pro Jahr schafft die Kooperationsanlage in Höfen auf diese Weise. Die Wahrscheinlichkeit, ein Hähnchen aus der Produktion im Kühltresen zu finden, ist damit relativ groß. Landwirt Uwe Hormann begrüßt die Idee mit dem Namens-Aufdruck: „Ich hatte auch schon einen Anruf aus Schleswig-Holstein.“ Die Transparenz für den Verbraucher ist ihm wichtig – nicht nur am Weltverbrauchertag. Deshalb nahm er auch 2008 am „Tag des offenen Hofes“ teil, wo hunderte Besucher seinen Stall von innen sehen konnten.

Der nächste „Tag des offenen Hofes“ in der Region ist übrigens am 13. Juni. Weitere Infos unter

WWW.

tdoh.de

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