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Realistisch wie Fotos und doch gezeichnet

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Das Bild zeigt Saleh Abdul-Nabi und seine Freundin Mina Grin. - Foto: Vivian Krause
Das Bild zeigt Saleh Abdul-Nabi und seine Freundin Mina Grin. © Vivian Krause

Eystrup - Von Vivian Krause. Wie Fotos sehen die Zeichnungen von Saleh Abdul-Nabi aus. Sie entstehen in stundenlanger Millimeter-Arbeit, erfordern Geduld und Begabung. „Jeder Mensch hat ein Talent, man muss es nur finden“, sagt der 34-Jährige aus Eystrup. Seins entdeckte er bereits in seiner Kindheit.

Mit 13 Jahren hat er begonnen zu zeichnen. Zunächst Comicfiguren wie Donald Duck oder Micky Maus. Dann malte er seinen Vater nach der Vorlage eines Fotos, das seine Oma ihm gegeben hatte. „Für mein damaliges Alter sah es top aus“, erinnert sich der heute 34-Jährige, der 1992 aus dem Libanon geflüchtet ist – ohne seine Eltern. Daher kennt er sie nicht. Seine Großeltern sagten ihm, dass sein Vater auch mal gezeichnet hat, aber eher im Stil von Pablo Picasso, eher abstrakt.

Anschließend sei Saleh an einen See gefahren und habe das Wasser gezeichnet oder beobachtete Straßenkünstler bei ihrer Arbeit. „Das sah gut aus, aber oft nicht realistisch“, sagt Saleh.

Am liebsten zeichnet er mit Bleistiften des Härtegrads 12B, also mit sehr weichen. Auch Naturkohle und Pastellkreide finden sich in seinen Bildern wieder. „Ich hasse Radieren“, sagt Saleh. „Aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden.“

Bilder in die USA verschickt

Apropos radieren. Nachdem er ein Bild verschickt hatte, bekam er einmal die Bitte, es nachzubessern. Der Grund: Die Empfänger hatten mit einem Radiergummi überprüft, ob das Bild auch tatsächlich gezeichnet ist – so realistisch wirken die Zeichnungen. „Seitdem laminiere ich vieles“, sagt Saleh.

Saleh Abdul-Nabi zeichnet sowohl Gegenstände als auch Menschen. - Fotos: Saleh Abdul-Nabi / S.A.
Saleh Abdul-Nabi zeichnet sowohl Gegenstände... © Saleh Abdul-Nabi / S.A.

Seine Zeichnungen unterscheiden sich in Standard, Realismus und Hyperrealismus. Er zeichnet alles – von Menschen über Tiere bis hin zu Gebäuden, von Auftragsarbeiten über selbst gewählte Motive. Der 34-Jährige hat aus diesem Grund ein Kleingewerbe angemeldet. „Doch es muss nicht immer um Geld gehen“, sagt er. Viele Werke habe er auch gespendet.

...als auch Menschen.
...als auch Menschen. © Saleh Abdul-Nabi / S.A.

Seine Bilder verschickt er in unterschiedliche Länder – auch nach Polen, Österreich und in die USA. Saleh schätzt, dass er mehr als 1000 Bilder gemalt hat. „In jedem verarbeite ich etwas.“ Besonders beim Zeichnen von Menschen nimmt er sich viel Zeit. „Ein Porträt ist nicht nur ein Bild, da steckt mehr dahinter“, sagt er. So kann das Zeichnen zwischen sechs Stunden und mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Sollte er mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein, zerreißt er das Bild. Und fängt wieder von vorne an. Dieser Perfektionismus kommt offensichtlich an. Bei Facebook hat der Künstler rund 11 400 „Gefällt mir“-Angaben. Regelmäßig zeigt er dort seine Werke, stellt Videos ein oder informiert seine Fans. Zum Beispiel, wenn er wieder Kapazitäten für Auftragsarbeiten frei hat.

Kräftig Hilfe via Facebook 

Facebook habe ihm sehr geholfen. So haben einige von ihm porträtierte Prominente sein Werk auf ihrem Kanal geteilt. „Ich habe Personen des öffentlichen Lebens angeschrieben und gefragt, ob ich sie zeichnen dürfte“, sagt Saleh. Und bekam ein paar Rückmeldungen. Als Beispiel nennt der Künstler, der als „S.A.“ zeichnet, Thomas Drechsel. Der Schauspieler verkörpert in der Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ Max „Tuner“ Krüger. Aber auch Schauspieler Dieter Hallervorden meldete sich, ebenso das Model Betty Taube-Günter. „Sie haben die Bilder auf ihren Facebook-Seiten gepostet“, sagt Saleh. „So sprang meine Fanpage in die Tausender.“ Er brauchte fast vier Tage, um auf alle Nachrichten antworten zu können.

Er arbeitet zu Klassik und Bruno Mars

Nicht jeden Tag nimmt er die Stifte in die Hand. Manchmal könne er sich nicht zu 100 Prozent auf ein Projekt einlassen. Doch wenn er zeichnet, hört er Bruno Mars, aber auch mal klassische Musik.

Noch in diesem Monat geht es für den 34-Jährigen nach Bremen. Er hat eine Einladung zum Casting von „Das Supertalent“ erhalten. Was er dort zeigen wird, verrät er noch nicht. Nur so viel: Auch seine Kunst wird eine Rolle spielen.

www.facebook.com/drawingsbysaleh

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