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„Es war die Reise meines Lebens“

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Auch im bayrischen Miltenberg hat Winkler eine Pause eingelegt.
Auch im bayrischen Miltenberg hat Winkler eine Pause eingelegt. © Mediengruppe Kreiszeitung

Eitzendorf - Von Alena Staffhorst. 34 Tage, 2442 Kilometer und 415 Liter Diesel – das ist die Zahlen-Bilanz von Ralf Winklers Trecker-Tour quer durch Deutschland. Aus emotionaler Sicht ist er sich sicher: „Das war die Reise meines Lebens.“ Mit vielen neuen Erfahrungen und nach spannenden Erlebnissen ist er kürzlich wieder in Eitzendorf angekommen und plant schon jetzt seine nächste Tour.

„Es ist wirklich toll, wie freundlich und aufgeschlossen die Menschen waren“, ist der 58-Jährige noch immer begeistert. Mit seinem Trecker samt Wohnwagen hat er sich den Weg bis nach Süddeutschland gebahnt, einen Zwischenstopp im österreichischen Eitzendorf gemacht und ist an der tschechischen Grenze entlang wieder gen Norden gefahren.

„Ich habe eine Woche weniger gebraucht als geplant, weil am Chiemsee in Bayern so schlechtes Wetter war. Da bin ich lieber schnell weiter gefahren, statt Wanderungen und Ausflüge zu machen.“

Geschwankt haben die Temperaturen während seiner Tour zwischen sieben und 37 Grad. „Ich hatte eine Panzer-Kombi – einen Einteiler mit Fell drin – von der Bundeswehr mit, die hat mich auch an den kälteren Tagen auf dem Trecker warm gehalten.“

Während Winkler bei seinem ersten Versuch im vergangenen Jahr aufgrund einer Panne schon in Offenbach am Main abbrechen musste, ist dieses mal nur eine Schraube am Auspuff des Treckers abgerissen. „Das war aber kein Problem, für 20 Euro habe ich es reparieren lassen.“

Den Rest seiner Tour habe er in vollen Zügen genossen. Neben geplanten Treffen mit seiner Frau sowie Bekannten habe er auch viele neue Menschen kennengelernt. „Man muss keinen Kontakt suchen, wenn man mit so einem Gespann unterwegs ist. Die Leute kommen von alleine auf einen zu“, sagt er lachend. „Wenn man ein bisschen aufgeschlossen ist und nicht mit einem muffeligen Gesicht dasitzt, macht man schnell neue Bekanntschaften.“ Und teilweise blieb es nicht bei kurzen Gesprächen, sondern er wurde in eine Kneipe oder ein Restaurant eingeladen. „Einer meinte gleich zu mir: ‚Hey, ich sitze da hinten im Eiscafé mit ein paar Biker-Freunden, du würdest gut in unsere Gruppe passen, komm doch vorbei.‘“

Wenn mal kein Campingplatz in der Nähe war, fand Winkler meist schnell jemanden, bei dem er sich aufs Grundstück stellen konnte. „Nur in Eitzendorf in Österreich war das nicht so einfach“, erinnert sich Winkler mit einem Schmunzeln. „Der Ort hat knapp 100 Einwohner, und ich wäre fast dran vorbei gefahren.“

Als er sich beim ersten Hof vorstellte und um einen Stellplatz bat, wurde er gleich ohne viele Worte an ein anderes Haus verwiesen. Der Besitzer ließ Winkler zwar dort seinen Trecker abstellen, doch dessen Frau blickte nur böse um die Ecke, als sie den Reisenden sah.

„Ich war etwas enttäuscht, dass gerade die Menschen in Eitzendorf so unfreundlich sind“, sagt Ralf Winkler. „Doch abends hat mich der Mann dann noch in eine Kneipe eingeladen und erklärt, dass sich in dem Ort aktuell Banden aus Osteuropa rumtreiben, die schon einige Wohnungen ausgeräumt hätten.“ Dank dieser Erklärung konnte sich Winkler doch mit einem guten Bild der österreichischen Eitzendorfer auf den Weg zurück nach Deutschland machen.

Die Angst im Vorfeld, durch die doch recht überschaulichen 20 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit des Treckers den Ärger der Autofahrer auf sich zu ziehen, blieb unbegründet. „Ich habe immer versucht, zwischendurch mal rechts ran zu fahren. Einmal ging das jedoch gar nicht. Da musste ein Linienbus mehr als 15 Minuten hinter mir her fahren. Als er dann schließlich vorbeigefahren ist, hat der Fahrer trotzdem ganz freundlich gewunken.“

Nach fünf Wochen ist Winkler wieder in der Heimat angekommen. „Ich bin mir sicher, das war nicht meine letzte Tour“, sagt er. „Für nächstes Jahr plane ich eine Reise durch die Niederlande und Belgien bis ins Saarland und zurück.“

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